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THE DEATH SET "How To Tune A Parrot"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

09-2021

Label: 

Genre(s): 

Die ursprünglich aus Sydney (*Australien) stammenden The Death Set siedelten nur sechs Monate nach Bandgründung an die Eastz Coast der USA um und lebten in Baltimore (Maryland), Philadelphia (Pennsylvania), sind jedoch mittlerweile in New York, Brooklyn angekommen und haben seit ihrer Gründung im Jahr 2.005 nicht nur eine ganze Latte an EPs, Remixen, Videoclips, sowie Dokus und Compilationbeiträgen abgeliefert, sondern immerhin auch 3 full length Alben über die Ziellinie gebracht. Dass Qualität nicht gleich Quantität ist, weiß man, allerdings steigt mit der Quantität auch die Wahrnehmung und die Chance auch den ein- oder anderen happy Hit zu landen. Mittels "How To Tune A Parrot" (*zu dt.: "wie man einen Papagei stimmt") wurde gerade erst das nächste Album des "Art Punk"/Punk Rock Duos (*bis 2.009 als Trio unterwegs; aufgrund des Todes von Beau Velasco [R.I.P.] seither als Duo aktiv)  veröffentlicht, das die Chance auch hier in Europa ihre Fanbase aufzubauen/auszuweiten um einiges steigern könnte. 

Etwas an Mindless Self Indulgence erinnernd, startet das Album mit "Overload Damage" (Track 1) an und dürfte tanzfreudige Punk Rock Chaos Minds, die zumindest halbwegs auf Atari Teenage Riot stehen, anlocken und dazu bringen die müden Knochen auch im angehenden Herbst nicht träge wie Laub fallen zu lassen. Dass The Death Set auch (noch immer) kurz und knackig gewürzten Punk aus dem Ärmel schütteln können (und das mit amtlicher Melody Hook an Bord) unter-drived "Fall Down" (Track 2; Anspieltip I) in gerade mal 1:39 Minute Kurzlänge. Das ist irgendwie Punk-typisch. Gerade dann, wenn es richtig kickt, ist der Spaß vorbei, bevor man so richtig im Flow-Dance-Modus ist. Trotzdem ein starkes, erstes "Hi(gh)t-Light". Es bleibt der Trost, dass auch "Bad Decisions" (Track 3) ähnlich abhebt und schon so ein paar erste Ministry Funken mitschiebt. Die Hook-Chöre im Refrainteil sind zwar quasi vom selben Grundmuster gestrickt und funktionieren effektiv nachhaltig. Leider hat das den Sideeffect (bzw. Side-e-fact), dass das folgende "Elephant" (Track 4) gefühlt etwas schwächer wirkt, zumindest beim intensiven Lauschgang. Handwerklich gibt es jedoch auch hierbei absolut keine Lücke für Kritik. Wie auch, The Death Set packen ihre Stücke clever picke-packe-voll, wie man bei uns in Berlin es umschreiben würde. 

Deutlich mehr Atari Teenage Riot Style kommt per "I'm Sick With It" (Track 5; Anspieltip II) zu tragen und bringt 'nen schönen Anarcho-Pogo-Lauf mit, der auch von den Vocals her noch einmal etwas rougher/räud-rostiger ausfällt. Diesen eingeschlagenen Kurs behalten The Death auch bei "Oh My God" (Track 6) bei und haben damit eine Art Anarcho-Skater-Electro-Crossover-Punk Gemisch zu einem Eintopf sondersgleichen verwurstet. Das Ganze gipfelt in einem Eigensound, der auch per "Set For Death" (Track 7; Anspieltip III) ein weiteres Highlight mitbringt. Dieses Stück dürfte einigen vielleicht schon vertraut sein, da man dazu auch bereits einen Videoclip veröffentlicht hat. Hier trägt vor allem der starke Gitarrensound (inkl. Bass) dazu bei, dass das einen amtlichen Kleinhitkandidaten hergibt, der die Ohren nicht so schnell loslässt. Sicher wird einigen auffallen, dass auch hier etwas Ministry Schule mit im Detail steckt und das Rad nicht unbedingt komplett neu aufgezogen wurde. Warum aber meckern, wenn es so dermaßen klasse kickt?!

Dass man stimmlich stellenweise an schönen Old School Punk erinnert, hat seine Vorteile - "Best Kept Mess" (Track 8 Anspieltip IV). Noch etwas tiefer im Old School verwurzelt, setzt "Nowhere Is Here" (Track 9) nach und nimmt dabei etwas Tempo raus und landet im Midtempo. Das funktioniert jedoch auch im Eigendrive der Dynamik echt gut. Rock Wurzeln der Marke Joan Jett findet man zwischen den tonalen Zeilen auch mal, wenngleich es The Death Set meisterhaft verstehen von diesen Stilanleihen abzulenken - "Closed Eyes" (Track 10) - , indem sie den Großteil des Stückes anders auslagern. Auch das ist kein Meckern, sondern eher die kleine Kante auf hohem Niveau. Mit "Mad World" feat. HO99O9 (* auch als HO99O9 Death Kult bekannt) (Track 11; Anspieltip V) kommen sogar Hip Hopper zum Zuge, was allerdings nach wie vor Punk-treu beginnt und sich zu einer exstatischen Partynummer entwickelt, die zum kollektiven Freidrehen und Abgehen einlädt. Die Hip Hop Elemente gehen dabei eher die Wege feinsten Crossovers, der so auch locker die '90er Jahre hätte punkrocken können. Die Ministry Vergleiche müssen sich The Death Set auch hier weiterhin gefallen lassen, man denke nur an Songs wie "Jesus Built My Hotrod", der quasi wie ein Grundskizze zur Bauanleitung von "Mad World" wirkt. Wer hier an ein Gary Jueles "Mad World" Cover dachte, wird enttäuscht werden. 

Etwas experimenteller beginnt das zunächst Trip Pop-ige "Remind Me Who's Suffering" (Track 12), das wie eine Softversion eines Shock Therapy Stückes wirkt. Das macht sich zwar für punk-unaffine Ohren recht gut, vor allem für Neuhörer/-innen (und/oder Goth Punks) von The Death Set, wirkt am Ende dann aber leider  ein wenig wie Füllmaterial und hebt sich stilistisch sehr stark vom Rest des Albums ab, während das Finalstück "This Enemy Is My Best Friend" (Track 13) zwar ähnlich verspielt mit Popelementen arbeitet und ebenfalls deutlich softer zu Ohren schlägt, allerdings stilistisch noch stärker im New Wave Pop/Goth Genre rundläuft. Insgesamt besteht dieses Album nicht selten aus 2 Song-Blöcken, die verschiedene Stilfacetten mal stärker, mal chaotischer- oder eben wie zuletzt auch softer bedienen. Das Album selbst ist kompakt gesehen über jeden Zweifel erhaben und hat sich auf die originelle Art mit belegter Zunge von Ministry'schen Punksound stilwild und nass küssen lassen, ohne dabei wie eine plumpe Abbildkopie zu wirken. Dieses Album kann man blind kaufen, wenn man mal nicht den heutzutage weitverbreiteten 08/15 Pop Punk Scheiß der x-sten Radio-Kapelle haben will, sondern etwas, dass wirklich auch aus den Latschen kickt. Dieser rough-gestimmte (oder verstimmte? haha) Papgei ist nicht nur ein schräger-, sondern ein wirklich bunter Vogel! 

V.Ö. 10.09. 21

 

9,45/10 Schafe Schüsse

(This Charming Man Records [Europe], Cobraside [USA] 2.021)

https://de-de.facebook.com/thedeathset

Danny B

Schaf Schüsse: 

9
Eigene Bewertung: 9

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