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DIE DORKS "Der Arsch auf deinem Plattenteller"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

10-2018

Label: 

Genre(s): 

Seit "Urlaub in der BRD" (*2.016) ist echt viel in diesem Land passiert, das den Dorks aus dem Unterleib Bayerns jede Menge Futter/Stoff für neues Material mitgegeben hat. Zwischendurch gab es hier und da mal kleine Netzhappen der Bajuwaren/-in. Dieses Land bzw,. Europa, die Welt haben sich in den letzten zwei Jahren wahnsinnige ins Extrem fiktiv-routierender Sägeblätter gestürzt, wie ein kolleltiver Rausch lebensmüder Egoisten mit Hang zum Narzissmus. Dass das sogar stark skurrile Züge annehmen kann, bewies jüngst die Rede eines AfD Spacken, der den Dork'schen Kerngeist offensichtlich/hörbar nicht zu verstehen imstande ist. Jetzt "werben" schon solche Idioten für systemkritische Bands... die Welt ist wahrlich in vollkommene Schräglage geraten. 

Stilsicher wie eh und je gehen Die Doorks zurück zum Programm(ieren) und haben sich mal so einiges durch den Magen gehen lassen. In Kürze servieren sie anstatt geistigen Dünnschiss durchaus potentiell festen Stuhlgang auf die Plattenteller des Vertrauens. Wäre ja klasse, wenn man die AfD Spacken mal damit beschallt, vielleicht kommt deren Weltbild dann endlich mal ansatzweise zur Aufklarung?

Mit "Der Producer hat gesagt, wir brauchen ein Instrumentalintro" (Track 1) steigen Die Dorks in gewohnter Humorfärbung auf 1:24 Minute ein, schrauben die Spannung und legen dank Progressive Soli (inkl. leichtem NDW Probant) erfrischend los. "Der Arsch auf deinem Plattenteller" (Track 2) nimmt seinen Platz ein und bringt 'ne Menge Text(stuhl-)gang mit, der sich inhaltlich u. a. mit der Kommerzialisierung (nicht nur im Punk Rock) beschäftigt. Inhaltlich sehr gelungen und musikalisch erneut im Kanonlauf von Metal und Punk Rock Wurzeln. Auch "Borderline Flashmob" (Track 3) knöpft sich die gegenweärtige Realität vor - "Wir müssen auffallen bis wir sterben!" Dank des ausgewogenen Sounds schiebt das Stück hier trotz Midtempofaden ordentlich die Nadel vor sich her, die mit Schmackes in den Hintern geht. Als stark bemerkenswert nimmt man die hommogenen Läufe wahr, die harmonisch mit den Vocals fließen und zwischendrin sogar mit einem Uptempo-Metal-Gitarrenpart die Gehörgänge durchpolieren. Gesanglich hat Frontdame Lizal (wie immer) 'ne Menge Herzblut in die Notierungen gepackt, was gerade zu Beginn von "Die Trümmer der Zivilisation" (Track 4; Anspieltip I) deutlich den Ton vor-/angibt. Auch hier bleiben die Metal Einflüsse in der Überzahl. Mir scheint, dass Die Dorks sich zu einer musikalisch anspruchsvollen Punk-Metal-Band entwickelt haben, die ich mir mittlerweile auch gut bei bunt gemischten Festivals vorstellen könnte. Anderseits könnte ich auch mir vorstellen, dass die prallen Texte erst einmal insgesamt viel wirken und es nicht ganz so einfach ist alle Punkte zu verinnerlichen bzw. zu reflektieren. Da ist tatsächlich 'ne Menge Anspruch dabei. Genau dieses Niveau an Anspruch hält auch "Zu lange Winter in Berlin" (Track 5). So oft wie die Bajuwaren in den letzten Jahren in Berlin zu Gast waren, nimmt man ihnen den Blick ins Berliner Innenleben absolut ab, das hier den "neuen" Massentourismus/Zuzug nach Berlin zum Inhalt hat und genau genommen unterschwelend-gedanklich "Borderline Flashmob" inhaltlich noch einmal mitschwingen lässt. Ob und in wiefern man nun aber mit Aussagen wie "Berlin ist die Hauptstadt der Einsamkeit, Realität die härteste Droge, die dich fickt! Jede Nacht steigst du himmelhoch, doch jeden Morgen bleibst du wieder alleine zurück!" recht hat, sei jedem/jeder selbst überlassen. Musikalisch fahren Die Dorks auf ähnlichen Strassen weiter, wenngleich man sich (wie gewohnt) Gedanken um die Arrangements gemacht hat. 

Mit "Barrikaden aus Fleisch und Blut" (Track 6; Anspieltip II) setzt man die erste deutliche musikalische Sondermarke in Form des balladesken Introducings, das in Bombobastschub mündet und die "1984" zugeneigte PC-Gleichschaltung der Realität reflektiert. Dass dies' jedoch nicht pauschal stimmt, unterstreichen diverse Demos von Zeit zu Zeit. Man kann sich also etwas mehr auf's Musikalische konzentrieren und das gibt vor allem im hinteren Songviertel interessanten Stoff her. Vielleicht täusche ich mich in meiner subjektiven Wahrnehmung oder aber Die Dorks haben etwas mehr Progressive Zeug gehört? Zumindest scheinen mir gelegentlich, wie bei "Sinn des Lebens" (Track 7) z. B., die Gitarrenläufe genau in diese Richtung ihre Funken zu versprühen? Inhaltlich lockerer im Lauf, trotz Tiefgangpotential, genügend Text und supportender Gitarrenläufe. 

Mir gefällt die neue(?) Qualität der Dorks, die auch in "Mehr als nur verschwendete Jugend" (Track 8; Anspieltip III) -ist der Titel eigentlich ein bewusster Querverweis an einen DAF Hit?- zu tragen kommt. Mit Reggae Pop Instrumentierung locker beginnend, um dann mit fett respektabler Bridge in Fahrt zu kommen. Man hört deutlich mehr Reife in den Songs, mit anderen Worten - Die Dorks haben sich scheinbar ganz bewusst den Luxus erlaubt ihren Songs Zeit zum Reifen als Schlifffutter mitzugeben, was sich auch in der Qualität und der Länge der Songs niederschlägt. Nicht immer instant fassbar, genau dadurch bedingt auch mit längerem Atem im Lauf. "Runtastic" quasi. ;-) Man könnte es auch so umschreiben, dass Die Dorks durchaus die intellektuellen Zöglinge des Hans Söllner Spirits sein könnten, sich musikalisch jedoch mehr ausleben. Die Dorks anno 2.018 wollen animieren und (etwas mit-) bewegen -"Wo die Musik noch offline spielt" (Track 9)-, wem das nach diesem Album nicht klar ist, der/die... denkt Euch den Teil. Übrigens sind Die Dorks (netter Sidefact!) die erste Band, die diese unsäglichen "Vong" und "I bims" Auswüchse verwurstet hat, somit nicht ganz nebenbei ein authentisches Zeitdokument. 

Bei diesem Album muss man viel genauer hinhören, um die Muckeeinflüsse herauszuhören. Nichts ist zu offensichtlich, sondern clever eingestrickt. Und schon findet man sich beim etwas nostalgischen "Am Tresen einer anderen Stadt" (Track 10) wieder. Hier findet sogar etwas blues-iger Beigeschmack statt (zumindest zu Beginn). Sicher der Songanzahl geschuldet, gestaltet es sich etwas schwieriger, dass Einzelsongs stärker hervorstechen - musikalischer Luxus quasi. "Der Stock im Arsch des Undergrounds" (Track 11; Anspieltip IV) schafft genau das, dank des starken Einstieges, verläuft sich jedoch ab Songmitte zurück ins bislang gehörte Grundmuster dieses Albums. Es sind die starken Soli, die eine Menge Würze freilegen und auch dem Bass mal etwas mehr Raum geben. Ich kann mich nur wiederholen, Die Dorks sind musikalisch anspruchsvoller geworden - "Wenn die Angst zum Zeitgeist wird" (Track 12). Von der jeweiligen Message her ergänzen sich die Stücke und wirken reflektiert durchdacht. Die inhaltliche Message-Dichte wird zwar gefühlt enger, bzw. überschneiden sich manche Themen, man versucht allerdings diese bestmöglich eigen zu gestalten - "Die Zeit der Lügengesten" (Track 13). Spätestens an dieser Albumstelle hat sich (zumindest bei mir) das Gesamtbild der Dorks bis ins Tiefenbewusstsein verändert. Zugegeben, nicht einfach bei den ersten Durchläufen, was sich mit jedem Durchlauf des Albums bessert/einpegelt. Selbst vor Country Trademarks schrecken Die Dorks nicht zurück - "Weil es jeder von uns braucht" (Track 14; Anspieltip V). Alles kann, nichts muss. ;-)

Erst zu vorrückter Albumstelle lässt man einen Gast ins Haus - "Zu fett für deine Lederjacke" (Track 15; Anspieltip VI) feat. Wölfi Kassierer. Der Humor für den Die Dorks bekannt sind, findet hier die Fusion mit Satire-König und Hobbypolitiker Wolfgang Wendland. Musikalisch kommt hier dezent wieder etwas mehr Punk Rock durch. Warum ich dabei stellenweise an A.O.K. denken muss, mag dem Brei in meinem Hirn anlasten?! ;-) Ganz anders "Mach die Dorks aus Blues" (Track 16) - Bar Blues mit Country Slideguitar Beiläufen. Das hat was für sich und hätte gern schon an früherer Stelle zum Zuge kommen dürfen. Genau das unterstreicht auch, dass "man nie nichts weiß man nicht" wohin es Die Dorks musikalisch noch treibt? Sicher ist nur, dass man mit ALLEM rechnen kann. Der "Hidden Dreck" (Track 17) macht die Kiste mit jeder Menge (musikalischem) Input zu. Hut ab!

Kein Album, das man mal nebenbei weghört. Die Dorks haben hier ein ziemlich facettenreiches Brett mit 'ner Menge Maserungen und Gewörmanteil am Start, das letztlich ordentlich Gewicht mitbringt. 

V.Ö.: 19.10.18

 

8,0/10 Schafe Schüsse

(Core Tex Records/Cargo Records 2.018)

https://diedorks.de/

https://diedorks.bandcamp.com/

Danny B

Schaf Schüsse: 

8
Eigene Bewertung: 8

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