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SCHLEPPHODEN, Ultima Ratio

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

08-2007

Label: 

Genre(s): 

Zugegeben, hier findet ein viel zu spätes Rendevouz statt. Und das mit satten 8 Jahren Verspätung, was schon wieder Punk genug ist, um Tuchfühlung zu erlangen, "...aber hören wir mal genauer nach!" dachte ich mir als vor einigen Wochen diese Scheibe im Briefkasten lag. Gerade nachdem ich diese megasympathischen Jungs & Frau aus der Gegend Hannover näherkennenlernen durfte, wurde es mir nach bewusst erlebtem Konzert im Dezember 2.014 ein Bedürfnis mehr als nur den Song "Feuer und Flamme" kennenzulernen. Netterweise reichte mir Gitarrist Sid höchstselbst per Post das im Moment noch aktuelle-, hier vorliegende Schlepphoden Album "Ultima Ratio", das mir den Punkgeist erfrischte wie ein Schwung Kaffeé am Morgen.

Allein schon der Bandname blieb sofort in meinem Kopf als ich ihn vor Jahren das erste Mal auf dem Resist To Exist in Berlin vernahm, weshalb man letztlich musikalisch auch nie fremd-, sondern quasi "bekannt"-geht. Und werfen Schlepphoden werfen die "Maschinen des Todes" (Track 1; Anspieltip I) mit einleitendem Sample an und treten das Gaspedal direkt durch, das vom Schlagzeug her fast schon in Metalgefilden voranböllert. Wüsste man nicht, dass dieses Album bereits 2.007 erschienen ist, könnte man diesen Song aktuell auf den Krieg in der Ukraine beziehen. Fakt ist, dass dieser Einstiegssong sich über mehrere Durchläufe direkt in den Ohren festfrisst, was nicht zuletzt dank Meiky's Stimme der Fall ist. Dass Punkmucke nicht gänzlich ohne Chorgesänge auskommen muss, machen Schlepphoden dank "Ignoranz" (Track 2) klar und setzen den Haken (deutlich ohne Kreuz!) auf der Checkliste. Hier scheint mir das Schlagzeug etwas zu weit im Vordergrund gemischt zu sein(?), rein soundmäßig, was aber das Gitarrensoli ein wenig ausgleicht, zumal Gitarrensoli im Punkbereich nicht unbedingt an der Tagesordnung sind. "Wer hat, der kann, der/ die soll ja auch!" sage ich immer. Typischen Alltagsstoff direkt aus dem Lauf der Dinge übernommen, bringt "Leben" (Track 3; Anspieltip II) Abwechslung auf, was nicht zuletzt dank der erweiternden Stimmfarbe/ -nuance Meiky's so ist. Dieser Song hat das Flair alter Jugendtage in sich, das eine Art Kontrapunk-t zum damals weit verbreiteten "No Future" darstellt (in der Retrospektive gesehen). 

Und wenn man gedanklich schon einmal gedanklich in den alten Tagen zu Besuch ist, passt das folgende "Zeit" (Track 4; Anspieltip III) bestens in den Kontext und bringt vor allem den Weg von Meiky näher. Die Refrainzeile "Schön war die Zeit, denn sie war unser..." brennt sich über mehrere Durchläufe so fest, dass man irgendwann mindestens mitsummt. Mit deutlich mehr Tempozug pogt "Ich wache Morgens" (Track 5) in 1:58 Minute zum noch schnellerem "Ihr wisst doch was Ihr wollt" (Track 6) weiter, das mich in dem Tempo irgendwie sofort an die Abstürzenden Brieftauben erinnert. Der Text hat nicht nur Message, sondern passt zeitloserweise auch anno 2.015 noch ins aufbegehrende Rund.

Was an Schlepphoden besonders hervorsticht, ist die Leichtigkeit der Musik, die immer genug Punk und auf den näheren Blick auch genug Gedankentiefe mitbringt, ohne zu schwer/ zu bleieren zu wirken. (* wenngleich der Satz hier mit etwas Zwinkern eine ungewollte Doppeldeutigkeit mitbringt) -"Weisheiten" (Track 7)- An "Information Overdose" (Track 8; Anspieltip IV) erinnere ich mich noch sehr gut bzgl. deren Konzertes im Dezember 2.014, weil es diesen Crossoverdrive innehat, wie man ihn Mitte der '90er oft und gern vernommen hat. Rein musikalisch groovt "Information Overdose" total fett raus und dürfte sowohl die Parties, wie auch die Schlepphoden Konzerte auf Temperatur bringen. Wenn man den Songtext im Rückblick sieht, haben Schlepphoden auch hier Zeitlosigkeit zu Papier gebracht, denn an der medialen Überdosis hat sich bislang nichts geändert. Mit "Sinne" (Track 9) geht man thematisch auch mal ins Zwischenmenschliche, was wider Erwarten in den Albumkontext passt, zumal es musikalisch flüssig zugeht. Mehr (thematischen) Mut zum Risiko, denn Mensch ist Mensch und bleibt es.

Während im Booklet "Mehr als Freundschaft" (über dem abgedrucktem Songtext) als Songtitel steht, liest man auf dem Backcover just den Titel "Freundschaft" (Track 10). Ein klassischer Kaufgrund für Sammler von Fehldrucken. ;-) Thematisch geht es hier zwischenmenschlich auf die nächste Ebene und passt daher zur Thematik des vorherigen Songs. Um aber wieder mehr Pogofeeling ins Rund zu schmettern und das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, geht es mit "Mord" (Track 11) wieder mit mehr Zug nach vorn. Dank der abgedruckten Texte, kann der geneigte Hörer sich hier intensiv mit den Songs auseinandersetzen, was sich durchaus lohnt. Ob "Vorbei" (Track 12; Anspieltip V) quasi die Trilogie der zwischenmenschlichen Songthemen komplettiert oder ob der Song eher einer anderen Thematik zuspricht, weiss ich zwar nicht, aber rein musikalisch geht es hier erneut im Crossoverstyle zu, was auch müde Geister munter macht. Zum Albumabschluss macht das bekannte "Feuer und Flamme" (Track 13; Anspieltip VI) den Sack zu. (* übrigens ist "Feuer und Flamme" kein Kalte Krieger/ Atemnot Coversong, sondern teilt sich nur den Songtitel!) 

Fakt ist, dass dieses Album Spass macht, zum Denken anregt und dabei den freien Punkgeist am Leben hält. Ich bin gespannt wann das nächste Schlepphoden Album erscheint und wie sich Schlepphoden dann anhören?! Ich hoffe es irgendwann 2.015 auf ein Konzert zu schaffen, denn gerade live machen Schlepphoden echt Laune, zumal sich dann deren Energie und Ausstrahlung noch besser entfaltet.

 

6,85/ 10 Schafe Schüsse

(Schicksal Records 2.007)

http://www.schlepphoden.com/ 

https://www.facebook.com/Schlepphodenband

Danny B

Schaf Schüsse: 

6
Eigene Bewertung: 6

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