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REFLECTOR "Turn"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

03-2019

Label: 

Genre(s): 

Die Geschichte der Schweizer Band Reflector geht bis ins Jahr 1.997 zurück als Andreas Heller (git, voc.) und David Reumüller (dr., voc.) ihre heutige (von der Band selbst) im Sludge-Rock verortete Band als Duo gründeten. Mittlerweile hat man mit Martin Plass (b., voc.; *u. a. The Striggles) die mittlerweile zum Trio angewachsene-,  im Nachbarland Österreich angestammte Band komplettiert. Man kann dieser Band schon allein für deren Durchhaltevermögen just den Grundrespekt zollen, den sie einfach verdient haben.  

Ich für meinen Teil hatte mittels des vorliegenden neuen Albums "Turn" auch einiges an Wissens-/Kennerlücken zu schließen und war im Vorfeld schon des cool-schlichten Coverartworks wegen gespannt welche Art Mucke mich (fernab von Selbst-/Labelbeschreibungen) erwarten würde? Schon der Opener "Tuning" (Track 1), der Doom-Sludge-ig angenehm tiefgetönt im ersten Gang anfährt, um zum vollmundigen "Turn" auszuholen, hat etwas für sich. Gesanglich kommt es anders als erwartet. Stellt Euch vor man kreuzt 'ne Doom zugeneigte Band mit einer eher ruhiger ausgelegten (Grunge) Rock Band. Das Ganze klingt im Erstdurchlauf bereits angenehm anders. Bereits mit "Grim Reaper" (Track 2) kommt der längste Albumtrack zum Zuge, der die Doom-igen Weiten ausweitet. Ob der Songtitel hier eine Hommage an die gleichnamige Heavy Metal Band ist, kann nur gemutmaßt werden. Musikalisch zeigen Reflector sich hier allerdings deutlich facettenbreiter und haben auch Noise/Grunge Elemente mit einfließen lassen, die stellenweise sogar eine Art Groove-Drive zulassen. Freunde des Old Schooligen Doom Death Metalsounds (abgesehen vom Gesang!) werden hier über weite Strecken ihre Hörfreude haben. Diese Art Sound kann man nicht erklären, wenn man ihn nie vorher vernommen hat, obwohl das Stück noch vor der 5:00 Minutenmarke in stoisch-ruhevolle Verheißung(en) verfällt und auf den letzten Metern zurück zu kontraststarken Doom Riffs kehrt. Diese Art Doom Rock hat wirklich einen gewissen Reiz für sich, den man jedoch bislang noch nicht an etwas Bestimmten abmachen kann. Die experimentellen Charakterseiten haben dabei ihren unabdingbaren Anteile, die mit "Islands II" (Track 3; Anspieltip I) noch etwas vertieft werden und sich erst kurz vor Songmitte aufraffen, um in einen "herkömmlich-greifbaren" Songarrangement zu münden. Erneut denke ich an diverse, unbekannte Grunge Rock Bands zurück, die vor allem in den Läufen der '90er Jahre meine Wege säumten und kreuzten. So einen kleinen Old School Funken von Alice In Chains meine ich dabei auch ausmachen zu können. 

Strukturell haben die Schweizer Wahlösterreicher sich etwas dabei gedacht, so viel scheint klar. Irgendwo in der Zeitlupenbewegung zwischen Up und Down kann man die eher konzentrierte-, aber mit voller Bodenhaftung fahrende Mucke platziert sehen. "Bar" (Track 4) fließt dann auch eher stoisch wirkend rein instrumental dahin, was erst nach hinten raus mehr Auflockerung/Spannungsaufbau erfährt. Deshalb trotzdem nicht schlecht ist, nur eben etwas anders (was ich völlig wertungsneutral meine). Diese Art Zwischenbrücke auf diesem "Turn" durch gefühlte Karglandschaften mit leichten Endzeittouch führt zu "Leave The Rave" (Track 5; Anspieltip II) bei dem nach der mittlerweile fast gewohnten Doomwalze auf den ersten Metern tatsächlich ein starker Rocksong wartet, um Euch abzuholen. Die Einflüsse diverser '70er Jahre Rockgrößen schimmert dabei vor allem gesanglich durch. Vor allem die Tieftönerschlagseiten (bzw. -saiten) ziehen sich durch dieses Album, was nicht nur enorm viel Raum einnimmt, sondern gleichbedeutend mit dem Kernsound von Reflector in Sachen (Sound-)Wahrnehmung sein Existenzfundament findet. Insgesamt sitze ich noch immer ein wenig zwischen den Stühlen, die den fiktiven Raum zwischen "ja, hat echt was" und "hm, ich weiß nicht so recht..." teilen wie Moses das Meer. Led Zeppelin trifft auf Black Sabbath/Ozzy... "Down The Drain" (Track 6) und erinnert stellenweise manchmal leicht an die Jungs von Deville, trotz der teils eingestreuten Spiritual Elemente, die vor allem nach hinten raus mehr Gewicht bekommen und dank der loop-/mantraartigen Instrumentalparts wie aus einem Guß einen weiteren farblichen Neuanstrich mitbringen. Mit der Coverversion "If You Go Away" (Track 7; Anspieltip III) setzen Reflector noch einmal eine Bowie (gesanglich) beeinflusste Visitenkarte in die über weite Strecken stark düstere Landschaft. Die vielen musikalischen Größen, die sich im Laufe der Jahrzehnte ebenfalls an diesem Song "vercovert" haben, liest sich trügerisch, da das Original auf den Belgier Jaques Breil (*"Ne Me Quitte Pas") und den englischen Lyrics von Rod McKuen und das Jahr 1.959, bzw. 1.966 zurückgeht. Ob Marlene Dietrich, Dusty Springfield, Frank Sinatra (R.I.P.), Neil Diamond, Ray Charles (R.I.P.), Cindy Lauper, Madonna, Barbara Streisand oder viele der anderen Musiker aus der doch enorm lange Liste derer, die dieses Lied gecovert haben, stechen Reflector mit ihrer Bowie Einfärbung stark hervor, zumal David Bowie (R.I.P.) selbst diesen Song meines Wissens nach nicht coverte. 'N verdammt starker Albumabgang mit 'nem gewichtigen Schlusspunkt. Chapeau!

V.Ö: 05.04.19

 

7,25/10 Schafe Schüsse

(Noise Appeal Records/Rock Is Hell Records/Rough Trade Distribution 2.019)

http://www.reflector.at/

https://www.facebook.com/REFLECTOR-155714347835817/

Danny B

Schaf Schüsse: 

7
Eigene Bewertung: 7

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