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OH HENRY "Wo mein Herz schlägt"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

05-2020

Label: 

Genre(s): 

Dass Düsseldorf durchaus eine Stadt mit musikalischen Höhen ist, weiß man spätestens seit Male (resp. Die Krupps), Die Toten Hosen oder auch den Broilers. Mit Oh Henry gesellt sich nun auf breiterer Ebene hörbar eine nicht mehr so neue Band hinzu, die seit 2.004 besteht und bislang eher darauf setzte "Mucke spielen und für umme zugänglich machen". Nun soll nach satten 16 Jahren dann doch auch mal ein komplettes Album sein - da stand offenbar was auf der Bucket List?! ;-) 

Angemerks der aktuell extrem wankelmütigen Zeiten und dem schwierigen Balanceakt der allgemeinen Musikwelt, macht diese Form des Überlebenskampfes umso mehr Sinn, sogar doppelt. Immerhin haben manche Menschen auch deutlich mehr Zeit, seit dem Einzug der Pandemie, auch mal intensiver in ein Album einzutauchen. Im Falle von Oh Henry - by the way ein etwas lieblos anmutender Bandname, der sich auf den Ersteindruck wie ein Trash Pornotitel liest - geht es mit "#Freunde" (Track 1) überraschend gut los und erinnerte mich (abgesehen vom Gesang) zuerst spontan ein wenig an die Foo Fighters. Von der gesanglichen Intonierung gehen Oh Henry voll in die Schnittmenge der Sportfreunde Stiller, Turbostaat und Pascow, nur eben etwas Pop-Punk-Rock-iger. Wenigstens rollt "Wohin?" (Track 2) zumindest stellenweise etwas rauheren Windes durch. Mir persönlich gefällt vor allem die Gitarrenarbeit, die zwar den Punk Rock auch nicht neu aufzieht, aber doch die Frische beibehält, was auch dank der Soundproduktion so ist. Leider gewöhnt man sich recht schnell an den Oh Henry Sound, der auch bei "Von A nach B" (Track 3) nice bleibt. Thematisch kann man wenigstens nicht von ganz so abgelatscht sprechen, denn auf diesem Teppich lässt sich's schon mal gut hin-/zuhören oder auch sich bewegen. 

Erneut Foo Fighters im Anlauf macht "Endlich gehen" (Track 4; Anspieltip I) einen etwas geraderen Rücken und weiß den fiktiven Tonkopf durch die Decke zu stecken, um auch mal andere Luft zu schnuppern. Gerade an dieser Albumstelle war/ist es in dieser Konstellation auch entscheidend angesetzt mit deutlich mehr Abwechslung insgesamt rauszukommen. Wenn man dieses Stück ein paar Mal gehört hat, steckt da Potenziallauf drin, der tatsächlich auch auf Bestand bauen kann. Umso erfreulicher, dass auch "Yeah!" (Track 5; anspieltip II) sich vom bisherigen Rest abhebt und den Anschein verleiht, dass Oh Henry den Arsch vom Stuhl hochbekommen haben und mit etwas mehr Bewegung im Gesamtfeeling deutlich besser kommen. Ob "Yeah!" einer dieser Lovesongs ist/bleibt, die sich irgendwann überhören, bleibt abzuwarten. 

Kehl-geerdet schaffen es Oh Henry mit "Dings" (Track 6; Anspieltip III) und hörbar mehr Kraft im Gepäck auch zu einem Sofortzünder rauszuhauen. Sänger Casi sollte diese Art des Gesangs öfter mal einschieben, zumal man effektiv mehr hinhört und mitgeht. In ganz weiter Ferne könnte man hier Betontod vergleichsweise nennen. Schon seltsam, dass es nun konstant im Flow läuft und auch "Wo alles beginnt" (Track 7) kaum Raum für Meckerei hergibt (trotz des auf weite Strecken von den ersten drei Stücken bekannten Gesangs in Sachen Stimmfarbe etc.), spricht für diese Jungs. Selbst 'ne temporeichere Punk Rock Kante wie "Wir sind bereit!" (Track 8) -erneut mit kraftvollerem Kehlgesang- kommt stark, wenn auch recht einfach abgebraten. 

Dass auch mal DTH Einflüsse mit unterfließen, ist bei einer Band aus deren Homebase vermutlich eine reine Zeitfrage und darf mit Wohlwollen auch mal passieren, wie das zu Beginn von "Blender" (Track 9) der Fall ist - man achte auf den Einstieg. ;-) Auch in Sachen Texinhalt(e) tut sich mal etwas mehr, das sich von "schon mal ähnlich gehört" wegbewegt. Der Satz "Die Dummen stellen keine Fragen, die Klugen halten sich daran." kann man mitdiskutieren. Aus meiner Sicht etwas zu einfach plattgedacht, aber gut, das ist dann wohl ein typischer Fall von Interpretation, immerhin können Oh Henry auch in dieser Hinsicht Bewegung verbuchen. 

Es geht nun langsam in Richtung Finale dieser fast 32 minütigen Scheibe. "Glück" (Track 10) sucht das selbige in Euren Ohren und dürfte gute Chancen haben dort öfter mal beschallbaren Raum zu finden. Hierbei zeigt sich, dass wenn Sänger Casi-, genauso wie seine Kollegen, mehr Abwechslung durchreisen lässt, auch mehr geht, bevor man selbst der "Resignation" (Track 11) zuzufallen droht. Insgesamt ein Album, das über weite Strecken das Interesse weckt und auf längeren Hör hier & da auch anschiebt es öfter mal aufzulegen. Auf jeden Fall gefällt mir das Coverartwork mega - klasse Farben und ein Motiv, das mal vom 08/15 abweicht.

6,85/10 Schafe Schüsse

(Wolverine Records/Broken Silence 2.020)

https://www.ohhenry.de/

https://www.facebook.com/ohhenryband/

Danny B

Schaf Schüsse: 

6
Eigene Bewertung: 6

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