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ENDLESS CURSE "Drink, Smoke And Don't Give A Fuck"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

09-2020

Label: 

Genre(s): 

Im Herbst 2.009 irgendwo in der Kleinortprovinz in Oberschwaben gegründet, verschrieben sich die "endlos Verfluchten" dem Death Metal, der von den Einflüssen her (lt. eigenen Aussagen) auch vom Hardcore unterwandert sei (was angehörs dieses Albums hier jedoch kaum konkret durchkommt). Auf die Bretter zum Nägelziehen ging es bereits ein Jahr nach Bandgründung und noch mal zwei Jahre später folgte die erste eigene 3 Track EP titels "Upheaval". Nebst ein Single in Folge und D.I.Y. Videoclip (*2.015), kam 2.016 die erste Full Length Scheibe "Slave Breeding Industry" raus, die von der im Herbst letzten Jahres erschienenen (also gute 11 Jahre nach Bandgründung) zweiten-, vollumfänglichen Scheibe "Drink, Smoke And Don't Give A Fuck" komplettiert wird. Ein netter Backkatalog also, den Endless Curse sich da erarbeitet haben. Für mich ist die eben genannte-, bereits ein paar Monate alte Zweitscheibe die Erstberührung mit Endless Curse, die dank der Eigeninitiative der Band selbst zustande kam. 

Vom Albumtitel- und den Artworks her fiel mein erster Gedanke auf Bands wie Tankard oder Metallica zurück (letztere hatten sich eine Zeit lang z. B. auch den Spirtznamen "Alcoholica" eingehandelt). Aber auch "Too Drunk To Fuck" (*Dead Kennedys Song), der u. a. einst auch von Holy Moses gecovert wurde, kam mir in den Sinn. Assoziationen halt.. ;-) 

Die Artworks von "Drink, Smoke And Don't Give A Fuck" erinnern an diverse Metalcore Bands, was jedoch als zeitgemäß durchgeht, zumal die U(nter/m die) 30er heutzutage Metal ganz ander (er-)leben wie man selbst einst. Immerhin hält dieses Schwaben-Trio das Genre des Death Metal am Leben, somit besteht die Generationenbrücke auch weiterhin, dank solcher neuer Alben wie dem hier, das per "Intro" (Track 1), ein düsteres Barszenario wie aus einem Cyberstreifen hinlegt, dem mit "D.S.A.D.G.F." (Track 2; "Drink! Smoke! Drink, Smoke, Don't Give A Fuck") das erste vollwertige Stück nachfolgt und damit direkt das Albumtitelstück abbrät. Textlich geht es dabei um die noch relativ junge Bandgeschichte, die der von den eingangs erwähnten Metallica nicht unähnlich ist, sich nur eben in verschiedenen Genres, Zeiten, Kellern, Garagen und Ligen abspielt(e). Musikalisch bieten diese Jungs ein angenehm hartgefedertes Brett an, das ein wenig nach Bolth Thrower und Benediction Einflüssen klingt, jedoch mit einem für D.I.Y. Verhältnisse echt starkem Underground-Sound aufwartet. Sowohl Mid-, wie auch die Uptempo-Passagen spielen den Jungs in die Karten, die dann hoffentlich spätestens im Herbst gegen Konzerttickets getauscht werden können?!

Auch "Damned Army" (Track 3; Anspieltip I) behält den weitesgehend eingeschlagenen Old School C(o)urse bei und weiß dank starker Drum-Unterfütterung und gesanglich starken Skills zwischen vollwertiger Tieftöner-Rough-Kost und Pig Squealing Elementen die Visitenkarte hinter die Ohren der Hörerschaft zu klemmen. Etwas "pubertär-bär-iger" wird es in Sachen Lyrics bei "F.T.N.W.T.G." (Track 4) - wie Endless Curse Stücke wie diese wohl live ankündigen werden? -, was ausgesprochen für "Fuck The Nun With The Gun" steht, was von meiner Seite aus ein schwachsinniges, gewaltverherrlichendes Bild malt, das zwar sicherlich der Provokation dienen soll, um Aufmerksamkeit zu erhaschen (zumindest unterstelle ich das mal so, denn die Band selbst wird hoffentlich gewusst haben, dass es auch Leute geben wird, die sich mit den Lyrics beschäftigen), aber letztlich einfach nur sinnleer und bescheuert ist. Aufmerksamkeit kann man mit Qualität oder gehaltvollen Aussagen/Messages verdienen, nicht aber mit solchem Quatsch. Zwar (das muss man fairerweise  dazu sagen) werden diese Jungs das vermutlich als "derben"-, wenn auch sehr eigenwilligen Humor abtun/bezeichnen, am Ende steht aber die laute Frage im Raum, welchen Metalhead man damit noch begeistern kann? Verschroben psychisch verirrte Black Metaller vielleicht?! Jedenfalls suggeriert das zunächst für mich dieselbe blödsinnige Scheisse wie "Get the Pope with the Rope". Wenn man sich die Lyrics genauer ansieht, kann man dennoch gute, zeitgemäß-kritische Ansätze entdecken, die vor allem das seit Jahren gängige Thema "Mitglieder der Kirche/Priester vergewaltigen Kinder", was weltweit ein grosses, reales- und immer wiederkehrendes Thema war und ist. Was die Nonnen dann aber damit zutun haben, erschliesst sich mir dennoch nicht. Musikalisch hat dieses Stück dann (quasi naturgemäß?) auch kleine Black Metal Elemente inne, die rein musikalisch betrachtet echt stark ins Rund genagelt werden. 

Wenn man "B.E.E.R." (Track 5) hört, ist von Anfang an klar, worum es geht. Auch hier gibt es Death/Black Metal vermischte Kost zu Ohren, demnach ein dunkles Hopfensaftgebräu. Stellenweise dachte zu Beginn kurzzeitig an Amon Amarth, was sich aber direkt zerstreut und einen schön ranzigen Sound auffährt, der immer mehr an alte Benediction Stücke denken lässt, denen auch mal kleine Haemorrhage-Gore Funken unterkommen, die für meinen Geschmack noch etwas weiter ins Unterfleisch gehen und bei "Drifted" (Track 6) die meines Erachtens perfekte Dynamik finden. Mit einer Portion Selbstironie und lyrisch etwas angenehmer (mit nicht wörtlich zu nehmenden) ausgereiztem Humor punkten Endless Curse mit der sympathischen Einfachheit - "...Insanity evolved, drifted in mind, I'M hearing Grind, like crazy monkey, eating a fat donkey...". Aber auch ernstere Nuancen servieren Endless Curse, z. B. via "Still Waters" (Track 7; Anspieltip II), das Singlequalitäten innehat, zumal klasse eingängig, trotz hohem Bollwerkbeschusses. Der/die über die Genregrenzen hinaus Hörende, kann hier übrigens Nähe zu einigen anderen "Water"-betitelten Songs entdecken. ;-)

Etwas Grind-iger geht es bei "Gut Lottery" (Track 8; Anspieltip III) zu, was insgesamt starke Sozialkritik aus dem ranzigen Kessel laufen lässt und dabei muckemäßig ein absolutes Non Plus Ultra auf das fiktive Endless Curse Konto fährt. Die starken Bassläufe spielen hier eine nicht zu verachtende Rolle, trotz des im Fokus stehenden Tempos, das erneut von den Drums vor sich hergejagt wird wie ein fieser Zombie, was letztlich gar nicht mal so weit vom Kern der Lyrics entfernt ist. "Psycho Weed" (Track 9) geht im Direktvergleich erst einmal in völligem Geballer unter und windet sich erst langsam (dafür aber mit hohem Tempo) aus dem chaotisch wirkendem Lauf heraus. Nach hinten raus würde ich sogar von einem hochamtlichen Sound sprechen, der diversen Bands im Mittelfeld der Death Metal Szene hierzulande locker das Wasser reichen kann. 

Irgendwie unterschieden sich die Stücke teilweise doch recht stark voneinander, so dass man bei manchen Stücken das Gefühl hat, dass sie ein wenig gegen das vorherige anspielen, bzw. im Wettstreit damit stehen, so wie das beim Ersteindruck auch bei "The Glory Three" (Track 10) zunächst der Eindruck war. Von den Lyrics her geht es dabei leider stark runter in Sachen Qualität, was ich von der Meßlatte her bei diesem Stück stellenweise eher oberhalb des Grundschülerlevels ansetzen würde, also da, wo die Pubertät einsetzt. Echt schade!

Das Stück "Gods Of Shame" (Track 11), das bereits den Finalgang vorläuten lässt, dürfte auf jeden Fall am Meisten von allen Stücken auf diesem Album polarisieren, nicht der Kritik an der weitverbreiteten, amerikanischen Doppelmoral wegen, sondern eher, weil Endless Curse hier mit Wortschöpfungen wie "Arian-Vegetarian-Unfucked-Prayer" leider falsch geschrieben, sofern denn das Wort "Aryan" gemeinnt war; was zu vermuten ist) einen Zusamenhang zwischen rassistischen Schwachköpfen und Vegetarier/-in-, sowie einem religiösem Kontext obendrein herstellen. Die Doppelmoral bewusst in den Fokus stellen ist an sich nichts schlechtes, aber auf solch perfide Weise??? Das völlig bescheuerte Weltbild der "Arier", resp. der sogen. "Herrenrasse", das Hitler einst ausprägte, hat absolut nichts mit vegetarischen Essen zutun, außer, dass man Hitler nachsagt, er sei Vegetarier gewesen.  Wenn ich bekennender Vegetarier solche Art Konstrukte also heutzutage  lese/höre, im Kontext mit meiner eigenen Entscheidung, die ich für MICH ALLEIN bewusst getroffen habe und diese in friedlicher Co-Existenz lebe (ohne irgendwem vorzubeten was er/sie essen soll), stört mich dabei die überzogene Darstellung von Vegetarier/-innen (resp. waren hier vermutlich auch Veganer/-innen gemeint?), was mittlerweile jeder schlechte Comedian tut, ohne sich vielleicht im Vorfeld mal genauer mit der Entscheidung, die hinter dem Essverhalten steht, auseinandergesetzt zu haben?! Solch' mittelalterlich-oberflächliche Redneck-Denke braucht wirklich kein Mensch. Leben und essen lassen, denn letztlich muss das jede/-r mit dem eigenem Gewissen/der Eigenverantwortung vor sich selbst schultern.

Dennoch werden auch wichtige Themen im Text angesprochen, z. B. "With Killing all the Native Tribes, you will not collect godly vibes, hating all refugees and wearing all the foreign tees..", während man bzgl. des Qualitätsfaktors in Sachen Mucke nicht großartig meckern kann. Zwar fehlen mir hier und da gitarrenmäßig auch mal kleine Highlighteinschübe, das jedoch geht insgesamt gesehen in Ordnung. Der Albumcloser "Budapest Nights" (Track 12) liest sich rein vom Titel her zunächst wie der Titel einer Sauftour von Schulfreunden, die Malle, Bulgarien und/oder Ibiza mittlerweile über haben. So weit verfehlt scheint dieser Gedanke nicht zu sein, wenn man die Lyrics liest, die mich eher an Kids nach einem Klassenausflug erinnern, die nach hinten raus zusätzlich noch das "Monster"-Klischee im Metal bedienen wollen, um noch etwas zu retten. Wie bereits gesagt, kann man muckemäßig echt nicht meckern, weil da bei einigen Stücken echt was abgeht. Die Lyrics auf diesem Album sind jedoch leider teilweise extrem grottig von Zotenquoten verführt und bedienen pubertäres Schülerniveau. Wenn Endless Curse daran arbeiten und zukünftig nicht weiter das längst überschal-abgestandene Klischee vom 24/7 saufenden Metalhead bedienen, könnte da eindeutig mehr gehen. Vor allem könnte man Endless Curse dann auch als Band/Musiker etwas ernster nehmen. 

V.Ö. 25.09. 2.020

 

5,85/10 Schafe Schüsse

(Endless Curse 2.020)

https://endlesscurse.de/

https://www.facebook.com/EndlessCurse

Danny B

Schaf Schüsse: 

5
Eigene Bewertung: 5

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