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ULCERATE "Stare Into Death And Be Still"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

04-2020

Label: 

Genre(s): 

Seltener ist es der Fall, dass Bands aus Neuseeland den Weg in die Besprechungsrunde finden, ob das just an zu wenigen Muckern/Bands liegt oder es schlichtweg nur wenige über die Landesgrenzen hinaus bzgl. der Wahrnehmung schaffen, bleibt letztlich trotz Internetweiten etc. eine echte Frage. Im Falle von Ulcerate hat jede/-r Metaller/-in, der/die auf Death Metal Sachen mit Düsteranstrich steht, mindestens schon einmal deren Bandnamen vernommen. Kein Wunder, immerhin besteht die Brutal Death Metal Kapelle nun auch schon satte 20 Jahre, wenngleich man einst unter dem Namen Bloodwreath startete. Die Namensänderung wurde um 2.002 rum vollzogen als der mittlerweile nicht mehr aktuelle Frontmann James "Slippy" Wallace einstieg. 

Das hier vorliegende neue Album darf sich an 5 Veröffentlichungen als Vorhut messen lassen, ich werde mich jedoch mangels Besitz irgendeines Albums, geschweige denn je eine Vollzeitrille vorab komplett gehört zu haben, auf das vorliegende Album beziehen, was Vor- oder Nachteil zu gleichem Anteil ist. 

Das Artwork (inkl. Verpackung) von "Stare Into Death And Be Still" jedenfalls gefällt in schöner zweifarbiger Optik schon mal, wobei man geneigt ist fast schon von S/W Optik zu sprechen. Insgesamt eilt Ulcerate u. a. der Ruf voraus technisch auf hohem Niveau zu zocken und teils auch dissonante Töne walten zu lassen, was der Band selbst sicherlich zuträglich bleiben wird in Sachen treu-loyaler Underground Anhängerschaft. Mit dem Opener "The Lifeless Advance" (Track 1) starten Ulcerate vier Jahre nach "Shrines Of Paralysis" neu durch und präsentieren sich in satt produziertem Sound. Man ist geneigt von Black/Death Metal zu sprechen, zumal Bassist Paul Kelland, der 2.008 auch den Posten am Mikro übernommen hat, stark an den '90er Jahre Death Metal erinnert, als Death- und Black Metal noch nicht allzu strikt getrennt wurden. Spontan fielen mir vergleichsweise in weiter Ferne zuerst Benedection und/oder Dimmu Borgir ein, die damals ihre Namen in die Metal-Landschaft einbetoniert haben. "The Lifeless Advance" erweist sich auf über 7:02 Minuten Länge als komplex, kraftvoll und tiefendüster, während man trotz starker, abwechslungsreich-dynamischer Schlagzeugparts insgesamt im "Midtempo-Doom-Death" zu Werke geht. Das Folgestück "Exhale The Ash" (Track 2) geht zwar etwas offensiver raus, besticht aber vor allem durch die fast schon progressiv angespielten Gitarrenläufe, die viel Raum für Drummer Jamie Saint Merat lassen, während der Gesang teils durch die Hallefffekte an Weite/Tiefe gewinnt. Selbst kleine Uptempoparts aus dem Black Metal Bereich fehlen hierbei nicht. Wer audibe 'ne Kelle nahezu reinen Teer trinken will, ist hier goldrichtig. 

Beim folgenden Albumtitelstück "Stare Into Death And Be Still" (Track 3; Anspieltip I) müssen sich Ulcerate natürlich dem noch genauerem Prüfstand unterwerfen, was selbstredend natürlicherweise so ist, wenn man ein Album nach einem Stück benennt (oder auch umgekehrt). Logisch, dass da der Fokus noch einmal geschärft wird. Was dieses Trio dabei vom Stapel lässt, hat 'ne Menge Weite in sich, die definitiv nicht von der Sonnenseite des Lebens herrührt. Allein schon die einleitenden Zeilen "At War with no enemy, but the death of will, far too late no wake from this doubt..." sprechen Bände, die weit(er) unter die Oberfläche (ent-)führen. Musikalisch gesehen schöpfen Ulcerate hier mit Sicherheit aus ihren Erfahrungen, die sie sich zweifelsohne seit ihrer Gründung erarbeitet haben. Insgesamt ein amtliches Stück Todesblei. "There Is No Horizon" (Track 4) markiert per Beginn gefühlt eine Art Neubeginn und lässt sich Zeit bei der Entfaltung. Progressiv, durchwachsen, kreativ und weiterhin verdammt düstertief gehen Ulcerate hier voran, während Drummer Jamie Saint Merat auch bei diesem Stück den Raum füllt und eine Wand baut, die vorantreibt und den Raum für sich einnimmt, ohne das Gesamtgeschehen vergessen zu machen. Selbst fast schon episch-verträumte Zwischenparts passen sich (wenn auch zuerst unerwartet) als Brückenschlag ein. Das Gesamtbild, das Ulcerate hierbei textlich malen, ist verdammt nah dran an der aktuellen Realität. 

Wer frühe bis mittlere Neurosis mochte, sollte hier mal ein Ohr riskieren, zumal so einiger Einfluss hörbar im Detail steckt - "Inversion" (Track 5; Anspieltip II). Dieses Stück ist fast schon aus dem Kickstart heraus prädestiniert unabdingbarer Teil zukünftiger Metalpartys-, bzw. des Livesets zu sein. Es ist vor allem der unbändigen Energie zu verdanken, dass die Stücke eindrücklich bleiben. Der teils atmosphärische Hang zu epischen Anteilen wie u. a. zu Beginn von "Visceral Ends" (Track 6), was teils an Tiamat's experimentellere Sachen aus der "Skeleton Skeletron" Ära erinnert. Nachdem diese aber ab der 2:00 Minutenmarke zurück zu die inbrünstig gefühlte Todesmarschatmosphäre führt, was sich wie ein roter Faden durch dieses Album zieht, wird es fast schon etwas zu viel, trotz dessen, dass dieses Stück mit 5:40 Minuten das mit Abstand kürzeste dieses Albums ist und nahtlos zu "Drawn Into The Next Void" (Track 7; Anspieltip III) übergeht, das deutlich mehr Uptempo mitbringt und zum kollektiven Headbanging einlädt. Aus dem gefühlt tonalem Todesmarsch (im Sinne von Death Metal) wird ein ziemlich selbstbewusstes Death/Black Metal Gebräu, das erneut Atempausen in Form von experimentell epischen Zwischenparts mitbringt. Mit dem Finalstück "Dissolved Orders" (Track 8) lassen es Ulcerate zunächst chillig angehen, um noch einmal mit aller kraftvollen Growling-Tiefe auszuholen, die streckenweise sogar Thrash Metal Parts von der Kette lassen. Ich bin geneigt die die '90er Jahre Veröffentlichungen von Dissection vergleichsweise zu nennen. (also lange Zeit bevor Nödtveidt polarisierte) Dies sei just als Ranotiz bemerkt. Letztlich bleiben alle Eindrücke (immer wieder) stark subjektiv. Die Death/Black Metal Hörer unter Euch wird dieses Album vermutlich aber echt umhauen, zumal man dieses komplexe Album beim ersten Durchlauf garantiert nicht richtig klar durch die Birne kriegt, bzw. darauf klarkommt. Mit anderen Worten: dieses Album braucht einige Durchläufe bis man es für sich selbst faßbar bekommt.   

8,5/10 Schafe Schüsse

(Debemur Morti Productions/Soulfood 2.020)

http://www.ulcerate-official.com/?fbclid=IwAR1Hrlu9IynSSOvZw9YdZNKtDhm4h...

https://www.facebook.com/Ulcerate/?ref=page_internal

Danny B

Schaf Schüsse: 

8
Eigene Bewertung: 8

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