Degeneration (USA), The Suburbs (Ger)
@ Cortina Bob, Berlin
https://www.facebook.com/DegenerationMN/
http://www.the-suburbs.org/
Freitag, 12.06. 2.015
Es ist schon wahnsinnig lange her, dass ich mich konzertmäßig auf die B-Road begeben hatte. Das letzte Mal war das im Dezember 2.014 der Fall, als ich selbst in Chemnitz im Rahmen des "Weihnachtspogo #22" auf der Bühne stand und einen Tag später für eine Speziallesung in Sachen "Scene Made, Vol. 1" nach Dortmund reiste, wo ich dazu auch ein Konzert des mit mir befreundeten Sir Hannes Smith mit seiner anderen Band Honigdieb erlebte. Ich hatte sogar begonnen das alles nach dem dem charakterlichem Vakuumsouting seitens meiner ehem. Bandkollegen (Kuppi ausgeklammert!) niederzuschreiben, legte die bereits festgehaltenen Eindrücke aber vorerst in den fiktiven Tresor zum Archiv für ein späteres Schriftwerk. Manche Dinge brauchen emotionalen, zeitlichen Abstand, manchmal muss die Emotionsglut erst erkalten, bevor man die Dinge etwas objektiver sieht. Wobei ich das jetzt nicht nur auf diese unsägliche Schauspiel hinter meinem Rücken beziehe, sondern auch auf andere Dinge, die mir das Leben in den ersten Monaten dieses Jahres vor die Füsse kotzte.
Doch damit genug, wenden wir uns mit Optmismus den Dingen im Hier und Jetzt zu, die an diesem Freitag Abend das Wiedersehen mit Holgi, der quasi mein "offizieller" Vorgänger bei betreffender Band war. Ich hatte Holgi zu letzten Mal ca. 3 Jahre zuvor gesehen ist als ich selbst zum Konzert dieser Band war, bei der Holgi Sänger war. Danach habe ich eine Menge an Bullshit von einer Person über Holgi gehört und wurde die vergifteten Gedanken, denen ich zum damaligen Zeitpunkt ins intrigante Netz gegangen war, erst los als ich auf die unfeine Tour realisierte von welch' gespaltenen Zungen diese Lügen mit 90% Reinheitsgebot in Sachen toxischem Inhalt kamen. Am Ende bleibt das Karma in ruhiger Balance und wird die boshaften Absichten dahinter auf die ein- oder andere Weise in Sachen Wegesrichtung abschellen.
Im blinden Karmavertrauen lebt es sich auf jeden Fall flügelleichter und so machte ich mich an diesem wohltemperierten Abend per S- & U-Bahn auf den Weg ins schöne Kreuzberg zum Cortina Bob, um Holgi wiederzusehen. Holgi's Band The Suburbs luden mit neuem Album im Gepäck und weckten meine Neugier wie Holgi sich auf englischsprachigem Terrain anhören würde?! Zwar bestehen The Suburbs schon seit 2.010, allerdings wäre ich, dank der eingangs Erwähnten Einflüsterungen, über einige Jahre hinweg nicht auf die Idee gekommen zu einem Konzert der Jungs zu gehen. Sicher, es geht hier nicht(!) um menschlich-stumpfsinniges Parteiergreifen, denn es kann sich wohl keiner Engelsflügel auf die Fahne malen, aber so wie ich es sage, war es einfach (viel zu) lange Zeit her, dass sich die Dinge endlich in Schall & Rauch auflösten und sich die Wahrheit Raum verschaffte, indem ich mir über längere Zeit ein EIGENES Bild von BEIDEN Seiten der Medaille machen konnte und sich im Zuge dessen ein recht klares Bild herauskristallisierte.
Der Weg zum Cortina Bob hin ist recht unspektakulär, zumal man sich im Laufe der vielen Jahre an die Wege durch Berlin gewöhnt hat. Lediglich die Anziehungskraft von Kreuzberg selbst scheint sich mit den Jahren geändert zu haben. Man sieht deutlich mehr Bewegung im Massenstrom als vor ca. 10-15 Jahren noch, was sicher an der Zunahme kleiner Bars mit Undergroundmarke-, aber auch an den diversen Restaurants im Wirtschaftsboom liegen mag. Das Cortina Bob selbst ist z. B. eine der Adressen, die mir vor gut 15 Jahren noch völlig fremd waren, während das in der Nähe ansässige Wild At Heart wiederum schon bei meiner Berlin Ankunft direkt zum immer wiederkehrenden Anlaufpunkt in Sachen Konzerten war.
Am Cortina Bob angekommen traf ich bereits direkt vor der Tür auf Holgi, der sich sichtlich über mein Erscheinen freute und mich dementsprechend mit strahlender Miene begrüsste. Holgi selbst hatte ich das letzte Mal Anfang 2.012 gesehen und man sich aufgrund eingangs erwähnter Dinge nicht mehr gesehen hatte. Im Gespräch über die Vergangenheiten und all' die Dinge, die man mir untergeschoben/ verkauft hatte, kamen noch mehr dreckige Details zum Vorschein, die sich meinem Verständnis bzgl. echter menschlicher Empathie und dem "ZusammHalt", den man sich einst mit der Fahne hochhielt, entzieht. Holgi war damals krank geworden und musste sogar ins Krankenhaus, von der Band, die unsere Vergangenheiten eint, erschien aber keiner je am Krankenbett. Es wurde auch nicht nach dem Gesundheitszustand von Holgi gefragt. Ohne jetzt irgendeine Stimmung heraufbeschwören zu wollen oder gar irgendwelches böses Blut hochkochen zu wollen, aber in meinen Augen ist solch' ein Verhalten einfach nur mies. Nun ja, Holgi hat es überstanden und scheint sogar gestärkter aus den damaligen Tälertiefen hervorgegangen zu sein.
Da stand dieser sympathische Oi voll im Lebenssaft vor mir und freute sich über jeden einzelnen Konzertbesucher, der den Weg ins Cortina Bob fand, während Bassist Tobi, der ein ähnliches Schicksal bzgl. jener Band mit uns teilte, mich ebenfalls begrüsste.
Wir verlagerten das Gespräch nach drinnen, wo ich ein erstes Bierchen zur Gaumenkühlung erstand und weiter die Dinge im Gespräch mit Holgi zu ordnen versuchte. Nicht, dass Ihr jetzt denkt wir hätten hier wie mittelalterliche Inqusiteure Gericht über nicht Anwesende abgehalten - das ganz sicher nicht, aber es wurde Zeit die Dinge beim Namen zu nennen und der Wahrheit aufklarenden Raum zu bieten, um endlich ganzheitlich für's Erste damit abschliessen zu können, was gleichermaßen für Holgi, wie auch für mich galt. Neidvolle Tratscherei/ Halbwahrheiten etc. waren eh nie meins, davon hatte ich selbst genug in meinem Leben erfahren und was du selbst nicht möchtest, das praktizierst du eben auch nicht. ;-)
Letztlich geht es viel mehr darum, dass Dinge, wie sie sich auf jenen Wegen vollzogen haben, schon ganz schön an deiner Lust am Muckemachen kratzen können, zumindest temporär. Am Ende aber weißt du wieder ganz genau worauf es im Leben bzw. beim Muckemachen ankommt, auf Menschen um dich, die es ehrlich mit dir meinen und dir auch privat sympathisch sind. (bis auf eine Person vermisse ich von dieser Band absolut niemanden) Traurig, aber wahr, auch das ist der Underground. Lug, Trug und Intriegen gibt es im Kleinen wie im Grossen.
Doch genug diesen Dingen, die schon viel zuviel wertvollen (gedanklichen) Raum erfahren haben. In erster Linie war ich nicht nur der Aufarbeitung und Aufklarung wegen ins Cortina Bob gepilgert, sondern in erster Linie der Musik wegen. Es muss so gegen 22:00 Uhr gewesen sein, als The Suburbs mit "Hank" und "Punks On The Catwalk" ihr '77er Oi-ausgerichtetes Set begannen und echt gut reingingen. Zwar hatte ich im Vorfeld schon ihren Song "Oi! Boys" von ihrem neuen Album "The Good Times Are Gone" via YouTube gehört, aber von einem Song allein weiß man noch nicht viel über eine Band. Just a first taste. ;-) Das, was mir im sich immer mehr füllenden Clubinnern des Cortina Bob entgegenschallte, fand ich dann aber doch schon echt klasse und war erfreut, dass Holgi sich auch auf englischsprachigem Terrain bestens zu bewegen wusste. Apropops Bewegung... Holgis Bewegungen auf der Bühne erinnerten mich dann wieder daran, dass irgendwie jede/ -r auf seine/ ihre Weise auf den Bühnen dieser Welt agiert und genau das einer Band letztlich auch eine Art Eigenständigkeit zuverleiht. Darüber denkt man seltener nach, aber wenn man es dann doch mal tut, fällt es einem wie ein Groschen zu. ;-)
Nach eigener Bandhymne und "Riot Kid" ging es schön tief rein ins Pogorund und die Leute hatten ihren Spass, an dessen Rande auch der Degeneration Frontmann Chris stand und mitfeierte. Es muss dann bei "Generation Vodka" gewesen sein, dass eine Holgi zu eigene Tradition im wahrsten Wortsinn die Runde machte und ein Tablett mit Pfeffi Shots die Runde machte und so manchen Hals erfrischte. Flüssiges Zähneputzen quasi, haha. Ich selbst kann dem giftgrünem Zeug nicht mehr allzu viel abgewinnen, zumal ich dieses Zeug früher leider flaschenweise getrunken habe. Besonders herausstechend kam wenig später das The Equals Cover "Police On My Back" (Original aus dem Jahr 1.967!), das ich selbst einst zum ersten Mal überhaupt in Jugendtagen von den Toten Hosen auf deren Livealbum "Bis zum bitteren Ende" gehört hatte. U. a. hatten auch The Clash diesen Gassenhauer/ Aufbegehrer einst gecovert. Ein guter Song ist eben doch für die Ewigkeit. Natürlich gaben The Suburbs ordentlich Pogozuschlag und ernteten auch gut Bewegung, die die Temperaturen auch weiter ansteigen ließ. Da passte das im Vorfeld gehörte "Oi! Boys" perfekt in den Lauf. Bevor dann nicht viel später der Zugabeblock von drei Songs u. a. das mir vertraute Blitz Cover "Razors In The Night" als vorletzter Song entgegenschallte und einen klasse Gig der Suburbs besiegelte.
Holgi kam direkten Weges von der Bühne zu seiner Frau, die sein Herz einst Holgi's Anker in den Heimathafen geholt hatte und einiges an Berg- und Talfahrten mit Holgi durchstanden hatte, auch bezgl. eingangs erwähnter Dinge. So etwas macht nicht jede Frau mit, soviel steht felsenfest.
Wir gingen auf Holgi's Wunsch hin erst einmal raus vor die Tür, etwas frische Luft schnappen und für Holgi's Abkühlung sorgen. Im Zuge dessen entstand auch unser erstes gemeinsames Foto überhaupt, das mir selbst schon etwas Besonderes wurde, zumal uns die Musikliebe über alles parallel Erlebte hinaus verbindet.
Die Amerikaner von Degeneration standen nach dem starken Suburbs Gig leicht unter Zugzwang überzeugen zu müssen, zumindest was Leute wie mich betraf, die deren Mucke so gar nicht kannten. Offen gesagt hatte ich vom rein oberflächlich-äusseren Eindruck bzgl. deren Frontmann Chris einen leicht skeptischen Eindruck, zumal mir irgendwer steckte, dass sie wohl ihr nahezu komplettes Lineup geändert hatten. Ich hinterfrage viele Dinge, gerade wenn es um Musik/ Bands geht, tue das aber möglichst objektiv anhand der Musik selbst und den Aussagen darin/ dahinter. Das ist zwar nicht immer einfach, gerade wenn man Neuland betritt, aber sei's drum. Bei mir gilt nach wie vor, dass mich eine Band live on stage überzeugen muss.
Leider schafften es Degeneration bei mir von der Performance her nicht so recht mich zu überzeugen. Mir war deren Gig zu unmotiviert. Oi dieser Sorte hab' ich über die Jahre schon oft genug besser/ schmissiger/ scharfkantiger/ dreckiger gehört, weshalb ich da doch lieber originelle Bands wie z. B. eben die erlebten The Suburbs präferiere oder eben Originale wie Angelic Upstarts oder Sham 69. Dementsprechend haben mich Degeneration etwas enttäuscht. Vielleicht lag es auch daran, dass sie ihren letzten Tourgig spielten? Naja Gründe mag es einige geben?! Ich trank einfach mein Bier mit nahezu stoischer Ruhe, während sich der Club nach deren Gig trotz DJ und Mucke aus dem CD Player recht schnell leerte, und machte mich dann auch noch auf den Weg ins unweite SO86 zu einer '80er Jahre Party und ließ dort die Nacht vorüberziehen, um erst bei Tageslicht nach Hause zu fahren.
Ein schöner Abend mit gegenseitiger Verarbeitungs- und Aufklarungshilfe.
Wenn The Suburbs mal wieder spielen und ich Zeit habe, bin ich gern wieder am Start, so viel ist sicher.
In diesem Sinne,
Euer Danny B.
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