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HAEMORRHAGE "We Are The Gore"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

10-2017

Label: 

Genre(s): 

Neben den Gore/Grindcore Ikonen Napalm Death sind vor allem Haemorrhage aus dem schönen Madrid (*Spanien) die bekanntesten Vertreters dieses Genres. In Zeiten von Kultserien wie "The Walking Dead" und jeder Menge neuer (teils trashiger) Zombiefilme, passt der über 27 Jahre präzisierte Sound aus Grindcore, Gore, Death Metal und CrustPunk bestens in den Zeitenlaufmoshpit. Es ist schon einige Jahre her, da man ein neues Release der Spanier zu Ohren bekam, was offenbar auch die Jungs + Mädel realisiert haben und im Oktober ihr nächstes-, nicht unblutiges Album aus dem OP fahren, um es der wahnsinnig langen Liste ihrer Releases hinzuzufügen. 

Wer bei Haemorrhage eine Abkehr vom Kernsound befürchtet, hat die Band und ihre Ausrichtung nicht verstanden, dennoch warten Haemorrhage mit einigen Frischzellelementen auf, die sie ihrem Sound auf diesem album mitgeben, schließlich hat man nicht für umsonst bereits im Vorfeld alle Fans und Gorelover zusammengerufen, um dieser heiklen Operation beizuwohnen, was das Coverartwork auf interessante Weise mitgibt, zumindest, wenn man gedanklich unter die Oberfläche geht. Der Opener "Nauseating Employments" (Track 1; Anspieltip I) wurde bereits via YouTube (als stiltreues Video) als Vorhut veröffentlicht und hat zumindest in meinen Ohren direkt gepunktet. Die Hyperblastkelle schenkt wieder das gewohnt räudige Gebräu an Gorestuff ein, während die Bretterbeats mit amtlichen Gore/Death Metal/Blast Nägeln bespickt wurden. Selbst die Midtempoparts und die Soli von Gitarristin Ana, die sich spieltechnisch klasse entwickelt hat, passen ins Geschehen wie flüssiges Blei. Natürlich geht es bei den Spanier(n)/-in nicht ohne ihren zwinkernden Humor, der in typischer Art als "Gore Gourmet" (Track 2) mitgeliefert wird und von den Anteilen der Vocals etwas Death Metal lastiger ausfällt. Es fällt u. a. auch auf, dass der schön crustige Sound weiterhin im Herzen mitläuft. Das 2:15 Minuten Albumtitelstück "We Are The Gore" (Track 3; Anspieltip II) braten Haemorrhage als regelrechte Gorehymne (was nicht gerade typisch für dieses Genre ist) raus. Dass man sich dabei auch bei Old School Bands aus dem Heavy- und Death Metal orientiert hat, kann man anhand der leichten Benediction Soundtönung und des saustarkenm Heavy-Gitarrensoli erahnen. Allein dafür ist ein fettes Gracias in Richtung Haemorrhage fällig!

Wer es knüppeldicke (im wahrsten Wortsinne) mag, der/die bekommt hier eine Audio-Tracht Prügel der Sondersorte verpasst. Haemorrhage ziehen mit stilechter Erfahrung dem/der Hörer/-in das Fell  über die Ohren -"Transporting Cadavers" (Track 4), "Bathed In Bile" (Track 5)- und zocken musikalisch so einige überaschende Parts raus, die man nicht unbedingt erwarten würde. Selbst meine Katze scheint den Haemorrhage Sound anno 2.017 zu mögen und dabei selbst zu (Ball-)Jägerin zu werden, haha. Doch zurück zur Mucke selbst. Mit "The Cremator's Song" (Track 6; Anspieltip III) schaffen es Haemorrhage in nur 2:52 Minuten Hyperblast, Gore, Death Metal Groove und messerscharfe Heavy Soli einzubauen (die mich ein wenig an Iron Maiden denken lassen). Das muss ihnen erst einmal jemand nachmachen. Wofür ich Haemorrhage lieben lernte, ist vor allem ihr groovy Gitarrensound, wenn die beiden 6-Saitenäxte mit Ramon's Bassspiel verschmelzen und dieses unwiderstehliche CrustPunk/Metalgemisch zündet. Gerade das wird mit "Medical Maniacs" (Track 7; Anspieltip IV) nicht nur in Höchstvollendung in die Gehörgänge gespuckt, sondern schüttelt mal eben eine weiteres Stück locker aus der Hüfte, das zukünftig bei Konzerten nicht fehlen darf. 

Ähnlich groovy (mit Napalm Death Nähe zu Beginn) macht auch "Forensick Squad" (Track 8; Anspieltip V) in ähnlichen Läufen weiter und stellt Drummer Erik auch mal etwas weiter ins Zentrum, während Frontkeifer Lugubrious in konstanter Qualität die Texte ins Mikro rotzt und Gitarristin Ana ein weiteres Mal über die Saiten brilliert. "Gynecrologist" (Track 9) hingegen lässt jegliche Ketten zurück und moshed ab. Ähnlich bleibt es bei "Miss Phlebotomy" (Track 10), bei dem Haemorrhage ein wenig mehr mit typischen Stilmitteln ihrer Ausrichtung spielen. Interessanter wird es da dank "C.S.C. (Crime Scene Cleaners)" (Track 11), was vom Titel her an an all' die Krimiserien wie "Medical Detectives" etc. denken lässt, vom Zombiemetier her aber etwas mehr Frische in die Themenvielfalt bringt. Sicher, im Goregenre gibt es zwar einerseits keine thematischen Grenzen - andererseits weiß man aber auch, was der Fan erwartet. Haemorrhage schaffen den Balanceakt zwischen Fiktion und Reflektion(en) bzgl. der Realität allerdings mit Lockerheit - "Prosector's Revenge" (Track 12).

Ich für meinen Teil finde es gut, dass man auch durchaus ernsthaftere Themen in den hauseigenen Sound verpackt hat, wie das z. B. bei "Organ Trader" (Track 13; Anspieltip VI) der Fall ist. Wenn das dann auch musikalisch passt, umso besser. Dass Haemorrhage ihre Wurzeln auch mit diesem Album weder verlassen, noch vergessen haben, unterholzbolzen sie mit Stücken wie "Intravenous Molestation Of The Obstructionist Arteries (O-Pus Vii)" (Track 14; Anspieltip VII), das auch zum Finalgang ruft. Für die Hidden Track Liebhaber unter Euch haben Haemorrhage noch etwas hinterlassen, bei dem Ihr Gitarristin Ana mal singen(!) hören könnt, denn die Dame hat so einige Talente in petto. ;-)

Für jeden Gore-/ Death Metal Fan ist dieses Album ein echtes Must Have. Selbst ins Rund von CrustPunk Alben passt dieser Moshpit Soundtrack bestens. Freigegeben zum kollektiven Alltagsabschalten und dementsprechenden FeierFreidrehen! Das wird ein heißer Oktober 2.017! Man kann nur hoffen, dass Haemorrhage bald auch wieder hierzulande ein paar Konzerte spielen.

V.Ö.: 6.10.

 

9,35/10 Schafe Schüsse

(Relapse Records 2.017)

https://www.facebook.com/HaemorrhageGore/

https://haemorrhage.bandcamp.com/

Danny B

Schaf Schüsse: 

9
Eigene Bewertung: 9

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