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ABANDON HOPE, Settle The Score

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

08-2014

Label: 

Genre(s): 

“Stell’ dir unseren Sound vor, als würden sich Godsmack, Black Label Society und Life of Agony an den Ufern des Mississippi zum BBQ treffen. Dieser satte Klangcocktail rutscht dir in den Hals wie ein feurig-mariniertes Steak und du spülst es runter mit einem Pitcher Gerstenkaltschale.” Zitat, Hommel (Sänger, Abandon Hope) Mit diesen Worten tönt man auf der hauseigenen Website und im beiliegenden Infosheet zum dritten Release in der Bandhistorie vor, die vermutlich im Irgendwann vor 2.003 ihren Anfang genommen haben muss, zumal 2.003 die Debüt-EP erschien. Obendrauf auf die ohnehin schon selbstbewusste Ansage kommen mehr als 50 Livegigs, u.a. mit 4 Lyn, Callejon, Prime Circle. Wenn man all diese Infos noch vor dem ersten Durchlauf auf dem Zettel hat, denkt man bei sich "Nett. Aber ich werfe mal lieber das Album ein.", denn nur das bringt felsharte Fakten. Die Marketingklapperei gehört dazu wie Schnürsenkel zu guten Schuhen, keine Frage, aber auch hier gilt less is more. 

"Right Or Not" (Track 1) klappt dann wie ein Schnappmesser auf und startet in einem angenehmen eingängigen Sound, der mich stellenweise spontan an eine Kreuzung aus Deville und Pearl Jam erinnert, was von den Gitarrenläufen her mit frischen, modernen Klängen noch genug Eigenfrische offeriert. Fakt ist aber, dass es echt gut reinläuft. In ähnlichem Stil, nur etwas schärfer angerifft geht es mit dem Sofortzünder "Catharsis" (Track 2; Anspieltip I) weiter, der mich seltsamerweise an einen bestimmten Song von Saxon`s "Solid Ball Of Rock" Album erinnert, wobei ich zwar die Stimmfarbe von Abandon Hope Fronttöner Hommel gänzlich ausklammere, das Arrangement aber eben nicht. Aber was sind schon Vergleiche, die wie Erinnerungsfetzen von weit her kommen als seien es die letzten Rauschwaden eines Lagerfeuers im Morgentau... entweder es zündet, erreicht, berührt oder eben nicht. So vereinfacht könnte man es auf den Punkt schreiben. Musikalisch machen Abandon Hope bislang einen guten Job, wobei es an dieser Stelle für grosse Lobesreden noch viel zu früh ist. Dass mein Gedanke an Pearl Jam soweit gar nicht hergeholt ist, stelle ich erneut fest als kleine unterstreichende Crossoverparts ala Soundgarden (die ja einst zu den Königen im Grunge Rock zählten) mit leichter Limp Bizkit Neigung bei "Turmoil" (Track 3) zu Zuge kommen. Wer jetzt aber glaubt es würde hier auf Hip Hop Metal/ Rock hinauslaufen, der/ die irrt gewaltig. Im Gegenteil Abandon Hope haben just die Eier etwas zwar nicht völlig Neues, aber Erfrischendes selbstbewusst an den Tag zu zocken, das nach hinten raus an Uptempo zunimmt. 

Kaum hat man erstes Uptempo geschmeckt, laden Abandon Hope ein Groovebrett hoch und kredenzen mit "The Core" (Track 4; Anspieltip II) ein exzellentes, facettenreiches Stück mit innovativer Federung nach, das Bewegung erzeugt. Trotz der Spielzeit von 6:24 Minuten wird es zu keiner Sekunde langweilig, sondern breitet sich aus wie eine Schneeglöckchenblüte bei den ersten Strahlen der Frühlingssonne. Auch hier erinnert Hommel in den ruhigen Parts erneut an Chris Cornell, der angehörs dieses Songs sicher auch hellauf begeistert wäre. Die Frage ist jetzt just, ob Abandon Hope ernsthafte Soundgarden Konkurrenz hergeben oder nicht?! An handwerklichem Rüstzeug und frische Ideen mangelt es den  Münsteranern nicht. Da überrascht eine leicht Country/ Unplugged beginnende, angehauchte Nummer wie "Settle The Score" (Track 5; Anspieltip III), die in den erste Momenten ein wenig an Monster Magnet erinnert, was aber nicht weiter stört. Im Gegenteil die Stimmung dockt an und groovt sich hochschraubend ein, während das Südstaaten Countryflair die Konstante bleibt, ohne aber zu sehr auf Cowboyschnulz zu machen. Gerade hier kommt Gitarrist Waik gross zum Zuge, berechtigt, weil er es kann. Es bleibt aber nicht ausschliesslich so, aber das erhört Ihr bestenfalls selbst. ;-) Auf jeden Fall ein starker Albumtitelsong!

Dass es in der Natur der hohen Künste liegt, dass es nach vielen starken Songs mit gefühlter Lichtgeschwindigkeit schwieriger wird den Hörer zu überraschen, dürfte klar sein. Da liegt es ebenso auf der Hand, dass man trotz vereinzelt-steilgehender Parts auch mal einem Song eher auf die Schulter klopft, wie es im Falle "Jackyll And Daniels" (Track 6) der Fall ist. Abandon Hope geben sich echt Mühe, das hört auch ein Halbtauber heraus, aber es bleiben eher Stichflammen als Dauerfeuer (bei diesem Song!). Dagegen klingt "Memories" (Track 7) schon etwas konstantkompakter. Was bei "Jakyll And Daniels" etwas zuviel an Stilwechselschüben vorhanden war, fehlt bei "Memories" auf seltsame Weise vom Gefühl her. Die Variablen haben Abandon Hope vor allem in der ersten Albumhälfte ziemlich treffsicher ausgereizt. Erst mit "The City" (Track 8) fängt sich der Faden wieder ein wenig besser und versucht die Stärken wieder aufzunehmen. Eine leichte Crowbar/ Down Nuance schwingt hier neben Wah-Wah-Gitarrenparts und Drum-Bass-Grooveteppich wieder in eine interessantere Richtung, um dann wieder zu den genannten Nuancen zurückzukehren. 

Erst mit dem eher balladesken "Sally" (Track 9) geht es wieder zurück auf Überraschungskurs, allerdings sind das auch keine so grossen Überraschungen wie in der ersten Albumhälfte. Dafür lebt "Sally" von emotionaler Tiefe, die sich in der derzeitig vorherrschenden Herbststimmung noch ein wenig mehr entfalten kann. Dieser Song gewinnt übrigens mit jedem Durchlauf mehr an Boden und Gefallen. Die Pianoklänge am Ende erinnern dann auch an Black Label Society, so dass das Infosheet in dieser Hinsicht Recht behält. Zum Finalgang fährt man mit 7:00 Minuten Spielzeit den längsten Song dieses Albums auf - "Sweet Surrender" (Track 10). Und der fährt noch einmal den letzten Rest Benzin auf, so dass Groove und Drive um die Gunst des Hörers schrauben. 

Ein Album, das megastark begonnen hat, mit zunehmenden Kurs in Richtung Albumende aber leider ein wenig an Schmiss, Drive und Überraschung verlor. Vielleicht hat man sich im Zuge des Hörens aber auch einfach nur zu schnell an den Sound und die Vielfältigkeit gewöhnt? Mit zunehmenden Durchläufen gewinnen zuerst etwas schwächer geglaubte Songs an mehr Gefallen. Live dürften Abandon Hope gut wegblasen?!

 

6,95/ 10 Schafe Schüsse

(SAOL 2.014)

http://abandon-hope.de/ 

https://www.facebook.com/pages/Abandon-Hope/131142713622071

Danny B

Schaf Schüsse: 

6
Eigene Bewertung: 6

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