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ANGEL MARTYR "Nothing Louder Than Silence"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

02-2021

Label: 

Genre(s): 

Aus Italien hörte ich im letzten Jahr nur im Zusammenhang mit der Coronapandemie, musikalisch jedoch habe ich (abgesehen von den jährlich erscheinenden Compilations aus dem Hause Metal On Metal Records) in den letzten Jahren nur spärlich etwas aus dem "Stiefelinnern" vernommen, umso schöner, dass sich das mit Angel Martyr nun ändert, die aus der mir völlig unbekannten Band Wraith' Sing 2.006 hervorgingen. Zunächst existierten Angel Martyr als Duoformation, die sich aber freundschaftlich trennte(n) und es erst durch eine glückliche Begegnung im Jahr 2.012, dank der Angel Martyr Gründer Tiziano "Hammerhead" Sbaragil (Vocals, Git. + Keyboards) seine Band als neu-gestähltes Trio aufstellen konnte und im Zuge der ohnehin für Italien schweren Situation im Zuge der ersten Pandemiewelle ein neues Album fertigstellte, das schon vom Albumtitel her nicht aussagekräftiger sein könnte. Dementsprechend vorgespannt war ich, zumal es sich hierbei (lt. Beiinfo) um eine Heavy/Speed Metal Band handeln soll. 

Mit "Black Rose On A Frozen Grave" (Track 1) geht es zunächst virtuos-instrumental mit leicht spanisch/kubanisch anmutenden Exotenflair los, das zunächst eher an Strandpromenade im Sommer denken lässt, denn an ein "vom Frost überzogenes Grab", zumindest trifft das auf dreiviertel des Stückes zu, das dann doch noch die Mitternachtsstimmung- und zu "The Legion Of The Black Angels" (Track 2; Anspieltip I) führt und damit eine bestens gewürzte Sattkelle Speed Metal mit klassischer Heavy Metal Prägung auspackt. Rein stimmlich fühlte ich mich stellenweise erst einmal spontan an Saxon und Helloween ohne Kiske erinnert. Und während die Mucke mich mit Sehnsucht an das Headbanger's Open Air erinnert, macht das Gesamtgeschehen mega Bock. Die klassische-, wie auch typische Geschichtenform der '80er Metal-Tradition fließt hier zündend songdienlich mit. Auch der Blick ins Booklet unterstreicht die klassischen Einflüsse, die passend zu den Lyrics mit stark gemalten Bildern illustriert wurden, während das erste Gitarrensoli von Fronter Sbaragil dem Handwerk zuspielt. Ein verdammt starker Opener, den Angel Martyr hier auf einer Länge von 7:07 Minuten ins Ohr fräsen. Dass Angel Martyr die Saat des '80er Jahre Metal in sich tragen, bestätigt auch "Forgotten Metal" (Track 3), das beim Weiterblättern im Booklet einen Tribut an den leider zu früh verstorbenen Mark Shelton (R.I.P.) selbstredend offenbart. Durch meinen ganz persönlichen Bezug zu Mark Shelton schwingt dieses Tribut nicht nur einfach so mit, sondern lässt auch einige Gedanken aufkommen, was zunächst schlichtweg ablenkte. Hier hört man übrigens eine/-n(?) "Tann Tann" als Gast am Background-Mikro. 

Beim folgenden "Black Twin Rising" (Track 4) setzte ich demnach neu an und bemerke den liebevoll durchdachten (instrumentalen) Einstieg. Immer wieder frage ich mich, ob es die Nostalgie/Sehnsucht nach Konzerten und Festivals ist, die diese Mucke wachruft oder ob es schlichtweg der stark produzierte Sound ist, der diversen '80er/'90er Jahre Produktionen aus diesem Genre in absolut nichts nachsteht. Fernab von zu glatt gebügelt und zu viel Hightechlegierungen läuft die Mucke angenehm rund rein. Man kann sich angehörs der Stücke klasse vorstellen wie Angel Martyr wohl Live klingen. Abgesehen davon behandelt das Stück die typisch menschlichen Zwiespälte und tägliche Kämpfe zwischen "Engel", "Teufel" (natürlich als Synonym), menschlicher Vernunft und Verstand. Mir gefällt die Balance und die Art von Verschmelzung zwischen Fiktion und Realität, die Angel Martyr in ihren Stücken auffahren, was eine Kunst für sich ist - "Climbing The Walls Of The Abyss" (Track 5). Das Ganze ergänzt sich immer wieder auch dank der visuellen Aspekte im Booklet ganz wunderbar, die Wea Echeehini zusammengestellt hat. Sofern es die Vinylversion dieser Scheibe geben sollte, dürfte das allein schon einige Heavy Metal Maniacs breit bis selig lächeln lassen, denn diese Scheibe hat alles, was eine gutes Metal Album mit Old School Fundament braucht. 

Und dank solcher Uptempo Speed Nummern wie "Marked By The Woodblade" (Track 6; Anspieltip II) wird stilistisch gesehen eine facettenreiche Bandbreite aufgefahren, die gerade bei diesem Stück auch das früher gern gepflegte klischeeträchtige Bild von schaurigen Belezebubgeschichten bedient. Vom Grundstil bleiben Angel Martyr sich selbst treu, lassen bei diesem Stück aber nicht ganz so viele Höhenschlenker der Vocals zu, wie bei einigen Stücken vorher, die jedoch immer songdienlich waren. Auch "Reckless Master" (Track 7) geht von der Illustrationssuggestion weiter in die Richtung des "Opferungsrituals", was hier musikalisch mit etwas weniger Tempo auskommt und daher ein klein wenig im "gewöhnlichen" Midtempo unterzugehen droht. Das Albumtitelstück "Nothing Louder Than Silence" (Track 8; Anspieltip III) weiß in folge dessen schon allein mit der Illustraion im Booklet zu punkten, die verschiedene Assoziationen hergibt. Dank des erneut deutlichen Speed-Faktors im Gesamtlauf, macht das Stück auch mega Bock. Dabei fällt mir insgesamt der nicht unwichtige Fakt auf, dass man die Texte allesamt auch super raushören kann, da der Angel Martyr Fronter Tiziano "Hammerhead" Sbaragli die Worte superklasse akzentzuiert und in den Gesang eingearbeitet hat. Allein schon das Illustrationsmotiv zu "Nothing Louder Than Silence" aus dem Booklet schreit förmlich nach einem Shirtmotiv! 

Dass es nun langsam, aber folglich sicher, in Richtung Albumfinale geht, unterstreicht das (erneut rein instrumentale) Stück "The Arrival in Geresenes' Land" (Track 9), das ab Songmitte erneut düstereren Anstrich aufkommen lässt und dank der starken Percussion fast schon in leicht rituelle Nähe führt, was mich unterschwellig (vermutlich dank der Percussion) an Sepultura's Kultinstrumentalstück "Kaiowas" erinnert. Erst jetzt beim Fertigschreiben dieser Review kommt mir angesichts des Titels dieses Stückes der Gedanke in den Sinn, dass dieses Album auch als zusammenhängende Geschichte aus diversen Songs- & Kapiteln/Songteilen interpretiert werden kann. Ich selbst habe diese Möglichkeit ehrlich gesagt erst gerade eben in Betracht gezogen. Vermutlich war mein Blick zu sehr bei den Lyrics und den Illustrationen?! Just menschlich. Ob menschlich oder nicht, kann jede/-r selbst entscheiden, wenn das Finalstück "My Name Is Legion" (Track 10; Anspieltip IV) verkündet. Nicht, dass das hier irgendwer falsch versteht, Angel Martyr haben dieses Stück vermutlich nicht nicht in der Intention geschrieben einem ohnehin schon zu überbewerteten Black Metal Ego einen zu blasen, sondern um eine gute Geschichte zu erzählen, wenngleich der Kontext der Lyrics eine gewisse Nähe hergeben würde. Musikalisch gesehen nicht nur mit 12:18 Minuten das längste Stück auf diesem Album, sondern auch das vielschichtigste. Angel Martyr haben hierbei nicht nur ihre bisherigen Skills noch einmal gebündelt, (wie das oft beim letzten Stück genutzt wird, um den Gesamteindruck noch einmal [bestenfalls!] zu drehen), sondern auch, um einige starke neue Ansätze/Nuancen einzuflechten, sprich rauszuhauen. Dabei wirken die einzelnen Parts der Gesamtstory wie eigenständige Lieder, die jedoch clever miteinander verbunden ein starkes Gesamtes ergeben. Von Speed-ig, Heavy bis ruhig getragen ausklingend ist hier alles dabei. Ein tatsächlich starkes Album mit wenigen Abstrichen. 

V.Ö. 19.02.21

 

9,0/10 Schafe Schüsse

(Iron Shield Records/Soulfood 2.021)

https://www.facebook.com/angelmartyr.heavymetal/

https://angelmartyr.bandcamp.com/

Danny B

Schaf Schüsse: 

9
Eigene Bewertung: 9

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