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NICOLE CARTER CASH "Was kommt, geht und bleibt"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

09-2015

Label: 

Genre(s): 

Und schon ist wieder ein Jahr rum, seitdem die Debüt EP "Bitte leben!" aus dem Hause Nicole Carter Cash das Licht dieser Welt erblickte. Die Musik, die Texte klingen noch wohlig reflektierend in meinen Ohren nach und dürsten nach einem neuen Album, das vom Timing her nicht besser in den Zeitenlauf passen könnte, zumal sich die bodenständige Wahlberlinerin nicht hat hetzen lassen, sondern den Fokus auf mehr Details gelegt hat, was (soviel vorweg) dem neuen Album hörbar gut tut.

Mit "Freundin Melancholie" (Track 1) gehen die Albumtüren auf und nehmen auf die teils intime Reise mit. Von der Produktion her hat dieses Album schon jetzt hörbar nachgelegt, man fühlt sich noch viel näher dran und hat das Gefühl, dass Nicole Carter Cash direkt im Raum sitzt und spielt. Ist "Freundin Melancholie" noch leichter verdaulich im Gefühl, geht es mit "Endlosschleife" (Track 2; Anspieltip I) tiefer unter die Haut in Richtung Reflektions-/ Gefühlszentrum. Die Duettparts mit Steven & Stanley harmonieren ganz wunderbar mit Nicole's Stimme und verleihen dem Song noch mehr Flügelschlag. Gefühlsmäßig ist der Song mit einem Vogel vergleichbar, dem ein Flügel leicht zu schaffen macht. Alles was dieser braucht, ist Zeit. Schon der Beginn (ich hoffe ich höre das richtig raus?!) "Und die Lethargie fängt an zu beißen und diese Ungewissheit kann schwören, ein Boot aus Sand lässt sie nicht sinken..." - diese Gedankenbilder schöpfen aus Tiefdenkerquellen, deren Ursprung eine aussterbende Philosophie zugrunde liegt. Selten, dass ich bei jedem Durchlauf wieder und wieder zurück auf Songbeginn zappe und ihn erneut durchlaufen lasse. Doch irgendwann mahne ich mich (beim ersten Durchlauf noch) zu "Was wir werden" (Track 3) überzugehen. Immerhin könnte es ja sein, dass in diesem Meer noch weitere Perlen zu finden sind?! Ein wenig unerwartet intensiv liegt das eben besagte Meer still da und lässt die pure Stille mit etwas melancholischer Atmosphäre (die bestens in diese Herbsttage passt) umarmen. Das Schöne daran ist, dass "Was wir werden" keine Eisenkugel am Fußgelenk beim Schwimmen ist, sondern den Ausblick auf die Stille als heilend substantiviert.

Etwas anders verhält es sich bei dem etwas beschwingteren "5 Monate" (Track 4) bei dem mit Senore Matze Rossi der nächste Gast am Mikro zu hören ist. Nach "5 Monate"(n) nun mitten im Herbst angekommen, freut man sich über die kleinen Sonnenstrahlen, die durch das Laubgeäst dringen, das bestens zum sich lächelnd-erinnernden "Nicht mehr als das" (Track 5; Anspieltip II) passt, das mehr als nur ein Resümee ist, weil es wachruft, was man wirklich braucht. Top! Die erste Überraschung packt Nicole Carter Cash mit dem englischsprachigen "Mistaking Sunday" (Track 6) auf diesem Zweitwerk aus. Zugegeben im ersten Moment muss man sich noch ein wenig daran gewöhnen, dass Nicole Carter Cash in einer anderen Sprache singt, aber spätestens beim zweiten Durchlauf ist auch das leichte Fremdelgefühl weg, zumal sie ihrem Stil treu bleibt.

"Stereofonie" (Track 7; Anspieltip III) bedient nicht nur die Freunde des Wortspiels, sondern auch die Liste der Songs, um die Nicole Carter Cash on Stage nicht herumkommen wird. "Ich kann nur hoffen, dass das nicht noch mal passiert, dass der Verstand mal gegen das Herz verliert..." ist nur ein Scherbenfragment eines teils zerbrochenen Spiegel(bildes), das wohl viele Menschen im Stillen eint. Schon jetzt steht für mich fest, dass Nicole Carter Cash textlich stark nachgelegt hat und eben keine messageleeren Songs runterrattert. Da passt "Wie Mensch ärger dich nicht" (Track 8; Anspieltip IV) perfekt in den Lauf und lässt sogar eine Art thematische Symbiose aufkommen, aber das entdeckt Ihr mal schön selbst. ;-)

Es geht nun mit dem Gänsehautzieher "Ripped String" (Track 9; Anspieltip V) auch schon in Richtung Finale, das mit dem Albumtitelstück "Was kommt, geht und bleibt" (Track 10) bei dem die Gäste Lucie, Tine und Helge nicht nur die traute Lagerfeuerrunde-, sondern auch dieses Album beschliessen. Der Song selbst ist übrigens eine klasse Zeitbestandsaufnahme und zeigt einen weitreichenden Umblick.

Nicole Carter Cash hat sich in dem Jahr zwischen EP und diesem Album nicht etwa träge durchhängen lassen, sondern ihren Stil erweitert, verfeinert. Sicher, man sollte keine progressiv-weiten Gitarrensoli o. ä. ähnliches erwarten, aber manchmal geht es auch auf einfache, solide Weise, solange es ehrlich ist und etwas in einem zu berühren weiß und genau das gelingt Nicole Carter Cash mit einigen Songs auf diesem Album, vorausgesetzt, dass man sich darauf einzulassen bereit ist.

 

7,85/ 10 Schafe Schüsse

(Light Bulb Records 2.015)

https://www.facebook.com/nicolecartercashmusic?fref=ts

https://soundcloud.com/nicole-carter-cash

Danny B

Schaf Schüsse: 

7
Eigene Bewertung: 7

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