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LEHNEN "Negative Space"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

11-2021

Label: 

Genre(s): 

Hier kommt (*lt. Selbstbeschreibung auf der bandeigenen Website) "aggressive and beautiful rock music", die seit 2.006 aus unserem Nachbarland Österreich beständig, über bislang zwei Releases verteilt, dankbare Ohren sucht und ganz sicher auch schon gefunden hat. Mit "Negative Space" haben Lehnen das Triple in Sachen Releases bereits im September diesen Jahres vollgemacht und kommen, aufgrund unfassbar vieler "promotional eMails" seitens diverser Labels und Bands, erst jetzt zur vollen Blüte in Sachen Review-Finalgang. Da bei mir u. a. auch schon mal gilt "Vergessen wird nur, wer übersehen- oder überhört wird.", kann ich Lehnen zumindest definitiv attestieren, dass sie nicht in Vergessenheit geraten sind. Und damit zum Album selbst, das in interessanten schwarz-gelben-, Sketch Art umrahmenden Artworks (inkl. aller Texte im Booklet) daherkommt. Was per "Hangman" (Track 1) zwischen Epic und experimentell eher nahezu zaghaft beginnt, fließt in eine atmosphätische Sonnenaufgangsstimmung und hat das Zeug auch Tagträumer/-innen oder auch Nachtmenschen Ohrenfutter anzubieten, das um den pulsartigen Herzschlag dieses Openers herum erblüht. Nach hinten raus platzt diese Blüte fast schon explosionsartig auf und gibt erste Rock-Einflüsse mit. Vom Soundkern bleiben Lehnen im wärmenden (also sehr angenehmen) Klangbereich und lassen auch "Mute" (Track 2) zunächst mit atmosphärischem Key-Grundteppich verflossen, den/die Hörer/-innen ebenso mitfließen. Die sich dieses Mal eher aufbäumenden Rock-Auswüchse/-ausbrüche gestalten sich etwas näher am Flow und wissen nach hinten raus sogar Breitband-Epic-Kino in tonaler Form aufkommen, so dass man regelrecht ins Geschehen hineingesogen wird. Bands wie Alcest, Long Distance Calling, Mono fallen mir in sicher Entfernung artverwandt ein, die sich jedoch alle von den mal leicht-, mal fokussierteren prog-igen Lehnen-Elementen unterscheiden. Die Stimme von Sänger Joel (auch guit.) kommt wie ein ganz eigenes Element, das parallel mit dem Gesamtklang und den Arrangements verwoben/verwachsen ist und damit dieses gewisse etwas in Sachen Reiz innehat - "Lacuna" (Track 3; Anspieltip I). Die reduzierten Lyrics im Booklet passen zum Wesen dieses starken Stückes, das mit einer (auf den zweiten Hör) Wucht ins Dasein des Menschseins schlägt, dass man sich fast unausweichlich wie mit Demut geschlagen/konfrontiert fühlt. 

"You Throw Light" (Track 4) reiht sich bestens in diese Grundstimmung ein und weiß noch etwas mehr vom Wolkenschweben spüren zu lassen, in dessen Flug auch Luftlöcher aufplatzen und eine ganz eigene Wucht in Sachen Schicksalsschläge auf tonaler Ebene wirken lassen. "...on the soil at your feet, you throw light...". Diese Mucke ist wie ein universaler Klangraum durch den man schwebt. Bilder von toten Meteoriten schleichen sich ein - "Elephant" (Track 5; Anspieltip II). Es scheint keine Grenzen mehr zu geben, nur noch der Fluss, der den allgemeinen Raum erweitert und alles - wirklich alles, nichtig klein erscheinen lässt. Ich möchte fast sagen, dass es Lehnen gelungen ist diese krassen Zeiten in all' ihrer Einsamkeit-, mit all' ihren Einschlägen und all' den stillen Lockdown-Abenden, die zu langen Nächten werden, mittels der bisherigen Stücke so krass auf den Punkt gebracht zu haben, dass man fast Angst bekommen kann, dass das schon etwas zu nah am Genius ist. Zwar ist das folgende "Thirty One" (Track 6) ungleich slower und irgendwie noch einmal noch reduzierter auf der musikalischen Wahrnehmungsebene, hält einen jedoch genau damit krass an sich fesselnd im Schlepptau. 

Dass Lehnen (vom Schlagzeug her vor allem) auch mal Nirvana im Player haben, kann man bei "Playact" (Track 7) notieren. Wie man diese Art Mucke nennen kann, ohne sie in irgendeine Schublade zu brennen, weiß ich auch nicht so recht. Ich weiß nur, dass hier verdammt viele Stile mitfließen - Grunge, Progressive Rock, Epic World Music, Gothic(elemente), Experimental, Noise... einfach mega stimmig verbandelt und gleichzeitig krass abgefahren, wenn man sich denn vollumfänglich auf den "Trip" einlässt. Mich erinnert der Stimmungsfluss dieses Albums an das legendäre "Wildhoney" Album von Tiamat, ohne auch nur ansatzweise nach Tiamat oder besagtem Kultalbum zu klingen (oder auch so klingen zu wollen) - "Negative Space" (Track 8). "Curtain" (Track 9) bereitet mit all' der Weite inmitten aller Flusstiefe auf das Albumfinale vor und man hat irdische Sinnlosigkeiten längst um Lichtjahre zurückgelassen. Allein dass ein Stück wie dieses solch' ein Feeling auslösen kann, ist unbezahlbar und prädestiniert Lehnen und dieses Album geradezu zum heißen Favoriten für das "Most Atmospheric Album of the Year 2.021" zu machen, was auch "Obscura" (Track 10) nahtlos und umso fetter zu unterstreichen weiß. Wenn Ihr also emotionsgeladene-, erlösende-, schwebende-, sich teils um sich selbst windende Mucke mögt, dann ist "Negative Space" genau das Album, das Ihr unbedingt mal anchecken solltet. "All we reflect transorms silver halide...". MASTERPIECE-PEACE. 'Nough said.

V.Ö. 17.09. 21

 

Schafe Schüsse Hammermarke!

10/10 Schafe Schüsse

(Noise Appeal Records/Post Recordings/Rough Trade Distribution 2.021)

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Danny B

Schaf Schüsse: 

10
Eigene Bewertung: 10

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