27.01. 18 90i! CLUB PARTY, Pt. VIII @ BiNuu, Berlin-Kreuzberg
mit:
BIERPATRIOTEN
https://www.facebook.com/Bierpatrioten
TOWERBLOCKS
https://www.facebook.com/TowerBlocks-Berlin-105911126150870/
THE GLORY
http://www.theglory.co.uk/
https://www.facebook.com/theglory.oi.uk/
Wo Oi! drauf steht, ist auch Oi! drin, zumindest in Berlin, wo man "Love Music - Hate Racism!" nicht einfach so lieblos mit auf's Miniplakat pappt, sondern das auch noch lebt. Gerade in den Weiten der '90er Jahre wurden Oi! Skinheads (spätestens nach den Vorfällen in Bischofswerda, Rostock, Mölln etc.) von der Gesellschaft hierzulande gern über einen Kamm mit rechten Glatzen geschert. Wobei dieser von der Presse oft pauschalisierte "Kamm" gerade den Oi Skins ordentlich Narben auf die Glatzen zog, die auch heutzutage bei vielen, die sich nie großartig mit der Skinhead Bewegung und deren Herkunft beschäftigt haben, noch in den Blicken als Reaktion auf das doch meist gepflegte Äußere von Oi Skins & Renees mitschwingen.
Gerade heutzutage, wo immer weniger Raum für Subkultur(en) erhalten bleibt, ist es eine regelrechte Freude, wenn der '9Oier Club der originellen Originale zur Party ruft und damit auch den Fortbestand des Movements im Sinne vom "If The Kids Are United" Spirit pflegt und vorantreibt.
Ich für meinen Teil habe es in all' den Jahren tatsächlich nie geschafft mal auf dieser (immer wieder in neuen Locations feiernden-) Party für die einst verbrüderten Punks, Skins, Billys, Teddies & Mods vorbeizuschauen. Neues Jahr, neue Vorsätze - und die gilt es letztlich auch mit Taten bekräftigend zu realisieren. Umso schöner der Nebeneffekt, dass ich die berlinintern gefeierten Bierpatrioten endlich mal-, sowie die TowerBlocks (seit einigen Jahren ohne Holgi; *heutzutage Sänger bei The Suburbs) nach einigen Jahren mal wieder Live zu sehen.
Die aus Leicester (*UK) stammenden The Glory kannte ich allerdings noch so gar nicht, was daran liegen mag, dass ich persönlich eher von englischen Punkbands wie Sex Pistols, U. K. Subs geprägt wurde, worunter aber auch vereinzelt Oi! affine Bands wie Sham 69, Cockney Rejects oder auch eine meiner Favoritenbands Angelic Upstarts waren. Jede Menge nice Spirit und Vorfreude also, um den Weg an diesem recht kalten Winterabend ins Bi Nuu anzutreten.
Ich war weder zu früh, noch zu spät dran - mit anderen Worten genau richtig vom Timing her, um in aller Seelenruhe ein Bier an der Bar zu ordern und die Atmosphäre auf mich wirken zu lassen, schließlich hat sich in Sachen Konzerten in den letzten anderthalb Jahren ein wenig Nachholbedarf bei mir angestaut.
Ein schönes Bild bot sich mir an diesem Abend, mitten im Bi Nuu am Bartresen gelehnt stehend und all' die Leute zu sehen, wie sie sich freudig begrüßten. Ob Punk, Oi Skin, Normalo oder was weiß ich - was hier einmal wieder stattfand, war Peace pur, nur eben ohne Hippies. ;-) Wobei selbst Hippires könnten vermutlich in Berlin auf einer Oi Party friedlich mitfeiern. ;-)
Auf der Bühne wurden noch Soundcheckpunkte durchgegangen, was sich zwar ein klein wenig zog, aber für einen guten Gig notwendig ist. Irgendwann (vermutlich gegen 20:30 Uhr?) begannen THE GLORY mit ihrem Set, das ganz klar an das sogen. Mutterland des Fußballs erinnerte. Leider fühlten sich The Glory aber immer wieder im Setverlauf ein klein wenig nach Songs an, die mit Handbremse abgefahren werden. Stellenweise hier und da immer wieder mal klasse Ansätze, um etwas mehr Pogodrive aufzufahren, leider verpufften diese aber immer wieder. Gefühlt hinterließen The Glory zwar einen soliden Eindruck, aber letztlich mehr Ebbe als Flut. Etwas schade, da hatte ich persönlich echt mehr erwartet, gerade weil die englische Oi! Bewegung großen Anteil an dieser Subkultur hat.
Zwischendurch traf man auch die/den ein- oder anderen Bekannte/-n und freute sich irklich brei jedem/jeder über das Wiedersehen. Ganz ähnlich war das auch mit den Berlinern von TowerBlocks, deren Besetzung sich größtenteils aus Toxpack Members zusammensetzt. Ich war echt vorgespannt wie die TowerBlocks ohne Holgi (*ehem. Sänger) klingen würden? Gerade in Sachen Stimme steigt und fällt eine Band nicht selten. Erstaunlicherweise liefen Songs wie z. B.: "Proud To Be Punk" (wenn ich mich jetzt richtig entsinne, sowie einige vom Album "The End Of My Road" erstaunlicher locker vom Stapel, was mit Sicherheit auch an der Performance von Stephan (voc./git.) lag, der den Job am Mikro allein schon mit seiner Erfahrung souverän abzuliefern wusste.
Irgendwann zwischendrin meinte ein Kumpel zu mir, dass er gern was von der ersten TowerBlocks Scheibe gehört hätte. Ihm gefiel es demnach nicht so ganz. Nun ja, Geschmäcker sind eben verschieden. Für mein Empfinden haben die TowerBlocks ordentlich Temperaturanstieg ins Bi Nuu gebracht, um den Laden für die Bierpatrioten vorzuheizen.
Selbst an der Umbaupause zeigte sich schon wie sich das Agieren/Vorbereiten des Gigs mittlerweile transformiert hat, während Teile der hausinternen Toxpack Crew auf der Bühne alles in Stellung brachten und Schulle mit typischen Handtuch im Genick und mittlerweile langen Haaren (inkl. ungedrehtem Basecup) bereits an der Bühnenseite innerlich mit den Hufen zu scharren schien. Intro an und Abfahrt - zurück in die Vergangenheit, die gar nicht so fern angehörs (von Songs wie "Kranke Welt" und "Asi oder Millionär") schien. Im Bi Nuu selbst kam deutlich mehr Pogo auf, was selbst in der ersten Reihe so war. Logisch, dass sich einige Songs thematisch um Party und Suff drehten, was ja allein schon der Bandname schon hergibt. Ob "Immer breit", "Skinhead '94" oder "Rechnung" die Bierpatrioten sind Kult-ur der Berliner Oi! Szene, was auch das teils textfeste Publikum hörbar bekräftigte.
Wer hier aufgrund von Schulle Toxpack Style erwartet hat, wird deutliche Unterschiede festgestellt haben, wenngleich Schulle's Singstimme dieselbe war/ist. Mir persönlich gefiel "Aus der Traum" auf Anhieb am Besten - sowohl als Stück, wie auch von der Performance her, was in etwa auf Sethälfte (insgesamt gesehen) zum Zuge kam.
Irgendwann (leider erinnere ich mich nicht bei welches Lied genau es war) tänzelte auch der aus Hamburg angereiste bekennende Oi! "Goofy" (*Bassist der Kneipenterroristen) am Mikro mit und gab ordentlich Nachschub von den Stimmbändern. Nicht nur der Schweiß, der von ihm bodenwärts perlte, bezeugte dass hier der Spaß an der Party im Vordergrund stand. Das ging den meisten Partybesuchern so, wenn man einen Blick ins prall gefüllte Bi Nuu warf. Dass Schulle und seine involvierten Kollegen des '9Oi! Club das zu würdigen wissen, unterstrich Schulle mit seiner Danksagung ans Publikum, die mit "Hausverbot" und einem "Medley" als Zugabe belohnt wurden, bevor es wieder Konservenmucke von DJ Grobi (*Sounds Of The Street, Köln) gab.
Ich für meinen Teil setzte noch ins benachbarte Friedrichshain über (*Danke noch mal an Goofy für's Mitnehmen via Taxi!), um dann dort zwar auch noch etwas Partyluft zu schnuppern, allerdings hatte sich das leider so gar nicht gelohnt, da war der Soundumschwung dann doch etwas zu krass. Und so bevorzugte ich den eisigen Weg ins temporäre Asyl, um noch ein Absackerbierchen im Sinne der Bierpatrioten Lieder zu nehmen.
P.S.: DANKE an SonnenGold für die Fotos!
Danny B.
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