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HYSTERESE "Hysterese"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

07-2021

Label: 

Genre(s): 

Die 2.009 in Tübingingen gegründeten Hysterese kenne ich just dem Namen nach im flüchtigen Vorbeigehen der letzten Jahre, intensiver waren mir diese vier Mucker jedoch im Vorfeld nicht vertraut, trotz 4 Releases, die sie über die Jahre verstreuten. Es ist immer wieder erstaunlich bis schade (zuweilen), dass bestimmte Bands in der Masse versteckt ihr Dasein fristen, denn das, was ich vom Opener "Burning" (Track 1) vorab per Videoclip hörte, weckte mein Interesse direkt. Vom Stil her bewegen sich Hysterese irgendwo in den vermischten Stilwelten von Alternative Pop/Rock und Post-New Wave (Dark Rock; sogar zaghaften Batcave Elementen durchzogen) angesiedelt. Auf jeden Fall durchaus radiotauglich und angenehm im Ohr, ohne zu viel zu wollen. Mit anderen Worten der nahezu perfekte Opener für ein Album wie dieses. "Call Of The Void" (Track 2) nimmt per deutlich ruppig-rockiger Auslegung wesentlich wildere Züge auf und hat sogar Punk Rock Elemente im Gepäck. Die Fahrt nimmt auch vom Tempo her deutlich mehr Zug auf. Inhaltlich geht es um Tagträume und den ewigen Kreislauf der Maloche im sogen. "9 to 5" Job. Ähnlich tempofrisch gibt sich auch das bassintonierte "Heartbeat" (Track 3; Anspieltip I), das sich per Refrainteil-Hook als Sofortzünder herausstellt und wie eine Mischung aus Placebo, den Foo Fighters und Hysterese im selben Raum klingt. Echt stark und erfrischend mit Blick auf die sonst her oftmals vor sich hinplätschernde Musiklandschaft, die sich in den letzten Jahren in vielen Fällen oft selbst suchte.  

Stilistisch ähnlich clever, catchy und mit rundem Drive im Lauf, schickt sich "Meltdown" (Track 4; Anspieltip II) an den Ansatz von "Heartbeat" noch um ein Level höher zu droppen. Irgendwie fühlte ich mich Lesen der Lyrics an The Cure's "Boys Don't Cry" erinnert... Musikalisch ist das Stück auf jeden Fall über jeden Zweifel erhaben, was auch dank der melodisch runden Band-Chor-Parts so ist, ohne die das Stück vermutlich eher ein laues Lüftchen wäre. Von den Lyrics her verpacken Hysterese ihre Gedanken (Messages) in zeitgemäßen Ton - "We're all the same, just lonesome, fucked up, hungry hearts, all we are is made of tears and laughter, we're miserable and lost.." . Mir persönlich gefällt dieses Stück nicht nur dank des starken Contents, sondern, weil das Stück selbst die Band musikalisch auf dem Songwriting-Level präsentiert wie die meisten Songs, diverser Bands vom Arrangement und der Instrumentierung her gestrickt sind - und trotzdem schaffen es Hysterese dieses gewisse Etwas mit im Lauf zu haben, dass sie von vielen anderen-, stilistisch ähnlich gelagerten Bands unterscheidet und hervorstechen lässt. Es ist vor allem die Klangfarbe des Gesangs, die hierbei großen Anteil am Unterschied innehat - "We're All The Same" (Track 5; Anspieltip III). Man kann sagen, dass Hysterese das Qualitätslevel sehr hoch halten, das just vom Tempo her variiert und bei "Cipher" (Track 6) gefühlt wieder etwas mehr in den Goth Rock angehauchten Bereich übergeht, deshalb aber nicht schlechter klingt. Auch hier lockt die Hook die Ohren im Refrainteil verführerisch und weiß sie zu umflirten, ohne nervig oder aufgesetzt zu wirken. Stimmlich klingt der Gesang hier fast schon weiblich angehaucht, was mich erneut an Placebo, bzw. an diverse Glam Goth Rock Bands der '80er/'90er Jahre denken lässt. Ich staune Stück um Stück just mehr wie man so verdammt catchy das Level halten kann und dabei von "lame" so gar keine Spur ist - "The Hunter" (Track 7). Das, was einst die Gesangsmelodik einer C.C. Catch oder auch The Sisters Of Mercy/H.I.M. so erfolgreich machte, kann man hier ansatzweise wieder entdecken, denn die Art der gesanglichen Melodieführung (inkl. der Phrasierung) atmet vom Pop und (Post) New Wave/Alternative Goth Rock der '80er- und frühen '90er Jahre. 

Erst "Lock & Key" (Track 8) lässt etwas mehr Luft für die tanzfreudigen Füße des/der Zuhörer/-in. Es wäre ein Armutszeugnis für die Club-DJ/DJane-Szene, wenn nicht mindestens ein, zwei Stücke dieses Albums es in die Dauerrotation-Playlists schaffen würden, wofür sich auch das folgende "Sumer" (Track 9; Anspieltip IV) im Selbstlauf empfiehlt. Auch hier habe ich bei manchen Parts das Gefühl eher eine Frau der Marke Siouxsie Sioux (*Siouxsie and the Banshees) in einer Art modernen Neuzeitform zu hören, was dank des Background-, bzw. quasi parallel fahrenden Pendant-Gesangs erneut zum Ohrwurmkuss ausholt. Mindestens genauso stark in Sachen sehr eingängiger Dynamik weitet sich dieser Ohrwurmkuss mit "Dead Dog" (Track 10; Anspieltip V) aus und setzt mindestens zwei Ausrufezeichen hinter dieses Album. Es ist Jahre her, dass ich ein so starkes Album in Sachen Dark Punk Rock/Goth Rock/New Wave Vermischung gehört habe, bei dem ein Großteil der Stücke direkt als Tanzflächenfüller durchgeht. Ich bin (ohne es erwartet zu haben) echt beeindruckt.  

P.S.: Nach V.Ö. dieser Review teilte mir den Band zwinkernd mit, dass es sich um eine Sängerin handelt, was sich quasi als Fauxpass darstellen könnte, ist fehlender Grundinfos (z. B. Lineup; Namen der Bandmitglieder etc.) geschuldet, die ich weder vom Promoter-, noch auf den offiziellen Websites der Band bekam, bzw. finden konnte. Den Videoclip zum Titel "Burning" hatte ich vom Vorfeld just kurz und maximal einmal gesehen, leider blieb mir nicht gegenwärtig (da so einiges an Alben/Bands auf meinem Tisch landet), dass eine Frau am Mikro steht. Ich habe mich ehrlich darüber geärgert, zumal ich den Anspruch an mich selbst habe, dass solche "Kleinigkeiten" nicht passieren dürfen. 

V.Ö. 25.06. 21

 

9,0/10 Schafe Schüsse

(This Charming Man Records 2.021)

https://hysteresepunk.blogspot.com/

https://hysterese.bandcamp.com/album/hysterese-3

Danny B

Schaf Schüsse: 

9
Eigene Bewertung: 9

Review No.: 

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