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PSYCHOTIC YOUTH "New Wonders 1996-2021" [Best Of]

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

08-2021

Label: 

Genre(s): 

Psychotic Youth, eine schwedische Band, die zunächst von 1.985 bis 1.999 aktiv war und dann im Abseits stiller Jahre bis 2.015 verschwand, jedoch nie wirklich offiziell für aufgelöst galt. Was hier als "Best Of" daherkommt, gab es bereits mit "Small Wonders 1985-1995" schon einmal und gilt bei einigen Die Hards als Klassiker. Dort, wo der mittlerweile sicherlich etwas staubige Erstrelease in Sachen Werkquerschnitt aufhörte, setzte im August (bereits erschienen) "New Wonders 1996-2021" neu an, um bandfremden Musikbekloppten wie mir diese Band auch schmackhaft zu machen oder zumindest die Lücke in der Abteilung "kenn ich" zu füllen. Und diese Lücke wird mit den eher pop-rockigen Melodien von "I'M Still Waiting" (Track 1) auf leichtfüßige Wolken erst-entführt/eingeleitet, die wie eine Mischung aus The Beatles und den eher sanfteren The Clash/The Damned Stücken klingen. Irgendwie '70s/'80s von der Mischung her, aber eben auch traditionell in der Pop-Rock-Ursuppe verwurzelt. So ein klein wenig Billy Idol Flow tänzelt hier auch mal mit rein, wenn man z. B.  "On The Route Again" (Track 2) hört, während auch Swing und Rockabilly mit auf den Saiten mitschwingen. Alles noch nichts, das direkt vom Hocker reißt, aber immerhin für den Feierabendeinklang geeignet. Erst "Can't Call On Me" (Track 3) gibt etwas rauheren Wind in die Segel und spielt dabei sogar mit Blues Rock Elementen, während auch Keys/Hammondorgeltöne zu vernehmen sind, inkl. recht amtlicher Soli für den Rock-Faktor. Ähnlich geht es auch bei "Take Him For A Ride" (Track 4), das mich zu Beginn seltsamerweise an Shakin' Stevens (resp. Elivis-Einflüsse) erinnert/denken lässt. Das Ganze werkelt auch auch mit ein, zwei Country Rock/Blues Rock Eintopfzutaten der amerikanischen Einflussprägung zu Ohren. 

Bislang alles, nur eben nicht unbedingt "psychotic". Immerhin läuft dank "Takes You Down" (Track 5; Anspieltip I) auch mal ein spürbarer höherer Tempogang im Getriebe mit und lässt erneut The Damned Vergleiche zu. Es sind Stücke wie "You" (Track 6), die eher nach den '80ern-, statt nach den '90er Jahren klingen. Vermutlich aus den frühen '90ern(?), als noch viele verschleppte '80er Jahre Spuren/Einflüsse nachhallten. So richtig warm wird man mit dem hierr zu hörenden Material heutzutage als Neuhörer (bislang) nicht unbedingt, zumal man bei zig AOR Bands schon vielfach ähnliche Stücke im Laufe der Zeit gefressen/gehört hat - "Nr. 1 In My Heart" (Track 7). Bis auf wenig kurzlebige Lichtblicke zwischendurch, bleibt die Rezeptur der Arrangementmuster eher durchschnittlich und plätschert eher vor sich hin - "Kingdom To Be Found" (Track 8). Zwar gibt es auch mal interessantere Stücke wie "Transition Love" (Track 9), die zumindest über weite Strecken wieder etwas Boden gutmachen können, aber auch wie aus einer anderen Zeit wirken. Vor allem die Gitarrenarbeit gefällt mir dabei noch am Besten. Ich würde sogar behaupten, dass man eine Hand voller englischer AOR Bands/Rockbands der '80er Jahre als Blaupause für die bisherigen Stücke als Einflussgeber heranziehen kann - "Mumble" (Track 10). 

Ausgerechnet "Let It Go" (Track 11) spricht mir beim Finalhörgang vom Titel her aus der Seele. Anfangs noch stark vom Ansatz, wechseln sich softere Parts ein, die dank der Gitarrenarbeit aufgepeppt werden, andererseits aber mit lauen-, eher emotionsarm-wirkenden Gesängen für eher resignierendes Schulterzucken sorgen. Man fühlt sich irgendwie an "Abschlussbälle" erinnert, wo solches Material sogar noch was reißen könnte - "Burning For You" (Track 12). Erst mit "Good Life" (Track 13; Anspieltip II) viel zu spät gesetzte, innovative Akzente, die sogar instant zu gefallen wissen, bringen Licht in den audiblen Raum. Im Gesamtschnitt etwas wenig Ausbeute, um auch Neuhörer/-innen zu catchen. Mit ähnlicher Frische (allerdings in ähnlicher Soundfarbgebung) versuchen Psychotic Youth per "The Voice Of Summer" (Track 14) das Level zu halten, was auch recht gut gelingt. Das Schwierige an dieser Scheibe ist mit Sicherheit der etwas zu gewöhnlich glatte Gesamtsound in Sachen Klang, der zu wenig Kante (im Sinne von Rough Anteilen) innehat, was leider auch "Home Alone" (Track 15) unterstreicht und damit das kurze Stimmungshoch wieder spürbar zu Fall bringt. Man hat das Gefühl, dass hier die Modern Talking Rezeptur (immer denselben Song auf hundert verschiedene Weisen zu zocken) mitschwingt. Zumindest fühlt es sich bis auf gelegentliche Zwischenstreuungen/wenige Ausnahmen genau so an - "Girls Reach Out" (Track 16), das gesanglich auch The Beach Boys in Erinnerungseinfluss mitgibt. 

Immerhin kredenzen Psychotic Youth via "Keep You Running" (Track 17; Anspieltip III) wenigstens einige ruppigere Momente, die zwar noch nicht so ganz im Punk Rock ankommen, aber immerhin 'ne Schaufel Rock mitbringen. Es kann nur besser werden, zumindest, wenn man "Ain't Got No Dough" (Track 18; Anspieltip IV) hört, das endlich mehr rohe Schaufelschläge verteilt und auch im Punk Rock ankommt. Beim Erstdurchlauf war ich ehrlich erstaunt, dass da doch noch etwas geht, nachdem ich diese Scheibe innerlich längst abgeschrieben hatte. Totgesagte tönen länger? Solltet Ihr also die Psychotic Youth anchecken wollen, beginnt ab Stück 13, dann habt Ihr einen wesentlich peppigeren Stimmungsbogen, denn auch das Fools Cover "Talk To Loretta" (Track 19; *das Original der Fools erschien 1.981) punktet mit schönen Rockabilly, Slide-/Surfguitars und fräst sich nicht nur damit in die Gehörgänge, sondern weiß auch Bock auf Bewegung zu entfachen. Zeitweise frage ich mich, ob das noch immer dieselbe Band ist, die die ersten Stücke dieser Scheibe eingespielt hat?! Rock And Roll von ur-origineller Kante folgt und haut ordentlich in die Tasten und Saiten - "Let The Kids Dance" (Track 20; Anspieltip V). "Alter Verwalter, wat is denn hier auf einmal von der Kette?!" fragte ich mich ungläubig beim Erstdurchlauf und bin selbst jetzt beim Finalgang noch immer erstaunt wie nah Schrott und Top beieinanderliegen können. 

Was in der Finalabteilung folgt, ist nah am aktuellen Puls der Zeit, zumal ABBA auch wieder zurück sind, denen die komplette Bonusabteilung gewidmet wurde. Der erste Bonustrack "SOS" (Track 21; BONUS) dürfte wohl kaum irgendwen unbekannt sein, zumindest im Original. "Super Trouper" (Track 22; BONUS) hingegen ist quasi ein Stück, das laut danach schreit gecovert zu werden. Aber wie das bei legendären Stücken wie diesen so in der Natur der Sache liegt, kann man sich damit auch ein peinliches Grab schaufeln. Psychotic Youth schlagen sich dabei beachtenswert. Ich bin dennoch schwer unentschieden, ob ich ihr Cover gut oder low finde? Ähnlich geht es mit dem Cover von "Does Your Mother Know" (Track 23; BONUS), allerdings tendiere ich hier stärker dazu dieses Cover nicht zu mögen. Dasselbe ist bei "Mamma Mia" (Track 24; BONUS) der Fall. Am Ende des Tages hat sich dieses Release insgesamt betrachtet nur gerade so etwas aus dem Durchschnitt herausgearbeitet, denn der Maßstab sind immer die eigenen Stücke einer Band und die haben mich allenfalls erst im letzten-, regulären Albumviertel überzeugt.

V.Ö. 06.08. 21

 

5,5/10 Schafe Schüsse

(SBäm Records/Broken Silence 2.021)

https://www.facebook.com/Psychotic-Youth-298457281060996/

http://redwest.se/?fbclid=IwAR3-sOPG9cbEfzp6Xi0k0S5Beok7V1VH6g0MGBQIEY_M...

Danny B

Schaf Schüsse: 

5
Eigene Bewertung: 5

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