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FERDY DOERNBERG "Orexigenic Songs For Overfed People"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

11-2015

Label: 

Genre(s): 

Der musikalische Allrounder Ferdy Doernberg dürfte einigen unter Euch hier und da schon begegnet sein, nicht nur, dass der umtriebig-nimmermüde Multiinstrumentalist bei Axel Rudi Pell seit 1.998 an den Tasten steht, sondern Ferdy Doernberg ist seit 2.010 auch Teil der Band von Matt Gonto Roehr (Böhse Onkelz) und bedient je nach Bedarf Gitarre, Keyboard, Trompete, Akkordeon, Lap Steel oder seine grosse Leidenschaft - die Slide Gitarre. 

Ich für meinen Teil wäre ja schon froh, wenn ich Gitarre spielen könnte, aber mit Multiinstrumentalisten verhält sich das wahrscheinlich ähnlich wie bei Multisprachlern - sie können es einfach. Wohl dem/ der, der/ die es auf die Reihe bekommt, ohne dass die Synapsen Pogo tanzen. Doch zu Ferdy Doernberg's Wegen gehören auch die vielen Studio(gast-)einsätze bei Künstlern wie: Avantasia, Sodom, Kärbholz, Howard Carpendale, Holy Moses, Destruction, David Hasselhoff, Rotz & Wasser, Volxsturm, Veritas Maximus, Madonna, Peter Alexander, John Wesley Harding, Accept, Sweet, Helloween u. v. a.. Wahnsinn oder? Dieser Mix aus Namen passt zur musikalischen Spannbreite (auch in Sachen Musikgeschmack) des markanten Rock 'n Rollers mit Vorliebe für Blues, Rock, Metal und Oi Punk. 

Um aber auch einige seiner Live Gasteinsätze seiner Vita den nötigen Respekt zu zollen, seien auch hier ein paar Artists genannt, mit denen er in Europa, Südamerika und den USA schon unterwegs war: Uli Jon Roth, Robbie Krieger (The Doors), Jeff Kollman, Crimson Glory, Kärbholz, Rotz & Wasser, David Paitch & Bobby Kimball (Toto), Veritas Maximus, Graham Bonnett (Rainbow), John Lawton (Uriah Heep), Rod Gonzales (ex- Rainbirds; Die Ärzte), Gamma Ray, Jon Olivia (Savatage), Emma Bunton (Spice Girls), Olivia Newton-John... und auch hier fehlen noch einige bekannte Namen mehr, die Ihr ggf. einfach selbst nachrecherchiert. ;-) Man kann also mit Fug und Recht sagen, dass Ferdy Doernberg schon eine Menge (mit-)gemacht hat und nun nach 4 Jahren Solopause in Sachen eigenem Album mit "Orexigenic Songs For Overfed People" zurück auf der Bildfläche der Singer/ Songwriterszene ist, obwohl er in Sachen Livepräsenz ja nie wirklich weg war.

Das Vorgängeralbum "A Bridge To Dobroland" (2.011) ist mir irgendwie entgangen, so dass mein letzter Stand das wirklich facettenreich-bunte "Travelling Light" (2.010) Album ist. Mit 19 Tracks (inkl. Bonustrack) serviert Ferdy Doernberg pressfrisch sein neues Album und ließ im Vorfeld Spannung aufkommen was er dieses Mal an Stilen und Geschichten auffährt?!

Mit "No Respect" (Track 1; Anspieltip I) setzt sich Ferdy Doernberg mit Reggae Elementen und offensiv mit dem Thema Vegan/ Aktivismus auseinander. Ich staunte beim ersten Durchlauf nicht schlecht, dass dieser Opener doch recht popig ausfällt, trotz starkem Gitarrensoli mittendrin. Vom Sound fährt er einen sehr gut reinlaufenden, warmen Vinylsound in Richtung Hörerschaft, was auf jeden Fall ein qualitativer Neugewinn ist. Wer Ferdy Doernberg's Soloalben kennt, weiß, dass Ferdy dann und wann skurril wirkende, längere Songtitel hat, "Sometimes My Penis Is A Little Bit Cleverer Than My Brain" (Track 2) ist ein solcher neuer Titel dieser Kategorie. Rein musikalisch eher ruhiger Natur, aber eben immer wieder rausreißend wenn die "too much information" Songtitelzeile kommt. Man ist wirklich versucht weiterzuzappen, um das erneut Reggaee leichtfüßige "My Soon-To-Be-Ex-Wife Says" (Track 3) vorzuziehen, bei dem ein weiterer, doch etwas sehr persönlicher Einblick in Ferdy Doernsberg's Gedankenleben gewährt wird. Die Frau um die es geht, spielte bei diesem Song übrigens die Bassgitarre ein, was zugebenermaßen ein etwas schräg/ ungewöhnliches Bild zeichnet, musikalisch aber über alle Zweifel erhaben bleibt.

Wie eingangs erwähnt, hat Ferdy Doernberg musikalisch gesehen mehrere Herzen in der Brust, so dass ein Song wie "Punkrock-Valentine's Day" (Track 4) quasi längst überfällig war. Zwischen Blues Rock und Country-Funken in Sachen Slide Gitarre geht es in nur 2:30 Minuten (eine typische Spielzeit für Punksongs) zu "Leave The Rest For The Crows" (Track 5) über und bringt die Thematik Sterblichkeit nachdenklich stimmend auf. Auch hier bekommt der Blues der Gitarre wunderbaren Raum eingeräumt, was das Stück selbst etwas auflockert. Dennoch nicht einfach, zumal "A Sad Little Song In G" (Track 6) sehr, sehr ruhig zugeht und sich mit den Schattenseiten der Lebenswege und des Gebens auseinandersetzt. Alles andere als leicht verdauliche Gedankenkost auf 6:03 Minuten ausgebreitet in diesen eher trüben Herbsttagen. Gut, dass es ab Songmitte deutlich abwechslungsreicher zugeht. Als Gast hört man hier übrigens Matt Gonzo Roehr an der Gitarre.  

"When The Northwind Is Calling Your Name" (Track 7; Anspieltip II) geht tempo- bzw. musikalisch etwas mehr aus sich heraus und weiß mit schönen Refrainchoranteilen zu bestechen, geht aber auch sonst wirklich gut ins Ohr. Drummer Alex Wenn fällt hier vom Spiel her positiv ins Gewicht. Allerdings wäre es extrem langatmig, wenn ich bei jedem Track die Instrumentalisten aller Sings näher hier aufführen würde, da es an Gästen an den Instrumenten und Mikros jede Menge gibt, die Ihr komplett im Booklet nachlesen könnt. Da sind Rough Silk Bandkollegen wie Mike Mandel, Familienmitglieder, wie eben erwähnt Matt Gonzo Roehr oder auch Ausnahmeschlagzeuger Mike Terrana am Start, was beeindruckend ist! 

Derweil tönt "Clown Without A Circus" (Track 8) mit Tubaklängen von Marina Ludolph angereichert am Ohr lang, in dessen Mitte ein Kleinchoreinsatzes aus Sebi Stomper (Stomper 98), Christof Stein-Schneider (ex- Fury In The Slaughterhouse), Chris Zeller (Rotz & Wasser) und Stefan Putnik (Wiens No. 1) ein Highlight ist. Mit dem folgenden "My Personal Superhero" (Track 9) kommt ein Gänsehaut Memorial Song, den Ferdy Doernberg seinem 2.013 verstorbenen Vater (R.I.P.) widmet, der die Violine in diesem Stück bereits 2.003 eingespielt hat. Bislang, fällt mir in diesen Gedankenzügen auf, dass dieses Album einiges an Schwere mit im Innern trägt, weil es atmosphärisch bzw. von der Stimmung her manchmal schwierig ist diesen schweren Regen mitzutragen, wenngleich es auch musikalisch wirklich himmlische Wolkenflüge zu hören gibt - "Bad Decisions Make Good Stories" (Track 10; Anspieltip III)-, unter denen musikalisch auch leicht französisches Flair aufkommt. 

Zeit für den Albumtiteltrack "Orexigenic Songs For Overfed People" (Track 11; Anspieltip IV) bei dem das Schlagzeugspiel von Mike Terrana direkt zu Beginn aufmerksamen Ohrenempfang einfordert. Den Radiosprecher kennt man übrigens als Sänger der Oi Punk Band Volxsturm. ;-) Auf den ersten Blick mag der Titel ein wenig polarisieren, wenn man ihn denn falsch auffasst, nimmt man sich aber Zeit und lässt den Text mal auf sich wirken, klart die Intension dahinter auch auf. Dieser Song könnte definitiv auch im Radio laufen, er erinnert mich immer wieder an diverse Songs, die ich in den '80ern in den Radios an manchem Nachmittag hörte. Was auf diesem Album bislang fehlte, war der Humor von Ferdy Doernberg's britischen Wurzeln, was bei "The Dating-Dilemma" (Track 12) mit Augenzwinkern etwas mehr Lockerheit mitbringt, was dem Album insgesamt gut tut, um nicht zu düster/ nachdenklich auszufallen. Gedanken sind das eine, zu viel schwere Kost das andere. Musikalisch bleibt es für Ferdy Doernberg typisch abwechslungsreich mit viel Liebe zu kleinen Details, was den roten Faden dieses Albums ausmacht, so wie es auch bei früheren Werken war. 

"Reviewmirror" (Track 13) lässt Rückblicke zu, nimmt aber auch andere Punkte des (busy) Alltags auf, von denen auch "I Hate Drunk People" (Track 14; am Bass Ecki Huedepohl) ein Punkt hätte sein können. Mit diesem Titel könnte es gerade in Punkkreisen Unkenrufe geben, vielleicht liegt das Problem selbst just im Überernst? Es geht nun langsam in Richtung Albumfinale. Warum das starke "Why Can't You Be Just A Little Bit More Like Your Picture?" (Track 15; Anspieltip V) erst an so später Stelle zum Zuge kommt, ist sicher keine unberechtigte Frage, oder? Da sind die 6:07 Minuten halb so lang im Gefühl, was bei anderen Songs umgekehrt ist, da bin ich ehrlich. 

Zum Schluss hin kommt mit Chris Caffery (Savatage; Trans-Siberian-Orchestra) ein weiterer Gitarrenvirtuose beim rein instrumentalen "The Boogie" (Track 16; Anspieltip VI) zu Ohren, das wie eine Livesession rüberkommt und ordentlich Energie durch den Äther blitzen lässt, bevor mit "Thank You" (Track 18) das offizielle Albumende erreicht ist und der Bonustrack "I Wonder What Jesus Would Have Said" (Track 19) die Tür dieses Neuwerks aus dem Hause Doernberg schliesst. 

Alles in allem fällt dieses neue Album, das Ferdy Doernberg übrigens auch selbst produziert hat, streckenweise schwierig aus, da sich ab und an doch etwas schwere Kost einschleicht. Man erwartet irgendwie auch einen härter ausgelegten Song, was aber ein Nebeneffekt von Ferdy Doernberg's Band Rough Silk sein kann?! Auch nach mehreren Durchläufen sitze ich noch immer zwiegespalten hier und weiß tendenziell nicht so recht ob ich dieses Album eher gut, weniger gut oder irgendwo dazwischen finde? Aber nach der Ladung an Songs fühlt man sich am Ende doch etwas überfordert.  

 

6,65/ 10 Schafe Schüsse

(Rebellion Records/ Roxxon Records & Tapes 2.015)

http://www.ferdydoernberg.de/ 

https://www.facebook.com/rebentisch.music/?fref=ts

Danny B

Schaf Schüsse: 

6
Eigene Bewertung: 6

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