Auch in Italien steppt der Punk noch freudig im Zeitenstaub, trotz derber rechter Schatten in den letzten Jahren. Bestes Beispiel für gesunden Geist und die berühmte italienische Sonne im Gemüt sind Talco aus Marghera (*ein auf dem Festland befindlicher Stadtteil Venedigs). Ich könnte mir bestens lebhaft einen Gondelkonvoi vorstellen auf dem diverser Pärchen vom SkaPunk Talco's beschallt für eine ausgelassene Party zu Wasser sorgen.
Nach über 16 Jahren Bandbestand und 9 Releases (inkl. der Release-Verbrüderung mit dem in Hamburg ansäßigen Kultfußballclub St. Pauli im Jahr 2.009) gehen Talco mit ihrem 10. Release auf erneuten Ohrenfang. (nicht nur hierzulande) Für mich persönlich das (bzw. die) erste Full Length Date(s) mit Talco.

Bereits der Opener "Al Parto Sfigurato Della Supertioritá" (Track 1) geht mit gefühlt sizilianischer Sonne im Gemüt durch die Tür und lässt wirklich von Ohrwurmqualitäten besetzten Ska Ankunft feiern, der mit "Onda Immobile" (Track 2; Anspieltip I) deutlich Punk Rock-iger gestützt direkt mit Haaren auf den Zähnen in Richtung System tanzt. Schade just, dass man ohne italienische Sprachkenntnisse die Texte nicht versteht, allerdings leben Talco auch von genauen diesem Sprachklang, der zuweilen auch in diesem "nice Sound" Two-Face-Artists anprangert - "Señor Hood" (Track 3). Teils klingen Talco etwas Pop affin, haben aber auch Redneck-Country Elemente (via Banjo) dabei, wie sie zu Zeiten der Rednex zelebriert wurden. Auf jeden Fall gehen Talco definitiv mit Tanzgarantie ins Rund. Live dürften sie auch mit diesem Album fette Parties abreißen. "Bomaye" (Track 4; Anspieltip II), das Mohammed Ali (R.I.P.) gewidmet ist, ist da der beste Beweis.

Während "Reclame" (Track 5) rein instrumental durchtanzt, kommen in "Lunga La Macabra Stanza" (Track 6) wieder zeitgemäße Themen (Abhängigkeit von Technik; Streben nach Polurarität) zur Sprache. Irgendwie klingt selbst das noch viel zu fröhlich, so dass keine wirkliche "Pissed Off" Stimmung aufkommt. Vielleicht liegt das auch an der sehr klangvoll-sauberen Produktion und der Fröhlichkeit des Ska Sounds?
Das leicht französisch Flair, das mittels Akkordeon-Introducing zu Beginn des Albumtitelstückes "And The Winner Isn't" (Track 7) aufkommt, lässt da schon etwas Abwechslung zum Zuge kommen, leider auch nur rein instrumental, was regelrecht nahtlos in "La Verità" (Track 8) übergeht und den bislang roten Zutatenfaden weiterlaufen lässt. Lediglich die Akkordeonpassage(n) sorgen für hörbare Abwechslung. Schade, etwas wenig. :/

Vielleicht ist Ska einfach nicht für eine flächendeckendere Abwechslungsbreitseite gemacht? Wobei "Intervallo" (Track 9) mit vertrauten Rhythmen gute Ansätze innehat, die mit "Domingo Road" (Track 10; Anspieltip III) endlich etwas mehr frischen Wind zu Ohren bringen. Auf jeden Fall haben sich Talco thematisch zumindest recht vielseitig aufgestellt. Deutlich gitarrenlastiger mag ich persönlich Talco am Liebsten, so wie sie das, trotz konstanter Melodiebögen, bei "Avatar" (Track 11; Anspieltip IV) zu zocken wissen. Bislang das stärkste- und gleichzeitig temporeichste Stück auf diesem Album, das den Stilbegriff "Ska Punk" zurecht verdient.

Aber auch akustische Nuancen wie beim folgenden "Matematica Idea" (Track 12) halten das Tempo und Saiten infolge hoch. Warum erst an so später Stelle? Denn mit "Silent Avenue (Nella Strada II)" (Track 13) findet dieses Album bereits sein offizielles Finale. Für die Sammler/Fans unter Euch gibt es allerdings noch eine 4 Track umfassende Bonus CD obendrauf, z. B. mit Stücken wie "St. Pauli (deutsche Version)", sowie je zwei spanischsprachige Stücke und zu guterletzt sogar einem englischsprachigen Track.
Für meine Ohren bleibt Ska/Ska Punk noch immer Geschmackssache, auch nach diesem Album. Dennoch kann ich mir Talco bestens auf Festivals wie dem Resist To Exist z. B. vorstellen.

V.Ö:: 23.02.

7,35/10 Schafe Schüsse

(Long Beach Records/Broken Silence 2.018)

http://www.talco-punkchanka.com/welcome/
https://www.facebook.com/talcopunkchanka/

Danny B