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JENNIFER ROSTOCK "Worst Of Jennifer Rostock"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

09-2017

Label: 

Genre(s): 

"Na sach' ma, eene Dekade schon?" - die Zeit wieder, schönet Ding. Na denn mal vorab herzlichen Buongiorno-B-Day-Porno an Jennifer Rostock! 

Komisch, da hörste seit Jahren immer mal wieder JR (*diese Abkürzung hat in diesem Fall übrigens rein gar nichts mit der ehem. US Serie "Denver Clan" zutun) und zack sind 10 Jahre seit deren Bandgründung um. Auch daran merkt man, wie lange man schon (mindest.) Reviews verfasst und ach ja, dass man(n) älter geworden ist. Ich kann mich noch gut daran erinnern wie ich einst, irgendwo im TV, einen Bericht über die JR Grand Dame Jennifer und Keyboarder Joe sah und sie über ihre Anfänge in Sachen Musik bzw. ihre Jugend erzählten. Gefühlte Äonen später ein Film aus Songs, alle mit ganz unterschiedlichen Weitennuancen und Erinnerungen im Gepäck. Man hat unweigerlich das Gefühl ein Stück des Weges aus der Distanz des eigenen (Er-)Lebens heraus mitgegangen zu sein, in "Schlaflos"-Stille. 

Mit "Worst Of Jennifer Rostock" haben die Wahlberliner/-in eine Art Vertonung von semi-verschmitztem Grinsen und gehaltvollen Messages (wie gewohnt keine dieser lippenleeren Phrasen; wenn auch inhaltlich nicht neu erfunden, dennoch könnerisch mit Erfahrung in Szene gesetzt) ihr ganz eigen(willig-)es Potpourri zusammengestellt, ohne eine dieser geldhahnkrähenden "Best Of" Scheiben an den Mann bzw. die Frau bringen zu wollen, um abzukassieren. Grundsympathisch. (wie gewohnt) Schließlich kann eine Veröffentlichung auch völlig stagnieren/bauchlanden/verpuffen - egal wie groß eine Band auch ist. 

"Alles cool" (Track 1). Genau das, obwohl das Coverartwork  just nice (wenn auch nicht der größte Wurf) ist. Kann man aber mit Augenzwinkern sehen, schließlich ist es nicht gerade die lockere Nummer ein bewusst trashiges Cover für 'ne "Worst Of" zu kreieren. Klar geht es etwas popig zu, dafür aber fern vom Brei, der sonst so unter dem Begriff "Pop" bzw. oft gern auch "Rock" aus dem Radio tönt. Die gelegentlichen Hip Hop-Reim-Einflüsse sind spätestens seit der Hitsingle "Hengstin" nichts Neue im Hause JR, wobei im Falle von "Flaschendrehen" (Track 2) auch R'n'B Einfluss dafür sorgt, dass es eher Pop-affin die Ohren umtörnt. Genau genommen und mit etwas Feingespür in der Aufmerksamkeitsspanne wird der JR-vertraute Hörer feststellen, dass auf "Worst Of" zumindest alle musikalischen Zutaten und Farbgebungen, die man aus dem Hause JR bereits kennt, am Start sind. Vielleicht kommt es daher, dass auch "Schockverliebt" (Track 3) alles, nur nicht neu-fremd vorkommt. 

JR leben vor allem von der spürbaren Authentizität, die z. B. auch in Songs wie "Dschungel" (Track 4; Anspieltip I) 'nen Hauch warmen Atem in diese (er-)kalt(et)en Zeiten mitgibt. Aber auch von dieser gewissen Art Sehnsuchtsweite wie bei "Polarmeer" (Track 5; Anspieltip II) lebt die Faszination bzgl. der Musik der Berliner/-in. Ganz zu Beginn kann man auch ein wenig Red Hot Chili Peppers Love Like ausmachen (man achte auf den Introducingpart via Gitarre). 

Von den ruhigen Tönen geht es direkt ins Feuer hinein, das Jennifer mit 'ner Menge Attitüde über die Stimmbänder rausschickt, während die netten NDW/Electro-Spielereien Joe's 'nen Touch '80s/Atari Trash mitgeben, während der Rest der Band kollektiv die Instrumente vermöbelt. "Wenn ich dein Gesich seh, denk ich an meine Faust" (Track 6; Anspieltip III) wird zum 58 Sekunden Sturmdruckwellenfön. Nice. ;-) Noch mehr Ähnliches hätte gern kommen dürfen. Doch es kommt (wie so oft) anders als "gewünscht", denn auch "Weltbilder" (Track 7) lässt die ruhigen Töne zurückkehren/walten, die vom folgendehn "Haarspray" (Track 8) aufgelockert/aufgepeppt werden, was eher cool, ruhig, fast lässig popy rüberkommt. Nicht in jedem Schritt (voran) ein Hit. 

Man sollte es jedenfalls nicht zu übergenau nehmen, sondern die Stücke etwas wirken lassen, wenngleich der Anteil eher ruhigerer Songs einen Mehranteil auf "Worst Of" einnimmt und dabei eine erstaunlich einfache Variationsbreite vorweist - "Schlaflos Pt. 3" (Track 9; Anspieltip IV). Die Kombination aus weichem Beat und Piano verschmilzt mit dem hintergründigen Atmoteppich, auf dem sich Jennifer's Gesang fast wie auf Zehenspitzen zu bewegen scheint. Ganz anders bei den spacigen Stimmeffekten, die roboterhaft "Die guten alten Zeiten" (Track 10) einleiten und die Nostalgie wecken, die einen selbst zurückblicken lässt. Mir persönlich gefallen die Wagnisse/Risikobereitschaft musikalisch gesehen, zumal allein daraus auch mal Ecken und Kanten entstehen. Im Falle von "Die guten alten Zeiten" kann man dabei auch ein wenig an den Erinnerungen der JR Meilen schnuppern.  

Etwas, für das ich Jennifer Rostock immer wieder gern abfeier(t)e, waren bzw. sind die spontan gejammten Stücke wie "Liebe BILD" (Track 11; Abnspieltip V) -Thematik Sexismus/Gender/billiger Sensationsjournalismus- oder auch das mittlerweile noch (ge-)wichtigere "Wähl die AfD" (Track 12; Anspieltip VI). Vor allem letzteren Song haben vor der zurückliegenden Wahl offenbar entweder zu wenig Menschen gehört oder eben nicht den Inhalt kapiert/verinnerlicht?! Und damit ist man schon auf Mitte der Bonustrackabteilung, zu der auch das catchy-lässige "Neider machen Leute (Version 2017)" (Track 13) , sowie "Keine Macht den Profis" feat. GSGF [*= Grossstadtgeflüster] (Track 14; Anspieltip VI) gehören. Letzteres besticht im Stil von GSGF - so cool wie Trockeneis und mit dem Flow der üblichen Bühnenpfeffi von JR. Eine stimmig-abgedrehte Fusion, die Bock auf's WE macht. Für 'ne "Worst Of" besser als so manche "Best Of" anderer Acts. Andere Bands würden für solche Songs 'ne Menge geben. 

8,75/10 Schafe Schüsse

(Four Music/Sony Music 2.017)

http://www.jennifer-rostock.de/

https://www.facebook.com/jenniferrostock

Danny B

Schaf Schüsse: 

8
Eigene Bewertung: 8

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