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GATUPLAN "Kampen Går Vidare!"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

02-2021

Label: 

Genre(s): 

Punk Rockers, Die Hard Fans der Ramones/Ramonas, hier kommt was extrem sahniges auf Euch zu, das u. a. die Farbfreudigen unter Euch mit unausweichlichem Pink/Rosa/Schwarz Gemisch zunächst optisch- und vermutlich auch viele musikalisch in den Bann ziehen dürfte?! Und das sagt einer, der eher von der Sex Pistols Schulschwänzerbank von ganz hinten herkommt, anstatt von den schnittigen weltweit erfolgreichen Melodiebögenwällen/-welten. The Ramones stehen vom Ikonenstatus her mindestens auf Augenhöhe in Sachen Kultstatus mit den Pistols, sowie auch Motörhead. Mit der schwedischen Albumtitelansage "Kampen Går Vidare!", was so viel wie "Der Kampf geht weiter!" bedeutet, setzt Inge Johansson (Bass + Vocals; *u. a. bekannt von seinem Mitwirken bei Bands wie Against Me!, The (International) Noise Conspiracy, CSS, Cryssis) gemeinsam mit seinen Mitmusikern Frederik Eriksson (Git.; *No Fun At All), Jouni Haapala (Drums; *De Lyckliga Kompisarna), Anna Philipsson (Vocals), Lars Ekman (Keyboard) und Simon Dahlberg (Git.; *De Lyckliga Kompisarna) ganz so als spiele er 'ne Runde Poker mit deren Visitenkarten als Blatt und als schmeise er direkt ein sogen. "Full House" in die globale Musiklandschaft des Punk Rock. Obwohl Johanssons Grundidee/-intention war "...Musik mit den Melodien und Emotionen der Ramones und der Haltung von Rancid zu machen...", kann ich bereits vorab verraten, dass Ramones Fans dieses Album nicht nur lieben werden, sondern es teilweise fast so klingt als stamme dieses Album von den Ramones höchstselbst. Mit anderen Worten kann der/die Ramones Fan/-in dieses Album nur locker adoptieren, ohne dass die Ikonen selbst in irgendeiner Weise lieblos kopiert oder gar be-/geschädigt werden, ganz im Gegenteil, dieses Album erweitert den Ramones Horizont auf bereichernde Weise. 

Und damit dann auch direkt zum Opener der A-Seite titels "Radio Gatuplan" (Track 1; Anspieltip I), der anders beginnt als das Ramone'sche "Do You Remember Rock And Roll Radio?", nämlich im gewagten Slowbeat in Sachen Drums-Intonierung und in die Rap/Hip Hop Abteilung wechselt, die mich direkt an Plastic Bertrand's Kulthit "Ça Plane Pour Moi" aus dem Jahr 1.977 erinnert, aber auch ein paar Gitarren Crossover-Riffs in Lightversion mitführt, die heutzutage etwas fetter produziert-, u. a. von Body Count gern gezockt werden. Wenn man es nicht anhand der basic Hard Facts schon wüsste, hätte ich direkt auf eine französische Band getippt, wenn mich irgendwer nach dem Herkunftsland gefragt hätte. Immerhin spannt sich der Bogen vom möglichen Einfluss des Plastic Bertrand Hits zu Inge Johanssons Geburtsjahr. "Min Revolution" (Track  2) geht sprachlich in Johanssons Landessprache über, was zunächst etwas gewöhnungsbedürftig anfühlt. Musikalisch gehen Gatuplan insgesamt stärker auf The Ramones zurück und drehen dabei einen ganz eigenen Strick aus kleinen Ska Einflüssen zwischendurch und dominierendem Pop Punk Rock, um dann mit "Cashen Dom Tas" (Track 3) noch Ramones affiner/typischer zu klingen, es aber dennoch schaffen eigen genug zu klingen, trotz der unverkennbaren Ramones Akzentuierungen, die u. a. auch in der Gesangstonlage starkem Bezug zum Original innehalten. Insgesamt besticht die Band mit verdammt guten, kompakten Zusammenspiel, was auch beim deutlich Reggae/Ska beeinflussten Rhythmus vom folgenden "All Tid I Världen" (Track 4) so bleibt, das erstmals etwas Rancid Nähe sucht, ohne sich jedoch zu viel in dieser Nähe zu sonnen - warum auuch, das gäbe am Ende nur einen Sonnenbrand. ;-)  Mir gefällt an Gatuplan besonders, dass sie bislang immer in sicherer Distanz zu den Originalen-, wie auch zu sämtlichen-, x Mal gehörten Coverbands bewahren - mit anderen Worten, Gatuplan ziehen ihr eigenes Ding mit Liebe im Detail durch, das sich erst auf mehrere Durchläufe genauer erschließt. Das Können dabei liegt im flüssigen Lauf. In der Musik(er)welt ist es oft so, dass vieles, das locker flockig im Flow reinläuft, das Ergebnis langer, harter Arbeit ist, das auch mit vielem Üben einhergeht. Gerade auch was die Gesangsparts angeht, gerade wenn zweistimmige Parts wie bei "Punkhjärta" (Track 5) solch' einen Effekt ausmachen. Das bringt man nicht mal eben so locker aus dem Stand auf's Tablett. Mir persönlich ist der Drive hier zwar noch einen minimalen Ticken zu langsam und wirkt auf mich leider eher wie Fahren mit angezogener Handbremse, das wird im Endeffekt jedoch Empfindungssache sein. Mir fällt dabei just wieder ein, warum ich die Sex Pistols immer den Ramones vorgezogen habe, einfach, weil es bei den Pistols immer wieder diesen wilden, ungestümen Zug nach Vorn gab - ganz so wie es auch im Leben selbst einst war/ist - einmal im vollen Lauf, bremst man ungern ab/aus. ;-) 

Mit "Millenial Blues" (Track 6) geht es ins A-Seitenfinale. Was hier vom Titel her zunächst einmal etwas zuviel Gewichtung auf das Wort "Blues", resp. die Musikrichtung legt, erweist sich als Ramones typischer Rhythmus-Blues Rock, wenn überhaupt. Erstmals kommen hier auch kurze Gitarrensoli zum Zuge, die ihren Ursprung auf jeden Fall im Blues Rock haben. Ganz anders als das ähnlich wie der Opener ausgerichtete "Skandinistas" (Track 7; Anspieltip II), der die B-Seite einläutet und nebst einigen Samples im Background auch etwas mehr Raum für experimentelle Parts lässt. Das bringt auch eine neue Richtung mit, die Gatuplan nun einschlagen und mit dem semi-balladesken Stück "Apan På Ryggen" (Track 8; Anspieltip III) fortsetzen. Ähnlich wie einst bei den teilweise in französisch tönenden Such A Surge, verstehe ich auch hier nichts, da schwedisch-sprachig, kann mich dafür aber vom Bauchgefühl in Stimmungsbilder und Ahnungen verleiten lassen. Da passt das leichtfüßige-, erneut Ska zugewandte "Din Värld Min Värld" (Track 9; Anspieltip IV), was so viel wie "Deine Welt, meine Welt" übersetzt heißt, musikalisch super ran. Dieses Stück kann man den DJs & DJanes für zukünftige Partys in den Clubs und Bars schon mal fett auf den Notizzettel  schreiben. 

Mit dem Tribute an "Dee Dee Ramone" (Track 10), zu dem vorab bereits ein Videoclip veröffentlicht wurde, halten Gatuplan das Level weiterhin im Spannungsbogen. Ich denke, ich brauche nicht erwähnen, dass die Mucke hier im Ramones Schatten verbleibt, wenngleich ich stellenweise von der Stimmfarbe her immer noch an Plastic Bertrand denke. Stilistisch wird es mit "Stureplansfrisyr" (Track 11) wieder etwas punk-rockiger, wobei die Betonung hier auf dem Rock liegt. Der "Sprechgesang", der hier in den Strophen dominiert, tanzt auf Messer's Schneide zwischen Punk Rock und Traditional Hip Hop. Erst im Albumfinale ist es erneut der Ska, der via "Staden Med Levande Döda" (Track 12; Anspieltip V) noch mal zum Boneshaking, sprich Tanzen einlädt. Gerade mit diesem Finisher lassen Gatuplan ihre eigene Visitenkarte in Sachen Gesamteindruck clever platziert zurück, denn ausgerechnet zum Schluss angehörs dieses Stückes denkt man weder vordergründig an Rancid, geschweige denn an The Ramones. Ich bin mir jedenfalls felsenfest sicher, dass die Punk/Punk Rock zugeneigtem Festivals (weltweit) in hoffentlich naher Zukunft (?!) nicht herumkommen werden.    

V.Ö. 26.02.21

 

8,65/10 Schafe Schüsse

(Wild Kingdom/Rough Trade 2.021)

https://www.facebook.com/Gatuplan-2737758129572355/?ref=page_internal

Danny B

Schaf Schüsse: 

8
Eigene Bewertung: 8

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