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DIVA KOLLEKTIV, Futter

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

04-2014

Label: 

Genre(s): 

Die ehemaligen Stattmatratzen, mittlerweile als Diva Kollektiv bekannt, haben sich via Fansupport vor einiger Zeit im Studio eingeschlossen, um ihre neue Scheibe einzuspielen. Nachdem das Debütalbum "Egoshooter" mich völlig aus dem Stuhl gerockt hat, war ich natürlich megagespannt was die Berliner Diven als Nachschlag abliefern würden? Hatte ich mich noch gewundert, dass diese Band viel zu lange "unsigned" geblieben war, darf sich nun das Berliner Label Bakraufarfita Records (was für ein Zungenbrecher) über die vier doch recht unterschiedlichen Diven an Bord freuen, die nebst ihrer Band auch den schräg-frischen Humor als kleinsten, gemeinsamen Nenner haben. Der Hunger auf mehr vertontes Ohren"Futter" hat nun bald ein Ende, denn am 17.04. (2.014) servieren die vier Diven ihr Elf-Track-Menü frei Haus (für Vinylfreunde übrigens auch als grün-schwarze 12", inkl. DLC/ CD/ Download).
"Tatort Biostulle" (Track 1) eröffnet das Menü und schmiert leichte Kost auf die Gehörgänge, was auf die ersten Hörs fast noch ein wenig zu verhalten für Diva Kollektiv klingt. Dafür wird aber bereits beim ersten Abschmecker klar, dass der Sound klarer produziert ist und die gereifte Qualität mitträgt. Zwar haben die Diven ihren Humor definitiv nicht verloren (ganz im Gegenteil!), aber reifer und irgendwie nicht er- sondern eher GE-wachsener klingen sie anno 2.014, was spätestens bei dem scharfsinnig hinterfragendem "Tiefkühlpizza und TV" (Track 2) klar(er) wird. Nicht nur musikalisch zündet man hier ein "kollekt-dives" Tischfeuerwerk, sondern hinterfragt die Klischeerolle der Hausfrauenmentalität und ihrem bierbäuchigem Alten, dessen Worthülsen von nichts als leerem Traumdunst leben. Gerade bei diesem Song fühle ich mich ans "Egoshotter" Album erinnert, "Tiefkühlpizza und TV" könnte eine Art gedankliche Fortsetzung von "Kein Risiko" sein, vom Aufbau her hätte es auch gut auf "Egoshooter" gepasst. Doch zurück zu diesem Album. Mit "Whiskey In The Jens" (Track 3; Anspieltip I) kommt endlich auch die volle Breitseite dirty Rock'n Roll der Marke Diva Kollektiv aus den Membranen mit Drive in Richtung Ohren-Beine-Connection gekracht. Front-Diva Nika klingt von jetzt an auch deutlich kraftvoller, Punk Rock-iger oder mit anderen Worten: so wie man es von ihr gewohnt ist. Den ersten zielsicheren Ohrwurm hat Gang Nr. 4 "Knick Knack" (Track 4; Anspieltip II) auf dem Teller und mundet bereits beim ersten Abschmecker und rockt die Zunge der Audiowelt. Die Diven setzen sich mit dem Älterwerden und der Reizüberflutung auseinander, ohne aber zu bleiern-kopfschwer zu werden. Sie haben es also nicht verlernt ihre Stärke auszuspielen. :-) Ein kleiner Aperitif zwischendurch, bestehend aus "3 Äpfel und 1 Huhn" (Track 5), knallt dann mal eben den Kassenbon als Egonachschlag in den Zeitfenluss. Einen kleinen Cola-Rotwein-Cocktail gibt`s direkt vom '90er Jahre Melmac Wollknäuel "A.L.F." mit "R'n'C Miezen" (Track 6) obendrauf und ist in 1:24 Minute hinter die sprichwörtliche Binde gekippt. Ob "Vitamin B" (Track 7; Anspieltip III) als gesunde Kost gewertet werden darf oder nicht, überlasse ich jedem/ jeder selbst, für das Gesamtmenü aber kommt nun weitere Abwechslung für den Gaumen, zumal hier auch kleine Seeed'sche "Augenbling"-Einflüsse die Schlagzeugfelle streicheln und in kleinen Momenten auch Jenifer Rostock Nähe auf Dive Kollektiv-Punk-Rock-Dirtiness trifft, was dem Song selbst aber wirklich erfrischend gut steht, zumal die Diven hier nicht billig abkupfern, sondern sich ohrensichtliche Gedanken gemacht haben. Es geht langsam in Richtung Albumende, da darf etwas kühlere Hörkost nicht fehlen - "Eiszeit" (Track 8; Anspieltip IV). Hier kommt die geballte Ladung der Diven Magie an den Bühnenrand, inklusive Singalong. Wichtige Geschmackspunkte für jeden Musik-Gourmèt. Und auch wie beim Albumvorgänger schon, gesellt sich mit "Delikat" (Track 9) ein Song hinzu, der sich ein wenig vom Albumfaden wegbewegt, aber dennoch dazugehört. "200 L." (Track 10) lässt den Bogen aber wieder direkt zurück zum Albumfaden kommen und wird live mit Sicherheit fester Bestandteil der Setlist sein. Wäre dem nicht so, wäre es quasi Verschwendung. Zum Menüabschluss wir "R.O.T." (Track 11) holen die Diven zur berechtigen Schelte gegen das von Oben geführte Kleinhalten, Wegkürzen, Schliessung von (Jugend-)Clubs, Hausräumungen etc. aus und liefern einen knackig-frischen Punk Rock Widerständler. Wer denkt dass nun Schluss ist, wird mit einem schmissigen Hidden Track belohnt, bei dem die Berliner Punk Rocker von Abbruch zum Zuge kommen, aber das checkt Ihr am Besten selbst!
Fazit ist, dass dieses Album klasse mundet, wenngleich die Sofortzünderdichte nicht ganz so eng gesteckt ist wie das bei "Egoshooter" der Fall war, was aber nicht zwingend bedeutet, dass man nachgelassen hätte, nein - im Gegenteil. Dive Kollektiv haben sich mehr einfallen lassen und die Freiheit Neues auszuprobieren einfach genutzt. 

V.Ö.: 17.04. 2.014

8,7/ 10 Schafe Schüsse

(Bakraufarfita Records 2.014)

http://www.divakollektiv.de/band/
https://www.facebook.com/divakollektiv/timeline?filter=2

Danny B

Schaf Schüsse: 

8
Eigene Bewertung: 8

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