Bild des Benutzers DannyB

EMILIE ZOÉ "The Very Start"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

11-2018

Label: 

Genre(s): 

Auch innerhalb des Singer/Songwriter Metiers hat unser Nachbarland Schweiz nicht erst seit dem Erfolg von Stefan Heinzmann diverse Talente zu bieten. Eher durch Zufall stieß ich auf die seit 2.011 aktive Emilie Zoé, die nach einer EP und einem Tape nun ihr Album "The Very Start" an eben selben bringt. 

In schlichtem, aufklappbaren Digipack mit in s/w handgemalten Artworks (in gedruckter Form) stimmt man unterschwellig auf die Musik ein, die bestens zu den kürzeren Sonnenstunden passt. Mit "6 O'Clock" (Track 1; Anspieltip I) beginnt das knapp über 40 Minuten umspannende Album. Mit tiefsinnigen Lyrics und einfacher Instrumentierung können Freunde ruhiger Aktustikklänge sich auf eine noch wilde, unentdeckte Musikblume für die gedanklichen Felder freuen. Zaghaft, fast vorsichtig ruhig singt Emilie Zoé beruhigend bis erkennend "remind me that now is the past come closer" und lockt die Sinne und Gedanken hervor. Eine Mischung aus Björk und PJ Harvey in der völlig stillen Auslage begegnet einem beim Hören. Auch Freunde von der musikalischen Ausrichtung von Alice Phoebe Lou können hier ruhig mal ein Ohr riskieren. Fast noch ruhiger geht es mit "A Fish In A Net" (Track 2) weiter. Die Musik gibt einen ganz wunderbaren Soundtrack zu poetischen Filmen (auch die im Gedankenkino) ab, selbst mit Chorgesang, wie man ihn hier hören kann. Ebenso gut passt diese Art Musik zu einem entspannten Feierabend bei einem Glas Wein oder auch als Gedankenflügel beim Briefeschreiben oder Malen. Zwischendurch schlägt man die Gitarre auch mal etwas härter an, so dass es etwas nach leichtem Acoustic Rock klingt, der allerdings gar nicht ohrenbetäubend laut sein will, sondern einfach gehört werden möchte - "Tiger Song" (Track 3; Anspieltip II). Stellt Euch die Band Tapping The Vein in einer Acoustic Variante vor und auf's Wesentliche reduziert. Von hypnotisch bis minimantraartig.

Emilie Zoé entführt in ihre ganz eigene Welt, ähnlich einer fiktiven-, jedoch sehr gut vorstellbaren Landschaft - "Blackberries" (Track 4; Anspieltip III). Stellenweise fühlt man sich sogar ganz entfernt an Passion Noire erinnert, die eine ähnliche Magie verströmten. Man träumt sich in das Stück ein und lässt den Alltag einen Moment lang los und wird mit Emilie Zoé gemeinsam Teil zum "...part of the silence on this land". Auch auf den Klaviertasten streift die Musik in ruhiger Atmodsphäre entlang - "Loner" (Track 5). Diese Art ruhiger Musik mag nicht jedermanns/jederfraus Sache sein, in der passenden Stimmung aber, kann sie etwas in einem berühren, das einige vorher vielleicht nie oder selten sich gespürt haben? Anders kann man es nicht ausdrücken. Dass mit dezenter Instrumentierung trotzdem auch Drive entstehen kann, der nicht voll auf das Gaspedal tritt, kann man angehörs "Nothing Stands" (Track 6; Anspieltip IV) feststellen. Wie ein rhythmischer Pulsschlag, der zu entspannen weiß, trotz der beschriebenen Distanzierung innerhalb der Lyrics, die auch so einen gewissen Hauch von Nacht in sich tragen. Lichter aus, lass' die Vögel wie Gedanken fliegen - "Dead Birds Fly" (Track 7). 

Ein Hauch kalter Kirchen, durch die der Ton in die Lüfte reist, was auch die Atmosphäre bei "The Barren Land" (Track 8) in einen sirenartigen Einstieg hüllt, um dann die Wärme im Innern noch vor der 2:00 Minutenmarke freizugeben. Von der Stimmfarbe her, ist Emilie Zoé hier tatsächlich öfter sehr nahe an Björk dran. Das Stück hat etwas Besonderes für sich und fährt nach hinten raus mit Störgeräuschen (Distortioneffekt?) auf, die entweder einer fehlerhaften Pressung zugrunde liegen oder aber bewusst so untergemischt wurden? "Would You Still Be Here" (Track 9; Anspieltip V) ist dagegen wieder warm-klaren Klangs. Auch This Mortal Coil kommen unterschwellig in den Sinn der Erinnerung. Eines jener Stücke auf diesem Album, die direkt in den Bann ziehen, trotz- oder vielleicht sogar aufgrund der kurzen 2½ Minuten Länge. Zum Ende hin spannt Emilie Zoé via "Sailor" (Track 10) die Segel, um ihre Reise fortzusetzen, die zum Abschluss auf einer Länge von 7:02 Minuten auch Nicolas Pittet(?) im Backgroundgesang hören lässt. Erneut verliert sich das Stück nach hinten raus in der Ferne der imaginären Landschaft aus der dieses Album entstanden/gemacht ist. Chapeau! Ein ganz wunderbares Album für die Momenten in den man die Ohren mal nach innen ausrichtet. 

V.O.: 09.11.18

 

9,0/10 Schafe Schüsse

(Hummus Records/Membran & The Orchard 2.018)

http://emiliezoe.com/

https://www.facebook.com/emiliezoemusic

Danny B

Schaf Schüsse: 

9
Eigene Bewertung: 9

Review No.: 

Tags: