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SNOWFALL, #7

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

11-2017

Label: 

Genre(s): 

Kurz vor Jahresende meldet sich Sint mit einer neuen Ausgabe seines Snowfall Fanzines zurück. Aus dem recht dehnbaren Begriff "Fanzine" ist mittels dieser Ausgabe fast schon so etwas wie ein Rundbrief in Heftform geworden. Der Inhalt unter dem auf Heftcover integriertem Beititel "Denkheft für misanthropische Astropunks" (by the way ein echt schickes Cover, das stilistisch stark an die früheren "Fatal Underground" Ausgaben erinnert) erweitert den Spannungs-/Themenbogen. Die Themengewichtung ist für meinen (subjektiven) Geschmack dann doch etwas zu stark auf die Machenschaften- und die Ausrichtung der Kirche (vor allem der katholischen; wobei die eveangelische im Heft auch nicht ausgespart wird) ausgerichtet, die zwar definitiv nicht unwichtig sind, aber doch auch 'ne Menge Platz im Heft einnehmen - "Bibelstunde" (S.40), "Nur eine Konklusion der Schöpfung" (S.41), "Religion und Faschismus" (S. 43-47), "Das Reichskonkordat" (S.48-53). Wer sich intensiver mit der Geschichte der Kirche und ihren politischen Verstrickungen auseinandergesetzt hat, wird davon wissen, wenngleich manch' eingestricktes Zitat von Politikern der Nachkriegsgeschichte schon für starke Verwunderung sorgen dürften, sofern man diese nicht bereits kennt. Da kommt z. B. Adenauer nicht gerade glücklich weg. 

Sint's Vorwort hingegen geht schon stark in Richtung der psychedelischen Philosophie, die der von Laotse/Shakespear ("Sein oder nicht sein...") z. B. nahekommt oder auch etwas Freud'schen Touch innehat, zumindest meinem Empfinden nach. Was ich nach wie vor sehr mag, sind die thematischen Auseinandersetzungen mit der Tierwelt, die ja uns alle immer wieder angeht - "§ Tierschutzgesetz oder Tiertötungsgesetz?" (S.24 & 25) - sehr stark gelungen! Aber auch die Interviews sind 'nen Check wert (stellenweise leider auch etwas fad/lasch; frei nach dem Motto "Ich mach' mir 'n Bier auf und mache etwas Blablablub Standard über Metal, Vinyl etc.), gehen allerdings auch nur ein Stück weit unter die Oberfläche, wie es beim Interview mit Survival Of Instinct (S. 6-11), mit Tacheless (S.12-15) oder auch mit Desaster (S.16-21) der Fall ist.Irgendwie typischer Interviewstoff, den man von diversen Metal Bands schon ähnlich gelesen hat. 

Interviewmäßig sticht in dieser Ausgabe das zunächst etwas trocken angehende Interview mit dem (Tier-)Rechtsanwalt Dr. Antoine F. Goetschel (S.58-68), der das GlobalAnimalLaw.org Project vorstellt und Hintergründe etc. erläutert (was dieser manchmal [gefühlt] etwas zu "anwältisch" ausführt), genauso wie das Interview mit dem Fanzine Macher Sille hervor, dem Herausgeber des "Schreikrampf" Fanzines. Sehr lesenswert! Wenngleich Sint gerade bei diesen beiden Interviews dem jeweils Interviewten zu viele Fragen vor den Bug knallt. Zwar alles interessante-, recht (teils tiefen-)philosophische Fragen, aber dann doch lieber ein wenig less is more das nächste Mal, dann liest es sich definitiv noch besser, sprich flüssiger. ;-)

Es sind (oder "sint" haha) vor allem die Miniartikel, die dieser 7. Ausgabe etwas mehr Würze mitgeben. Warum nicht davon mehr? Lediglich die erneut neu durchgekaute Thematik "Tod" (bzw. "Freitod") am Ende des Heftes -"Euer Leben ohne mich! Was kommt nach dem Leben/Tod?" törnt mich echt mega ab. Wer schon Menschen via Suizid verloren hat, wird vielleicht nachvollziehen können, dass gerade diese Thematik einfach stark polarisiert und Analysen dessen eher überflüssig sind (egal in welche Richtug diese gedanklich gehen), viel wichtiger wäre doch, dass die Dinge, die zum Suizid führen, besprochen/ausgesprochen-, also enttabuisiert gehören, so dass die noch Lebenden ihr Miteinander wieder mit deutlich mehr Empathie und Sozialisierung untereinander vonstatten gehen lassen. 

Am Ende kann man die 200 Cent Heftkosten allerdings für die 79 Seiten schon mal raushauen, immerhin fördert das den Fortbestand der Fanzine Kultur. Ich persönlich würde mir etwas mehr Themen mit Bezug auf Musik, Kulturen oder auch mit Bezug auf aktuellere Themen bzgl. der Entwicklungen unserer Zeit/Gesellschaft etc. wünschen, denn aus Vergangenheit kann zwar lernen, aber eben leider nichts mehr ändern. 

6,55/10 Schafe Schüsse

(Sint 2.017)

Infos & Order: snowfall-zine@gmx.de

Danny B

Schaf Schüsse: 

6
Eigene Bewertung: 6

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