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BLINDGÄNGER, Vier

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

04-2015

Label: 

Genre(s): 

"Blindgänger" - was für ein Bandname! In seiner Deutbarkeit kann man an nicht detonierte Bomben aus dem Krieg-, an geistig Umnachtete und noch vieles mehr denken, letztlich geht der Plan auf, der Bandname dieser 2.006 in Leipzig gegründeten Band verfehlt das Merkzentrum nicht. 

Gäbe es ein Handbuch "Wie baue ich heutzutage eine Band auf, die man nicht so schnell vergisst?", würde es vermutlich mit dem Bandname beginnen?! 

Einmal mehr zeigt die Tatsache, dass diese Jungs schon drei Releases auf der Habenseite wissen, dass der Underground lebt und konstant blühend wächst. Dieses im April veröffentlichte Neuwerk mit dem schlichten Titel "Vier" markiert für mich den Erstkontakt mit diesen Leep'zscher Jungs. Auch "Blindgang" auf eine Art. ;-)

So schlicht wie der Albumtitel auf den ersten Blick wirkt, erscheint auch das äussere Artwork, das recht düster wirkt, was jedoch im Innenteil des CD-Booklets gefühlsmäßig Änderung erfährt und ein wenig an Metallica's "St. Anger" Bookletartworks erinnert. Aber daraus jetzt bitte keine falschen (Vor-)Schlüsse(l) ziehen! Mit "Der Anfang vom Ende" (Track 1) gibt es zum Einstieg Folk Metal Feeling serviert, was mich entfernt ganz zu Beginn des Gesangs noch kurz an Till Lindemann, Vogelfrey denken ließ, dann aber irgendwie auch Die Apokalyptischen Reiter am fiktiven Horizont aufziehen lässt. Gewöhnungsbedürftig, da bin ich ehrlich. Der folgende "Uargh!" (Track 2; was für ein Titel haha!) biegt stilistisch unvorhersehbar ab und geht in Richtung Streetcore, was Bands wie Grober Knüppel oder Toxpack freuen dürfte, Motörhead Tribute Part ("Rock Out" ) inklusive. Wer diesen Song schon mal antesten möchte, sollte einfach mal den dazugehörigen Videoclip auf YouTube anchecken. Was mir soundmäßig ein wenig fehlt, ist der Druck, der zwar vom Groove her da ist, aber trotz des weit aufgeschraubten Pegels nicht richtig durchkommt, was man z. B. an "Dystopia" (Track 3) gut festmachen kann.

Das Songwriting hat Potential inne (stellenweise kommt auch COR Einfluss auf), es scheint aber, dass Blindgänger ganz gern auch Metal mit einklöppeln wollen, was zwar definitiv nicht grundverkehrt ist, doch es leider manchmal etwas zu ungeschliffen wirken lässt. Natürlich kann es mit Ecken und Kanten funktionieren, wie man anhand "Atlas" (Track 4) hören kann, aber wie bereits angedeutet, könnte etwas besser produzierter Sound da einiges mehr an Raum gut machen. Textlich eher einfach gestrickt, aber so umgesetzt, dass etwas hängenbleibt. Spätestens mit "Urgewalt" (Track 5) wird das Produktionsdefizit (trotz des klasse Songs!) unterstrichen. Der Gesang steht viel zu weit im Vordergrund, während sich die Gitarren sogar noch leicht hinter dem Schlagzeugsound abmühen etwas zu reißen. Live dürfte "Urgewalt" sicher fetter dem Raum/ das Gelände umpflügen?! Echt schade, denn es hat definitiv gute Momente! 

Wenn ich den Sound jetzt mal (so gut es geht) aussen vor lasse und das nicht nur Dimebag, sondern Pantera zugetönt-tributierende "Brandkanne" (Track 6; Anspieltip I) höre, denke ich tatsächlich an Pantera und an Songfetzen aus "5 Minutes Alone" und "Immortally Insane". Will heissen Blindgänger können was und könnten, sofern sie diesen Blananceakt nicht übertreiben, tatsächlich deutlich mehr reißen. Auch "Los!" (Track 7; Anspieltip II) läuft weiter im heimischen Core-Metal-Gemisch und lässt El Rich's Stimme stellenweise sogar in Crowbar/ Devildriver/ Coal Chamber Tiefen vordringen. Mit "Hart" (Track 8) kehrt wieder etwas mehr Stilcocktail ein, so dass man unweigerlich an manche Mittelalter-/ Folk Metalband denkt, wenngleich hier keine seltenen Instrumente wie Flöte, Oud o. ä. zum Einsatz kommen, abgesehen von dem Nirvana Gitarrenpart (erinnert stark an Nirvana's "Nevermind" Ära; speziell "Smells Like Teen Spirit"), der irgendwie klasse kommt. Textstellen wie: "Die weiße Flagge in Benzin getränkt, ich geb ihr Feuer und die Seele brennt!" sind es, die auch lyrisch etwas zu bieten haben.

Vermutlich ist der Song "Löwenherz" (Track 9) enger mit Blindgänger als Band verbunden, zumal das Schildlogo auch eine Verbindung zum Stadtwappen von Leipzig zulässt, zumal beide einen Löwen als Sinnbild mitbringen. Inhaltlich schwingt hier ein lupenreiner Mutmacher auf den Saiten mit. Es geht nun langsam, aber sicher in Richtung Zieleinlauf und wird mit "Ruhe und Kraft" (Track 10) stellenweise leicht sperriger. Eine Art Geschichte eines Aussteigers wird erzählt, was rein musikalisch aber weitesgehend etwas zu monoton rüberkommt. Den finalen "Wolfsong" (Track 11) überlasse ich Euch. 

Alles in allem sind die Ansätze (inklusive einzelner Songs) starke Äste an diesem Baum, den Blindgänger hier geformt haben, allerdings fällt dieses Album zu grossen Teilen der eher demomäßigen Produktion zum Opfer, denn soundmäßig war da echt mehr drin, zumal die Songs selbst alles andere als Einheitsbrei sind.   

 

5,7/ 10 Schafe Schüsse

(Blindgänger 2.015)

http://blindrock.de/ 

https://www.facebook.com/Blindgaengerleipzig?fref=ts

Danny B

Schaf Schüsse: 

5
Eigene Bewertung: 5

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