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MAD SIN "Unbreakable"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

09-2020

Label: 

Genre(s): 

Was Motörhead für den Rock 'N' Roll, resp. für das gesamte Metal Genre war/ist und immer bleiben wird, sind Mad Sin für das Psychobilly Genre. Zwar schwirren da natürlich auch ikonenhafte Namen wie The Meteors, Stray Cats, The Cramps oder auch The P.O.X. in Sachen Ursprüngen und Richtungsgebern mit, aber diese Bands verhalten sich zu Mad Sin wie Jimi Hendrix, Buddy Holly, The Beatles, The Rolling Stones, Elvis, Jerry Lee Lewis u. e. a. zu Motörhead. Von daher sollte die Relevanz bzgl. Mad Sin und dem Psychobilly Genre auf weltweiter Ebene längst unumstößlich sonnenklar sein. 

Mad Sin genießen zwar durchaus einen gewissen Kultstatus in europäischen Psychobillykreisen, wurden aber gerade in den USA insgesamt betrachtet mehr wertgeschätzt (vor allem über die Genre-/Stilgrenzen hinaus) als es hierzulande je der Fall war. (Scorpions erging es ja ganz ähnlich) Klar, kennt man Mad Sin und muss sie mindestens mal angecheckt haben, dabei blieb es aber in der Vergangenheit leider oft. Verkannte Jungs also? Ich denke zumindest viel zu unterbewertet bislang. Das könnte sich nun mit der gefühlten Auferstehung nach einer Veröffentlichungspause (bzgl. Studioalben) von satten 10 Jahren mit "Unbreakable" ändern. 

Der Aufwind deutete sich bereits spätestens mit "Burn And Rise" (*2.010) an, das meiner Erinnerung nach bereits bei den Top100 Charts anklopfte, aber erst "Unbreakable" knackte das fiktive Vorhängeschloss vor kurzem via Platz 46. Mega verdient auf jeden Fall, denn Köfte DeVille und seine inzwischen frischzellenkurierte Band hat über die Jahre schippenweise Dreck gefressen, was Mad Sin (wie längst bekannt) auch an mentale-, sowie physische Grenzen brachte. All' das schlägt sich in wohl keinem Album punktierter nieder wie auf "Unbreakable", das ein Album für den Tag nach der Party ist, wenn die Realität dich ungnädig hart aufschlagen lässt und dich in gefühlter Blitzgeschwindigkeit inhaltlich/gedanklich wieder ein-/zurückholt. 

Dementsprechend mad-sinnig beginnt "Unbreakable" stiltypisch mit "The Awakening (Intro)" (Track 1) und fragt den/die Hörer/-in mit straighter Stimme "Are You Ready?" (Track 2; Anspieltip I) bei dem der Mad Sin zueigene, typische speedige Psychobilly Insanity Sound unmissverständlich klarstellt, dass Mad Sin nichts an Durst, Hunger und Schaum vor 'm Mund verloren haben, im Gegenteil. Nicht einmal der angeswingte Mittelpart kann diesem starken Statement etwas anhaben, das hier im freiem Dynamik-Selbstlauf wie eine Kugel durch die Mitte schießt. Dagegen wirkt zwar das J. R. Cash-ige Country-Rock-unterlaufene "Moon Over Berlin" (Track 3) zunächst ein wenig wie eine Stadtrundfahrt durch die Vergangenheit bei Tageslicht, hat aber dafür eine chillig zurückblickende Atmosphäre im Rucksack, ohne jedoch in die "Früher war alles besser." Kerbe abzudriften.  

Was ich persönlich seit meiner Erstberührung mit Mad Sin (in der Drehe 1.998/'99) immer schon an diesen Survivern mochte, war deren Nähe zur Punkmusik, genauso wie die Attitude, die von derselben stickig-dreckigen Luft atmet. Diese Einflüsse schlagen sich insgesamt in diesem Album nieder (ohne zu schwer auf die seelische Lunge zu drücken) und pegeln sich erstmals stärker bei "Alles ist schlecht" (Track 4; Anspieltip II) ein, bei dem ich mich ein wenig an die ganz frühen Die Ärzte Sachen erinnert fühle. Textlich gesehen eines der stärksten Mad Sin Stücke überhaupt, zumindest aus meiner subjektiven Sicht. Da passt ein rundes Punk Rock/Psychobilly/Ghost Rider-atmosphärisches Midtempostück wie "Hallucinate" (Track 5; Anspieltip III) bestens in den Lauf und verschafft dank des dynamischen Flows sogar Single-Qualitäten, um ggf. das sonst gähnend langweilige-, tausend Mal wiedergekäute-, bis zum Erbrechen nervensackige Radioprogramm 'ne frische Windrose zu verpassen. Wenn man ehrlich ist und musikalische Einflüsse auch nur etwas im Blick hat, so sind Mad Sin u. a. mit Sicherheit auch ein Grund, warum Bands wie Volbeat den Sprung in den Mainstream überhaupt schaffen konnten. Am Ende ist  das Original ist jedoch Usprungs-originell-quell. 

Etwas rougher geht "Aggression" (Track 6) gefühlt etwas dezenter im Gesamtklang zu den Wurzeln zurück. Meines Erachtens hätte dieses Stück locker auch auf anderen Mad Sin Alben dieses Jahrhunderts sein können, was u. a. für den zeitlosen Stil dieser Jungs steht, selbst im 33. Bestandsjahr. Da darf auch mal etwas Elvis Einfluss via "Shine A Light" (Track 7) jegliche bad vibes auflockern. In Amerika könnten Mad Sin gerade mit diesem Stück in den ländlichen Gegenden auf so ziemlich jeder Party spielen. Inwendig entfährt einem beim Hören ein durchgedrehtes "Yiehaaaaa!!!" haha. Welcome at the "House Of Fun" (Track 8). ;-) Überhaupt gehen Mad Sin mit "Unbreakable" gefühlt stärker zu den Stilwurzeln zurück, was eine neue Lockerheit im Gesamtsound zur Entfaltung bringt - "All My Friends" (Track 8), wenngleich ein Satz wie "All my friends are dead..." so gar nichts lockeres innehat, sondern wohl nur mit einem gewissen Galgenhumor augenzwinkernd genommen werden können?! Doch bevor ich jetzt in Pathosschwadronierei alias "Jeder Tage ohne Lächeln..." abgaloppiere, widme ich mich lieber dem deutlich beschwingerten "Till Death Do Us Part" (Track 9; Anspieltip IV), das diese "Escape-From-Everything-Atmosphäre" eines Rostkarren-Roadtrips innehat. Very nice. :) 

Umso erstaunlicher (rein musikalisch) kommt "Memento Mori" (Track 10; Anspieltip V) rum und bringt nicht nur Metal Unterholzeinflüsse mit, sondern stellt insgesamt die starke Gitarrenarbeit heraus, von der dieses Album u. a. auch mitlebt und steht. Dass Mad Sin anno 2.020 neue Wege suchen und nicht den immer selben Aufguß zelebrieren wollen und es trotz dessen sogar schaffen den Spagat zwischen ihren Stärken und stilsicher modernen Elementen hinzulegen, unterstreicht nahezu jedes Stück auf diesem Album, wie auch das sehr eingängige "Something's Wrong" (Track 11; Anspieltip VI). Da liegt die altbekannte Schlussfolgerung "Totgesagte leben länger" (Track 12; Anspieltip VII) folgerichtig im Quergetriebe und kredenzt ein angenehm vom Wahnsinn geküssten Punk Rock Smasher auf Psychobill'sche Art. Vermutlich wird gerade dieses Stück Uhren-/Ohrenfutter zukünftig die Bar- und Clubwelt einnehmen und nicht mehr hergeben, sobald das wieder in vollem Umfang möglich ist.  

Das letzte Viertel wird vom "Kill Girl" (Track 13) zeitgemäß mit cold-sweetem Lidaufschlag und einer Tank Girl Note in Richtung Finale entführt. Da kommen selbst kleine Neuerungen/Überraschungseier wie Aborigines-Einflüsse so unerwartet wie gelegen - "The Long Hard Road Back From Hell" (Track 14) und streuen Wüstenatmosphäre mit gekreuzten Italo-Western-Erinnerungen ein, die den Weg zum Albumschlusslicht- und gleichzeitigem Albumtitelstück "Unbreakable" (Track 15) ebnen. Das hört sich sich dann befreit nach Augenzwinkern an und setzt einen vollmundig runden Punkt hinter ein verdammt starkes Album. 

9,45/10 Schafe Schüsse

(Century Media Records/Sony Music 2.020)

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https://www.facebook.com/madsinofficial/

Danny B

Schaf Schüsse: 

9
Eigene Bewertung: 9

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