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IZEGRIM, Congress Of The Insane

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

10-2013

Label: 

Genre(s): 

Dieses hollandisch-höllisch fette Bollwerkflaggschiff durfte ich in diesem Jahr erstmals beim Headache Inside Open Air live erleben und muss sagen, dass mich Izegrim schlichtweg mit einem Gemisch aus Spielfreude, positiver Ausstrahlung, aber auch absolut glaubwürdiger Metal Attitude weggeblastet haben. Soviel zur leichten Befangenheit, die ich gar nicht verleugnen möchte. 

Zu den Grundfesten der Bandhistory rund um Izegrim sollte man das Gründunsjahr 1.996(!) erwähnen, es geht also langsam auf Tuchfühlung mit der 20 Jahresmarke. In 18 Jahren 9 Release, das sind die nackten Zahlen, die sich nicht nur sehen, sondern auch hören lassen können. Dank der zuvorkommend-offenen Art der "Höll-Länder" reichte man mir höchstselbst das aktuelle Album, um auf intensiveren Besuch bei dem still wirkendem Belzeweib Marloes (ihres Zeichens Izegrim Frontfrau) zu gehen, die jedem Genrekollegen locker zeigt wo sie den Hammer hinhängt.

Der Albumtitel "Congress Of The Insane" könnte nicht zeitgemäßer sein, wenn ich an so manchen Politgipfel denke, wozu auch das sinnbildlich in den Kontext passende Artwork passen würde. Ein kranker Clown, der eine Puppe (<= man denke an das Sinnbild "Master Of Puppets" oder an den Marionettenspieler auf Destruction`s "Live Without Sense" Album) im Arm hält. Man kann es deuten wie man will, das ist das Beste an Musik und ihren Artworks. Mit dem Artwork hat Mariano Villalba definitiv ein Meisterwerk abgeliefert! Wie Izegrim selbst Artwork, Songtexte etc. verstehen, werde ich zu gegebener Zeit direkt erfragen.

Mit "Relic Of The Past" (Track 1) öffnen sich die Pforten zu diesem Rummelplatz unter dunkel-düsteren Himmeln. Und was dieser irrsinnige Clown hier von der Kette schickt ist fies, groovy und wird von wohldosierten Gitarrensoli veredelt, während das Saitendreiergestirn Bart, Jeroen und Marloes den Teppich so gekonnt ausbreiten, dass die Basis für Marloes Death Metal zugetanen Sangesparts kaum besser sein könnte. Klasse Einstieg! Was sich eben noch eher in Midtempo-Gefilden den Weg in den Raum bahnte, wird mit "Decline And Fall" (Track 2) angezogen und überholt. Uptempo in Richtung Thrash Metal mit Bollwerkwänden von Drummer Ivo, der ein wirklich brillanter Schlagwerker ist und auch live exzellent spielt, was dem einheitlichen Guß zum Edelmetall verhilft. Dabei möchte ich keinesfalls(!) schmälern, dass es sich lohnt sich die Songtexte im Booklet auch mal näher zu Gemüte zu führen. Izegrim haben definitiv etwas zu sagen!

Der erste Vollzünder im Minenfeld dieses Albums kommt mit "Celebratory Gunfire" (Track 3; Anspieltip I) durch die Membranen als Zielgeschoss in Richtung Ohren. Ein um`s andere Mal denke ich gerade bei den Gitarrensoli ein wenig an die Tage als Izegrim`s Landsmänner Gorefest gerade mit ihrem "Erase" Album am Start waren und Boudewijn Vincent Bonebakker so manch´ ähnlich klingendes, songdienliches Gitarrensoli zockte. Dass hier aber absolut kein Kopistenalarm besteht, beweisen die traditionellen Heavy Metal wurzelnden Soliläufe beim folgenden "Endless Strife" (Track 4) bei dem Frontfrau Marloes selbst so manchem Black Metal Wannabe ganz locker Nachhilfe in Sachen ausdrucksvoller Keiferei geben könnte. Wer es dann doch lieber im Überschalltempo mag, der/ die kann sich direkt zu Beginn von "Deterioration From Perfection" (Track 5; Anspieltip II) amtlich wie einen Teppich abklopfen lassen. Rein Thematisch haben Izegrim hier ein hochaktuelles Thema in den Fokus genommen. Perfektion vs. eine ganz und gar nicht perfekte Welt, zumindest als grobe Headline. Die Zahnräder im Izegrim-Getriebe spielen abwechslungsreich, aber in flüssigem Guß einander zu, so dass hier nebst Hyperblast auch die Dosis an Groove und Attitude stimmt und dementsprechend zündet - "Unchallenged Dominance" (Track 6; Anspieltip III). 

Es kommt nicht allzu oft vor, dass mich ein Studioalbum aus dem Metalbrreich schon nach wenigen Hörlaufen so in demütig-seliges Frohgrinsen versetzt, gerade auch angemerks der Tatsache, dass es auch Alben gibt, die gar nicht bis wenig zünden, hingegen die Band live aber klasse das Brett entwurmt. Im Falle von Izegrim läuft es komplett rund rein, was mir z. B. mit ihren Genrekollegen Cripper immer wieder ähnlich geht. Mit "Modern Day Freak" (Track 7; Anspieltip IV) schieben Izegrim direkten Weges noch ein Ausrufezeichen hinterher, das meiner Eigenmeinung bezüglich ihrer scharfkantigen Songgeschosse ein weiteres Mal Nachdruck verleiht. Mit zunehmendem Aufklaren in Sachen der Album-Zielgeraden scheint mir die Catchiness nur noch mehr zuzunehmen?! Es läuft immer runder in die Gehörgänge, vom stillen Zuhören ohne jegliche Bewegung kann längst nicht mehr die Rede sein. Ich erwische mich sogar immer wieder dabei mich selbst zur Objektivität zu mahnen und bin deshalb noch etwas kritischer als sonst, denn Vitam B/ Sympathie-Bonuspunkte oder ähnliches hat es bei mir noch nie leichtfertig gegeben, die Musik muss es immer erbringen/ erarbeiten, da bin ich selbst ganz der Musiker. Allerdings finde ich, egal wie oft ich auch analysiere und hinhöre keine nennenswerten Kritikpunkte bei diesem Izegrim Album. Ein klarer Fall von gut durchdachten Arrangements - "The Legion" (Track 8). 

Spätestens beim Lesen der Lyrics von "Carousel Of Death" (Track 9) komme ich gedanklich zurück zum Coverartwork zurück und kann vermutend sagen, dass hier zumindest ansatzweise ein Albumkonzept in Sachen Storyline vorhanden ist. Jedoch lassen die Songtexte noch genug Raum für Eigeninterpretation(en). Zu einem megastarken Duett der Metallady Generationen kommt es bei "Manifest Of A Megalomaniac" (Track 10; Anspieltip V), bei dem keine Geringere als Stilikone Sabina Classen (Holy Moses) das Beauty And The Beast Konzept mit Marloes zusammen einfach mal eben durch den Fleischwolf dreht und entsprechend wegblastet. Wer hätte ahnen können, dass sich die Stimmen von Marloes und Sabina so dermaßen gut ergänzen?! Positiver Wahnsinn! Als ob man es nicht ein wenig hätte ahnen können, zocken Izegrim als Pfortenschliesser noch einmal eine Obergranatensong mit "Carnival Of Deception" (Track 11; Anspieltip VI) mit Kickstart-Steilgang raus. 

So kritisch (bzw. genau genommen noch kritischer als sonst!) ich dieses Album auch der Analyse, Härteprüfung etc. unterzogen habe, das Teil ist mehrfach in der Schmiede geplättet worden und hält sicher locker einigen Jahrhunderten stand. Somit dürfte der sportlich-faire Wettstreit, der im Fußball seit Jahrzehnten zwischen Holland und Deutschland die Gemüter erhitzt, nun auf deutlich entspanntere Weise auch in diesem Genre angekommen zu sein?! Somit dürften die nächsten Alben von Bands wie Holy Moses oder auch Cripper noch interessanter für die Ohren werden. ;-) 

 

Schafe Schüsse Hammermarke!

10/ 10 Schafe Schüsse

(Listenable Records/ Soulfood 2.013)

http://www.izegrim.nl/ 

https://www.facebook.com/Izegrim/info

Danny B

Schaf Schüsse: 

10
Eigene Bewertung: 10

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