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MOTORJESUS "Hellbreaker"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

04-2021

Label: 

Genre(s): 

Klar, Motorjesus kennt man vom Bandnamen her auf jeden Fall, wenn man etwas für Rock And Roll, Hard/Heavy Rock mit gelegentlichen Metal Elementen übrig hat. Die seit Anfang der 2.000er unter Motorjesus bekannt-aktive Band aus Mönchengladbach, die bereits in den Spät-'90ern unter anderem Namen ihre ersten Erfahrungen (inkl. Demodebüt) machte(n), kam erst mit ihren letzten beiden Releases zu hart verdienten Durchbrüchen in Sachen breitflächigerer Anerkennung durch die physische Tonträger kaufende Hörerschaft. "Was länger währt, wird manchmal noch besser." - so ähnlich sieht es auch Produzent Dan Swäno (*u. a. produzierte er schon Releases von Edge Of Sanity, Katatonia, Godsend, Therion, Bombshell Rocks, Pain, Hypocrisy, Heaven Shall Burn u. v. m.), der es in eigenen Worten mit einem amtlichen Lorbeerenvorschuss wie folgt ausdrückte: "Every time I worked on a Motorjesus record I thought it would be impossible for them to top it with the next one. Well, they sure proved me wrong each time, and with "Hellbreaker" they blew my head right off!"- übersetzt bedeutet das so viel wie: "Jedes Mal, wenn ich an einer Motorjesus Platte arbeitete, dachte ich es sei für sie unmöglich das auf der nächsten Scheibe noch einmal zu toppen. Nun ja, sie haben mir ganz sicher gezeigt, dass ich falsch lag - jedes Mal und mit "Hellbreaker" bließen sie mir den Kopf weg!" Wenn das mal nicht fast schon ein Versprechen zwischen den Zeilen an die Hörer ist...?! ;-)

Der zunächst angenehm beginnende Opener "Drive Through Fire" (Track 1) schraubt sich langsam bis behäbig im Selbstlauf an, wechselt dann aber per plötzlich eingeschobener Riffwand, die explosionsartig freigelegt wird, ins Uptempo und lässt den/die Hörer/-in mitten im vollen Lauf erst einmal stehen. Die Genreumschreibung Heavy Rock trifft es so ziemlich punktgenau, zumal hier Rock And Roll und Heavy Metal Elemente zu einer zeitlosen Legierung verschmolzen wurden. Frontmann Chris "Howling" Birx streut schon bei diesem Stück sehr frühzeitig klassische Heavy Metal Nähe ein, der ein liebevoll traditionelles Gitarrensoli folgt und dem Stück damit insgesamt starke Abwechslung mitgibt. Noch höheres Uptempo bringt "Battlezone" (Track 2; Anspieltip I) mit, bei dem man auch etwas Motörhead zum Frühstück hatte und mit hoch-chatchigen Drive besticht, der nicht nur lockerleicht easy reinläuft, sondern stellenweise auch zu mehr als nur regelrecht automatisiertem Mitnicken führt. Mir gefällt hier besonders die Eigenständigkeit mit der Motorjesus ihr Ding durchziehen. Zwar sind die Zeiten, in denen das Rad in immer neuer Ausführung erfunden wurde definitiv vorbei, aber der Radbezug (Reifen) wird hier doch sehr alltagstauglich in verdammt hoher Qualität auf den "Highway to Hell" geschickt. Ähnlich catchy geht es nathlos weiter (Twinguitars light?), bleibt dem gerade bei "Battlezone" gehörten Drive treu und zockt diesen just noch einmal anders arrangiert - "Hellbreaker" (Track 3; Anspieltip II), so dass z. B. die Bassläufe auch etwas mehr Gewicht im Gesamtgeschehen bekommen, anstatt just "nur" der Songdynamik zu dienen. Man hört auf jeden Fall immer seltener Alben, bei denen selbst das Albumtitelstück für die Qualität des Albums insgesamt sprich-tönt, was hier (so viel vorweg) definitiv der klare Fall ist. 

Man fragt sich unweigerlich wo Motorjesus diese treibenden, catchy Riffs immer wieder herholen(?), denn auch "Beyond The Grave" (Track 4; Anspieltip IV) bildet da keine Ausnahme und streift ein klein wenig sogen. das AOR (*Adult Oriented Rock) Genre und bringt etwas Mitt-/Spät-'80er Feeling auf, das wie ein Wrap von modernem Sound und auffrischenden Elementen umwickelt ist. "Dead Rising" (Track 5) hingegen versucht da etwas mehr Bewegung auf anderer Ebene ins Spiel zu bringen und besticht mit geschlossenem mehrstimmigen Hook-Gesängen im Refrainteil, was an diverse Chartstürmer wie z. B. Bonfire oder Europe in den Mitt-End-'80ern erinnert. Ich möchte aber betonen, dass man hierbei definitiv nicht von einem schwächeren Stück sprechen kann, sondern sich die Eingängigkeit allenfalls subjektiv etwas verlagert, was bei jedem/jeder Hörer/-in anders empfunden wird. Fakt ist, dass Motorjesus 'ne Menge Öl im Lauf haben und der treibende Motor auch weiterhin die Zündköpfe ordentlich Flammen spucken lässt - "Car Wars" (Track 6; Anspieltip V). Die Gitarrenfraktion (inkl. Bass) hängt unweigerlich mit der Kraft des Drummings zusammen und lässt die Stücke spür- & hörbar mit ordentlich PS den Asphalt in Flammen legen. Mit anderen Worten: Ohne die treibende Catchiness der Instrumentalfraktion hätte der Bogen, aus dem dieses Albumset gemacht/gespannt ist, nicht die nötige Hochspannung, um den Pfeil (Gesang) mittig im Schwarzrunden zu versenken. 

Auch "Firebreather" (Track 7) macht keine Ausnahme, sich stimmig in den Albumdrive butterweich zu fügen/gießen. Das Stück bringt elementar gesehen einfach nur erneut andere Wege mit, die genauso zum Ziel führen, deshalb aber nicht schlechter sind. Die Zutaten sind ähnlich und die Grundmuster artverwandt. Vielleicht ist das der einfache-, aber effektiv(st)e Schlüssel dabei? Bislang kann man Motorjesus keine Ausfälle auf diesem Album konstatieren. Mich erinnern Motorjesus mit diesem Album sehr stark an Spoonhead, die vor Jahren ein ähnlich riffgetränktes Album vorlegten, das auch zu keinem Zeitpunkt den Flow-Drive verlor. Genau das tun Motorjesus auch nicht - sie bleiben in der Karre und geben ordentlich Schub auf's Gaspedal - "Lawgiver" (Track 8) -, wobei hier gar nicht mal das Tempo, sondern die meisterliche Fahrt gemeint ist, mit der auch Kurven sicher im Heavy Style genommen werden. Selbst leicht exotisch anmutende Abendrotstimmung wird musikalisch im Schlussgang des Stückes angedeutet und verschafft so einen lockeren Ausklang. 

Auf die Albumlänge hin wird es (zumindest beim intensiven Zuhören) zwar zunehmend doch etwas schwieriger, das mag aber auch an der hohen Qualität und der Variabilität insgesamt liegen, so dass es sich tatsächlich kurz mal etwas "overloaded" anfühlt - "Black Hole Overload" (Track 9). Einzeln (und mit Abstand zum Albumverlauf) gehört, würde ich das Stück als eine Blaupause für ein starkes, amtliches Heavy Rock Brett bezeichnen, das ggf. einen zweiten Durchlauf braucht. 

Gut, dass "Back To The Bullet" (Track 10; Anspieltip VI) da wieder etwas mehr auf die Ursprünge vom Motörhead Drive zurückführt, bevor es wieder mit der moderner ausgelegten Eigenständigkeit weitergeht. Ich würde sogar sagen, dass hier auch Punk Rock Anteile mit eingeflossen sind und dem Groove damit teilweise auch den Teppich ausgerollt haben, um ca. Mitte des Stückes sogar Prong/Megadeth-Tribute-Riffs so stark zum Zuge kommen zu lassen. 

Zum Abschluss wird die Hölle hinter sich gelassen und wartet mit einem schönen Feierabendstück auf, das Strand-Feeling hergibt. "The Outrun" (Track 11) erinnert stark an das Onkelz Instrumentalstück "A.D.I.O.Z." und dürfte nicht nur bei mir die "Strand-Weh" verstärkt haben. Sehr, sehr starkes Album!

V.Ö. 09.04. 21

 

9,45/10 Schafe Schüsse

(AFM Records/Soulfood  2.021)

http://www.motorjesus.net/

https://www.facebook.com/motorjesus

Danny B

Schaf Schüsse: 

9
Eigene Bewertung: 9

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