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NATIONAL NAPALM SYNDICATE "Time Is The Fire"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

05-2018

Label: 

Genre(s): 

"Eijeijeijei, wat 'n Bandname?!"" mag der/die Ein- oder Andere sich im ersten Moment (gleichdenkend mit mir) denken. Wenn man dann aber mal unter die faktische Oberfläche taucht, stellt man schnell fest, dass dieses neue Signung des Berliner Labels Iron Shield Records bereits 1.986(!) -also im berühmt-berüchtigen Jahr von Maradonna's "Gotteshand"- in Nordfinnland, genauer gesagt in Pudasjärvi gegründet wurde, kann man davon ausgehen, dass diese Finnen aus einer Zeit kommen. Damals sah man in Europa mit der Nuklearkatastrophe in Tschernobyl (*Ukraine; gehörte bis 1.991 noch zur Sowjetunion) konfrontiert. Zudem gab es Genrekollegen wie z. B. Sodom, die mit Songs wie "Nuctemeron" (*von "Obsessed By Cruelty"; 1.986) oder später auch mit "Nuclear Winter" Türen für quasi "neue"-, doch sehr real-greifbare Horrorszenarien öffneten. 

Bei National Napalm Syndicate allerdings drehte sich die Bandhistory zunächst darum Metallica Songs vom "Kill 'Em All" Album (*1.983), sowie von Exodus' "Bonded By Blood" (*1.985) nachzuspielen, was schließlich auch zum Schreiben von eigenem Material führte und nach satten 4 Demos zum Majordealquckie mit EMI führte. 

1.989 veröffentlichte man die mit dem Bandnamen betitelte, erste Full Length Scheibe, was abgesehen von weiteren Demos und einer 3-Way-Split CD mit Maple Cross und Sacred Crucifix (*2.005) bis 2.006 so blieb. Zwischendrin (offenbar kurz nach Veröffentlichung des '89er Album?) hatte sich die Band bis 1.991 übrigens getrennt. Der EMI Deal war offenbar beidseitiger Ernüchterung gewichen. Erst mit "Resurrection Of The Wicked" (*2.006) konnte man erneut bei bei einem Label (*Poison Arrow Records) unterkommen. Die Labelklinken sollten im Verlauf der Jahre einige Male die Hände wechseln, bis man nach diversen, weiteren Releases aktuell schließlich beim Berliner Label Iron Shield Records gelandet ist, die ja in der Metalszene eine Liebhaberadresse für Old School Metal (im Heavy und Thrash Bereich) sind. 

Dem hier vorliegenden Album "Time Is The Fire" ging just die EP "Lex Talions" (*2.014 erschienen) voraus. Verhältnismäßig viel Zeit also, um neues Material zu sammeln, das mit dem Düster-Intro "Pig Moon Rising" (Track 1) startet und nahtlos in "Obey The System" (Track 2) übergeht. Was die Finnen hier anbieten, hat seine Old School Thrash Metal Prägung (Metallica, Exodus) noch lange nicht abgewaschen, im Gegenteil. Zwar bringt Ilkka "Ile" Järvenpää (*voc.) auch klare Heavy Metal Einflüsse mit ans Mikro, weiß diese aber ähnlich wie Space Chaser Sigi songdienlich unterzubringen. Die Gitarristen haben sich nebst klassischem Thrash- auch von atmosphärischen Black Metal Bands inspirieren lassen, was vor allem zu Songbeginn hervorsticht. Generell scheint der NNS Sound immer mal wieder mit atmosphärischen Parts zu liebäugeln, nebst bestecher Gitarrensoli, die hier denen eines Kirk Hammet (*Metallica; früher Exodus) als einstigem Vorbild in nichts nachstehen - "In The Dead Of The Night" (Track 3; Anspieltip I). Wirkt die Titelgebung hier wie eine witzige Persiflage auf typische '80er Jahre Pop-Songtitel (ich sage nur den Namen "Sandra"), geht es mit "Kuolema" (Track 4) zu einem finnischen Drama aus der Feder von Arvid Järnefelt (*16.11. 1.861-27.12. 1.932) zurück, das im Dezember 1.903 erstmals uraufgeführt wurde. "Kuolema" bedeutet so viel wie "Tod". NNS setzen das basierende Drama allerdings ziemlich lebendig offensiv um. Lediglich der Songtext stellt Bezüge zum Ursprung her. Vom thematischen "Tod" ist es nicht weit zum "Bringer Of Pain" (Track 5). Hier fühlt man sich dann tatsächlich stark an die Berliner von Space Chaser erinnert, was paradox ist, angesichts der Hard Facts in Sachen Bandbestehen. 

Erst "Knife Against My Throat" (Track 6; Anspieltip II) weicht deutlicher von den bislang musikalisch recht ähnlich gestrickten Pfaden ab und wagt etwas mehr Fokus/Zoom auf das Zusammenspiel der Einzelinstrumentalisten. Gar nicht so weit in Entfernung erinnern NNS hier sogar leicht an ihre Landsmänner von Stratovarius, jedoch ohne zu sehr ins opulent Symphonische abzudriften. Lediglich die Nähe zu bereits angesprochenen, atmosphärischen Parts bleibt Teil einzelner Songs - "Drowning" (Track 7), was auch mal leicht exotische Funken innehaben kann. Handwerklich sind NNS auf jeden Fall fest im Sattel, wenngleich es auch fast schon cineastische Zwischenstücke wie "Fallen Gardens" (Track 8) zu hören gibt, die vermutlich das Album in Konzeptkaptitel unterteilen sollen. Vielleicht dienen solche Stücke aber auch just der Auflockerung? Verwoben mit diesem, führt "Original Sin" (Track 9) den atmosphärischen Faden weiter und stellt vor allem die Gitarrenparts recht Heavy affin in den Vordergrund. Die stilistische Gewichtung verlagert sich nun demnach leicht, bleibt mit "Ken Tästä Käy" (Track 10) dennoch mit einem Auge/Bein im Thrash. Ob die Google-Übersetzung des Titels "Wer besucht das?" korrekt ist, bezweifle ich stark. In dem Falle darf im Interessenfall geforscht werden. ;-) 

Catchy Drive-satte Songs wie "Animal Is Out Of Control" (Track 11; Anspieltip III) sind es, die zu den ganz großen Stärken dieser Finnen zählen. Hoher Headbangfaktor und griffiges Zusammenspiel. Ähnlich gut tönt auch "Unholy Madness" (Track 12), bei dem deutliche Slayer Schule mitschwingt, trotz eigener Tönung. Allerdings nehmen NNS hier auch schon die Overkill Einflüsse des weiteren Richtungsverlaufs etwas vorweg. Diese Brett ist mit Nägeln bespickt. Man scheut sich nicht das starke Potenzial auszuweiten und dem Flow/Drive zu überlassen - "Welcome To Tomorrow" (Track 13; Anspieltip IV). Endlich kommt mehr Druck von der Brust. Warum nicht schon an früherer Stelle etwas mehr davon? Mag "Faces" (Track 14) anfangs auch etwas soft antäuschen, zieht man die Daumenschrauben auf zackig-offensiv an und setzt damit weitere Akzente, die auf das Guthabenkonto gehen. Die Motten verabschieden sich vom sprichwörtlichen Fell direkten Weges. 

Mit "The Worm Moon (Outro)" (Track 15) verabschieden sich National Napalm Syndicate und legen mit dem Overkill Coversong "Blood And Iron" (Track 16) einen amtlichen Nackenprügler nach. Ein wirklich vielschichtiges Album haben die Finnen hier abgeliefert, das nach einigen Durchläufen gefühlt immer besser wird.

V.Ö.: 18.05.18

 

7,87/10 Schafe Schüsse

(Iron Shield Records 2.018)

https://www.facebook.com/nationalnapalmsyndicate/

Danny B

Schaf Schüsse: 

7
Eigene Bewertung: 7

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