PUNK IS NOT DEAD, Pt. XIV
@ Exil, Eberswalde (Brandenburg)
mit: The Idiots, OHL, Egal
http://www.idiots.de/idiotsband/
https://www.facebook.com/ohl1980
Donnerstag, 2.10. 2.014
Schon Monate zuvor schoss ein imaginärer Geistespfeil eine Extramarkierung an meinen Wandkalender für ein Konzert der Superlative in Sachen Line Up. OHL und The Idiots gemeinsam bei einem Clubkonzert zu erleben, das klang für mich so vielversprechend, dass ich vermutlich selbst halbtot ins unweite Eberswalde gepilgert wäre, nicht zuletzt auch des Wiedersehens mit den Jungs von OHL und Sir Hannes Smith von The Idiots wegen. Gut, OHL hatte ich in diesem Jahr für meine Verhältnisse recht oft getroffen im Vergleich mit den Jahren zuvor, aber was Sir Hannes Smith (The Idiots) angeht, der ja u. a. auch straff mit seinem Kultplattenladen, inklusive seinem Label Idiots Records täglich viel um die Ohren hat, kann man schon froh sein, wenn man sich einmal im Jahr begegnet. Meine letzte- und gleichzeitig erste Begegnung mit ihm hatte ich im Rahmen meiner Lesetour Ende 2.013, umso mehr meißelte sich das "Must Go" in mein Herz und Hirn.
Soviel zu den Fundamentgedanken im Vorfeld dieses Vorfeiertages. Wahrlich besser hätte das Datum nicht Punk zugeneigter mit einer zeitlichen Vollkelle an Ironie und Sarkasmus fallen können, zumal tags darauf (vor allem in Berlin) 25 Jahre Mauerfallfeiern ihren Anfang nehmen sollten. Die Geschichte bzw. um genau zu sein die Leipziger Bürger wurden stellvertretend für das Volk/ die Menschen der ehemaligen DDR gewürdigt, dafür dass aus dem Mut heraus echte Freiheit UNBLUTIG zur Blüte kam und dem altstarrem Honecker-Apparat mitsamt all seinen schwer linientreuen Schergen klarmachte, dass es so gewiss nicht weiteringe und die Ungerechtigkeit ein Ende hätten. Ich hoffe noch heute, dass die Menschen ihren Mut in den 25 Jahren haben nicht zu sehr einstauben lassen und irgendwann mit dem selben Mut, mit der selben unblutigen Stimme den Regierenden klarmachen WER in einer staatsgebeugten Form einer Gesellschaft wirklich das Sagen hat.
Nun gut, die Konzertüberschrift "Punk Is Not Dead" hätte den Tag bzw. dieses Event nicht besser auf den Punk(t) bringen können! Nachdem ich den wöchentlich-üblichen Hausputz hinter mir hatte und dank der Busverspätung (was immer häufiger vorkommt; wozu dann eigentlich Fahrpläne?) in Zeitverzug kam, was mich am Bahnhof in Berlin-Lichtenberg echt ins Schwitzen brachte. Ich musste noch in einen Drogeriemarkt im Bahnhofskomplex, dieser Kelch ging dann glücklicherweise recht flüssig an mir vorüber, allerdings brauchte ich noch ein Zugticket, das ich mir am Fahrkartenautomaten zu holen gedachte. Zu blöd, dass ausgherechnet in diesen Momenten noch zwei Leute vor mir dran waren. Eine davon flipperte durch das Menüprogramm als sei es ein Flipperautomat. Ich kam nicht umhin den Stress aufsteigen zu spüren, zumal ich noch weniger als 10 Minuten bis Zugabfahrt hatte. Die gegenzeitläufige Sanduhr im Gefühl. Der neben mir Wartende, der eigentlich vor mir dran war, bemerkte meine Anspannung und ließ mich netterweise vor. Nachdem ich dann endlich mein Zugticket hatte, blieben mir nur wenige Minuten, weshalb ich quasi zum Zug rannte.
Endlich im Zug, blickte ich in ein gut gefülltes Abteil des OVG/ VBB-Zuges. Die Sitzplätze waren so ziemlich alle voll, weshalb ich es vorzog die Fahrt stehend zu verbringen. Kopfhörer auf, Welt aus. Meine Fahrtzeit nutzte ich zum ausgiebigen Vorcheck des am 31.10. 2.014 erscheinendem neuen The Idiots Albums "Gott sei Punk", dessen lockeren Titelspruch ich schon Ende der '80er mochte. Vor Konzerten höre ich oft Musik von der/ den (ggf. mehreren) der Band/ -s, die am Abend spielt/ spielen, was bei mir oftmals die Stimmung ein wenig zusätzlich anheizt. Nur ca. 30 überraschende Minuten später war ich schon am Eberswalder Hauptbahnhof angekommen. In all´ den Jahren zuvor war ich nie in Eberswalde gewesen, nicht einmal zu DDR Zeiten. Mein erster Eindruck beim Betreten des Bahnhofsvorplatzes (wo auch der Busbahnhof ist) war der, dass ich in einem abgeschieden wirkendem Kleinstadtidyll gelandet sei, doch der Schein trügte ein wenig. Nachdem ich einen auf den Bus wartenden Typen nach dem Abfahrtssteig meines Busses gefragt hatte, deutete dieser mir den Weg in Richtung von dort nicht einsehbarer Treppen, was vielleicht auch an der Dunkelheit lag? Von leichter Skepsis beseelt, ging ich in die mir geratene Richtung und kam auf einer Art Stadtschnellstrasse an, vergleichbar mit der Frankfurter Allee in Berlin, wo ich nach kurzer Nachfrage endlich die richtige Bushaltestelle fand. Ich hatte einen Typen in Arbeitsklamotten gefragt, der Maler zu sein schien. Ich kam ein wenig in locker-losen Smalltalk mit ihm, während wir in den Bus einstiegen und mir auffiel wie modern ein Eberswalder Linienbus doch ist. Gefühlt fuhren wir ca. 3-4 km, in Echtzeit waren es tatsächlich ca. 5-10 Minuten. Noch im Bus erklärte mir der Sympathikus wolang ich laufen müsse, um direkten Weges zum Club "Exil", dem Ziel meiner Reise, zu kommen.
Mich bei ihm bedankend, folgte ich aus dem Bus aussteigend seiner Wegbeschreibung, während erste Punks an einem Supermarkt (wahrscheinlich beim Vorglühen) am Wegesrand ein gutes Vorfeeling für den bevorstehenden Abend gaben. Ansonsten war die typische Atmosphäre die einer Kleinstadt kurz vor dem Wochenende. Ein paar Autos fuhren vorbei und sonst lag so alles Ruhe gebettet im Abenddunkel. Irgendwie wohltuende Abwechslung, die ich an allen Reisen und Kurztrips so liebe. Jedes noch so kleine Fleckchen Erde hat doch immer seinen ganz eigenen Charme. Und während sich diese kurzweilige Ruhe über mich legte wie die Nacht über den abklingenden Tag, rief ich Steve von OHL per Handy an, den ich zuletzt Juni gesehen hatte. Leider erreichte ich ihn in jenen Momenten nicht, aber wenig später, als ich bereits an den Toren des Exil angekommen war, rief er zurück und er navigierte mich zu sich in Richtung Backstageraum. Gross war die Wiedersehensfreude und herzlich dazu, so wie ich es mir ausgemalt hatte. Das Exil selbst war noch relativ leer und der Soundcheck der Bands war noch nicht durch, trotz dessen dass der Einlass auf 20:00 Uhr angesetzt war. Doch von Stress oder Hektik keine Spur, im Gegenteil, hier regierte noch die Ruhe vor dem (An-)Sturm.
Kaum war ich mit der Begrüßungsrunde der OHL'ler durch (bis auf den Deutschen W. waren alle da; er hatte einen kurzen-, unfreiwilligen Umweg gemacht und war nun kurz vor Eberswalde), traf ich auch Sir Hannes Smith (The Idiots) wieder, der mich ebenfalls herzlich begrüsste. Bei solchen Herzensmenschen kommt die Frage wie es einem geht- und ergangen ist nicht aus dem Leeren heraus, sondern interessiert noch wirklich. Genau das liebe ich u. a. an der Punkszene, dass man sich noch von Herzen füreinander interessiert und Dinge wie Neid, Misgunst, Gier oder (echte) Boshaftigkeit weitesgehend dort bleiben, wo nicht einmal mehr der sprichwörtliche Pfeffer wächst. In anderen Szenesubkulturellen habe ich dann und wann öfter auch gegenteiliges (mit-)erlebt. Ich für meinen Teil brauche solche Dinge weder vor-, noch hinter meinem Rücken. Doch zurück zu diesem Abend. Während das erste Bier in Richtung Magen floss, unterhielt ich mich intensiver mit Steve über die jeweiligen Gegebenheiten unserer beider Lebensweggegebenheiten und den mitschwingenden Ähnlichkeiten dabei. Im Zuge dieses Gespräches erzählte mir Steve auch von dem seltsamen Gefühlen, die ihm dieses Gelände und der geschichtsschwere Ort für ihr Konzert bescherte.
Offenbar hatte dieser Ort geschichtlich dunkle Narben, da an diesem Ort Zwangsarbeiter des ehemaligen KZ Außenlagers Eberswalde zu Zeiten Hitlers in den damaligen Baracken unterjocht wurden. Ich verstand Steve`s Gefühlsschatten sehr gut, denn es heisst oft, dass manchmal die Geister (Seelen) an einem Ort bleiben, so blöd/ esoterisch-spirituell sich das jetzt auch lesen mag, aber es gibt nun einmal Dinge zwischen Himmel und Erde, die ich nicht für unmöglich halte. Dennoch ist es an jedem/ jeder selbst mit solchen Dingen, die aus dem Heute heraus nicht mehr abänderbar sind, klarzukommen. Aus meiner Sicht sollte man an solchen Orten mit der nötigen Empathie und allem gebotenen Respekt ein Konzert geben können/ dürfen, ohne dass man für die Verbrechen an der Menschenwürde, die Andere zu anderen Zeiten an einem solchen Ort begangen haben, mitverantwortlich gemacht wird. Sicher eine Band wie OHL an einem solchem Ort kann für den Laien unglücklich wirken, aber nicht, wenn eine Band wie diese die Verbrechen der Geschichte unter Hitler deutlich und direkt beim Namen nennt und offen klar ablehnt.
Um aber auch allen gebotenen Respekt (inkl. der notwendigen Sensibilität) zu bewahren, sei angemerkt, dass sich auch die Betreiber des Eberswalder Exil auf sehr intensive Weise mit der Geschichte und den Geschehnissen rund um das Gelände und Eberswalde auseinandersetzen. Natürlich fragte ich mich in einem Funkenanflug von Erstgedanken, ob es überhaupt Sinn gemacht hätte das Gelände nicht mehr zu nutzen oder zum Museum umzufunktionieren? Da kann man schon mal in einen leichten Zwiespalt kommen. Dennoch finde ich es gut, dass dieser Ort, dieses Gelände auf positive Weise genutzt wird und der Eberswalder Jugend Raum gegeben wird sich zu entfalten und Spass auf Konzerten & Parties zu haben. Eberswalde selbst hat, soweit ich mitbekam, ohnehin nicht allzu viel zu bieten, was das Ausgehprogramm am Wochenende angeht?! Es gibt zwar Theater, Kino, sowie diverse Bars, aber in Sachen Clubleben kann man, soweit ich mitbekam, die Eberswalder Clubs an einer Hand abzählen und das in einer Stadt mit über 41.000 Einwohnern. Nun ja, soweit ich hörte, gibt sich der Eberswalder Bürgermeister alle Mühe das kulturelle Mehrangebot zu fördern, was in anderen Städten hierzulande ein echtes Problemthema ist. Was das "Exil" angeht, so ist das Gelände wie geschaffen für coole Club- und Konzertveranstaltungen, zumal im zweiten Gebäude (direkt hinter dem Hauptgebäude) auch Rückzugsmöglichkeiten für spielende Bands vorhanden sind, wo an diesem Abend das Catering (warmes Essen!; gibt es ja nicht überall), darunter auch vegetarische Kost, serviert wurde. Ich probierte auf Einladung auch mal einen Teller Reis mit etwas Soße und war vom Gaumen her angetan über die Eberswalder Kochkünste. Okay, bei mir ist das nicht allzu schwer, da ich echt leicht zufriedenzustellen bin, zumal ich auch ganz andere Zeiten erlebte, das aber just als Randanmerkung.
Es war schon ein schönes Harmoniebild wie der mittlerweile eingetroffene Deutsche W. (OHL) sich mit Sir Hannes Smith (The Idiots) Backstage unterhielt und mit ihm zusammen für addierte 100 Jahre Way Of Life in Sachen Punk und Widerstand hergab. Irgendwer machte auch ein Foto der Beiden. Ich hätte das natürlich auch tun können, aber es gibt Momente, die man selbst mit stiller, respektvoller Demut aufnimmt und genießt. Mittlerweile hatten Egal ihren (An-)Teil des Abends bereits begonnen. Ich stahl mich im Stillen davon, um mir Egal anzusehen. Ich freue mich immer wieder, wenn ich mal eine mir noch unbekannte Band sehen kann, auch wenn die Band wie im Fall von Egal aus Prenzlau kommen, was quasi um die Ecke liegt. Umso seltsamer, dass ich nie von ihnen gehört habe?! Während diese Jungs tapfer und spielfreudug ihr Set spielten, füllte sich das Exil zunehmend. Wäre dem nicht so gewesen, wäre es einem Wunder gleichgekommen, zumal sowohl OHL, wie auch The Idiots die Geschichte des Punk in Deutschland in vielen Kapiteln mitgeschrieben- und bereichert haben.
Derweil gönnte ich mir auch je ein Shirt dieser Geschichtsfederführer in Sachen Punk und traf im Zuge dessen auch einen Kollegen aus Berlin wieder. Kalle von der Ostpunkband Zerfall war als einziger der "Blauen Möwen" per Zug nach Eberswalde gekommen. Wir unterhielten uns gut und lachten viel bei Bier und einem ersten Mexikaner, der Vorbote zum Rundspülgang dieses Abends war. Ehe man sich versah hatten OHL ihre Instrumente in Position gebracht und waren bereit an die Punkfront zurückzukehren. Die Techniker kämpften derweil mit dem Intro des OHL Sets, das auf einem USB-Stick war und um die 3-4 mal angespielt wurde, aber immer wieder in den Abgrund der Stille gerissen wurde. Irgendwann nach gut 5-10 Minuten klappte es schliesslich doch mit dem Intro und "Warschauer Pakt" schlug bombenartig ein und riss Begeisterungspogo los. Nur logisch, dass "Der Osten" und das folgende "Spionage" ihr übriges taten. Logisch, dass die OHL Version von "Belsen ein KZ" (Original "Belsen Was A Gas" von Sex Pistols) gerade an diesem Ort die Geschichte mahnend unterstrich und OHL einmal mehr als respektvolle Geschichtsdokumentierer zeigte, was leider manche Leute bis heute nicht bzw. falsch verstehen wollen, doch dazu an späterer Stelle mehr.
Im Grunde kann ein OHL Liveset gar nicht schlecht sein, denn um bestimmte Songs kommen OHL einfach nicht herum. Nur logisch in 34 Jahren Bandgeschichte, die mit "Leverkusen" das Herz aus Beton in die Welt trug. Natürlich nahm diese Geschichtsstunde nicht ohne die Verneigung vor Mittagspause ("Türkenlied") ihren Lauf. Die knapp 35 Bandgeschichte von OHL lassen sich mit einem Satz bzw. einem Songtitel treffend auf den Punk(t) bringen: "Der Preis der Freiheit". OHL sind konzertmäßig so eine sichere Bank wie es Obituary im Metalbereich sind. Egal wie die private, emotionale Verfassung auch ist, die Livemusik stimmt immer und zündet auch im tiefsten, totem Meer noch Feuer. "Partisanen", "Freiheitskämpfer", die vom "Bürgerkrieg" berichteten, der der "DDR" glücklicherweise vor 25 Jahren erspart blieb. "Der erste Schuss" und "Kaufhof" schlossen die Gräben des regulären Sets.
Ohne eine Zugabeforderung seitens der Eberswalder Exil Besucher konnte man OHL nicht ziehen lassen, schliesslich fehlten Klassiker wie "Die Macht des Feuers", "Krieg", "Kernkraftritter", "Freut Euch" noch. Genauso wie "Schreckensherrschaft" und das mit der klaren Botschaft 34 Jahre OHL gegen Naziidioten (per Ansage) und den stellvertrenen Setschliessern "1942" und "Deutschland". Mein jugendliches Ich wäre nach einem Abend wie diesem schon jetzt vollkommen Dopaminüberflutet gewesen, auch ohne Drogen. OHL haben nichts von ihrer Magie eingebüßt und haben sich ein weiteres Mal als für mich unanstastbare Band erwiesen.
Da der Herbst auch an diesem Abend noch fern von allzu kühlen Temperaturen war, nutzten gut 80% der Anwesenden die Umbaupause, um entweder etwas frische Luft zu schnappen oder eine zu rauchen. Ich nahm mit einem Platz an der Bar vorlieb, wo die sympathische Rockabella Tresendame Doreen mir den äusserst delikaten Mexikaner gegen Bares servierte als ich mit Klartext Sänger Kevin, den ich im Sommer 2.012 beim Videodreh von Einhorn`s (Einhorn And Friends) "Das Leben ist schön" kennengelernt hatte, etwas lockeren Smalltalk hielt. Die Welt ist immer wieder ein Dorf. Gerade in Eberswalde hatte ich, abgesehen von einigen Berlinern, kein bekanntes Gesicht erwartet, doch es kommt ja bekanntlich immer anders als man denkt. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass sich unsere Wege bald schon wieder kreuzen sollen, worauf ich mich jetzt schon mega freue!
The Idiots fingen indes ihr Set an. Mit Schweinemasken auf dem Kopf, konnte der Freiflug ins Weltall beginnen. Ich erinnere mich nicht mehr genau, aber ich meine, dass sie mit dem Song "Bayrischer Wald" vom neuem (am 31.10. 14 erscheinenden) Album begannen?! Das The Idiots Set war ein Strauss voller Spikes, der aus zu grossen Anteilen aus den beiden Alben "Amok" und "Gott sei Punk" bestand, inklusive einiger Idiots Kultkracher. Sir Hannes hatte (wie gewohnt) einen Button direkt durch die Haut an seiner Brust gejagt, Piercing mal kreativ anders. ;-) Das nahm ein adrenalin-suffisierter Pogopunk zum Anlass und schnippte ihm den Button rotzfrech weg. "Autsch!" dachte ich in jenem Moment bei mir, doch Hannes schien dank des eigenen Adrenalins nichts davon zu merken, im Gegenteil, er zog (ganz der Profi) sein Set durch und schmetterte tuchfühlend mit dem Publikum stimmsicher "Heavy Metal Psycho Punk", "Schweine ins Weltall", "Nuclear War", "Samstag Nacht", "Der S04 & der BVB", "Idioten ficken besser", sowie das kutlige "Mädchen mit den roten Haaren" ins Rund.
Ich hatte zwar gehofft das Stooges Cover "I Wanna Be Your Dog" zu hören, aber alles kann man eben nicht haben, was ich auch nicht weiter schlimm fand. Bei dem Hannes-biografiefedergeschriebenem Klassiker "Edeka" kam mir einmal mehr in den Sinn, dass OHL und The Idiots schon sehr ähnliche Parallelen innehaben, wenn ich in diesem Kontext an OHL`s "Kaufhof" denke. Umso besser passen diese beiden Bands ins Geschichtsbuch des Punk in Deutschland. Fakt ist, dass ich dieses allerste The Idiots Konzert gar nicht so richtig für mich fassbar machen konnte, zumal die Zeit nur so zwischen Bier, Mexikaner und Rundumblicken, sowie The Idiots Klassikern dahinflog und ehe ich mich versah, war das The Idiots Set (inklusive der Zugabe) durch.
Kalle, der eben noch da war, war nun plötzlich wie vom Erdboden verschluckt unauffindbar, obwohl wir zusammen in Richtung Bahnhof und Hauptstadt zurückwollten. Nun ja, ich nahm es leicht schulterzuckend hin und war guten Willens die Nacht zum Tag zu machen. Hannes stieß zu der kleinen Tresenrunde, die sich spontan ergeben hatte, während ich mit Susanna (eine Eberswalderin) in Smalltalk kam und neben Mexikaner und letzten Fotos ein schöner Zieleinlauf in den finalen Seegang eingeläutet wurde. Irgendwann gegen 3:00/ 3:30 Uhr machte ich mich nach länger-zurückliegender Verabschiedung von den OHL'lern und Hannes und einiger seiner Idiots-"Weltallschweine Armee'ler" auf den Rückweg zu Fuss in Richtung Bahnhof. Ich musste mir keine komplizierten Seitenwege, Querstrassen oder irgendwas merken, denn kaum auf der ein paar Schritte vom Exil entfernten Hauptstasse angekommen, musste ich just ca. 20-30 Minuten der Nase nach, um zum Hauptbahnhof Eberswalde zu kommen. Einmal mehr hieß es Musik per Kopfhörer auf die Ohren und Welt aus, das Ergebnis: flinke Füße in leichtem Seegang.
Am Bahnhof angekommen konnte ich mich nach dem Ticketlösen direkt in den bereits offenen, wartenden Zug setzen, wo ich eindöste und kurz vor Berlin mit einem Stupser und der Frage nach dem Ticket von der Zugbegleiterin (Schaffnerin) leicht unsanft geweckt wurde. Irgendwann gegen 5:30/ 6:00 Uhr war ich dann zu Hause und gönnte mir den wohlverdienten Schlaf nach diesem geschichtsträchtigen-, wie auch schönem Abend in Eberswalde. Ich glaube, ick könnte öfter mal nach Eberswalde ins Exil pilgern. Mit dem Zug ist man hin und zurück mit knapp 12,-€ dabei und die Preise im Exil sind auch echt gaumenfreundlich. Exil, ich komme wieder! Danke an alle Beteiligten für den klasse Abend!
In diesem Sinne stay open & real!
Euer Danny B.
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