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TVIVLER "Ego (Quarantane Edition)"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

04-2020

Label: 

Genre(s): 

Da ist ganz offensichtlich einmal wieder eine Band so völlig an mir vorbeigerauscht, was bei der Masse an Bands (weltweit betrachtet) immer wieder in natürlicher Regelmäßigkeit vorkommt. In diesem Fall ist das die 2.014 gegründete, dänische HardcorePunk Tvivler aus Kopenhagen, in deren Kontext immer wieder die Bandnamen Town Portal, Obstacles, Children Of Fall und Lack Erwähnung finden, was den anderen musikalischen Baustellen der Bandmembers Rechnung trägt. Bereits vier Releases (im Laufe der Jahre seit Bandgründung) stehen im Rücken von "Ego", das gerade erst frisch veröffentlicht wurde. Ich war tatsächlich mal wieder in vollster Vorspannung, zumal HC Punk gerade mal wieder ein wenig öfter bei mir läuft, denn gerade in Zeiten der Coronakrise kommt man der Eigenerdung noch einmal natürlicher bei und erinnert sich an eigene Punk Anfänge, die unweigerlich auch mit den HC Pionieren The Exploited einhergingen. In sofern ist das musikalische Spannungsfeld in dieser Hinsicht immer wieder spannend. Warum im Albumkontext der Beititel "Quarantane Edition" auftaucht, kann man sich zwar quasi denken, scheint mir dabei jedoch eine reine Marketingstrategie zu sein, was etwas seltsam beischmeckt, aber gut, auch Tvivler möchten sich vom Einkommen her über dem toxischen, plastiküberfluteten Wassern halten. ;-) 

"Ego" legt den Spannungsschalter zum Opener "Sabotage" (Track 1) hin um und stellt zunächst einmal die (mir völlig fremde) dänische Sprache und Frontmann Thomas Burø ins Zentrum. Musikalisch fühlt sich es bis zur Mitte des Stückes wie die Stille an den Morgen dieser Tage an, bis dann ein leicht progessives Gemisch die Atmosphäre durchbricht, um den Weg zu "Tvangslogik" (Track 2) zu ebnen, das deutlich härter an den HC Wurzeln schnuppert. Gesanglich erinnert Thomas Burø hier stark an frühe Ignite. Wirklich schade, dass man nichts vom Textinhalt versteht und nur per Google-Übersetzer dem Titel nach, den Content mutmaßen kann. Letztlich hat das den Vorteil, dass man mehr auf das musikalische Gesamtgeschehen achtet, das irgendwo zwischen Hardcore und Progressive Einflüssen ab- & anklopft. Der Gesamtsound kommt dabei dezent, aber gut produziert aus. Alles sehr klar produziert - "Forkert" (Track 3; Anspieltip I). Tvivler spielen mit der Spannbreite zwischen Punk Rock und etwas Hardcore Schnipseljagd, was bislang echt was mit den Ohren macht, man bleibt immer wieder mal hängen. Das direktfolgende "Kandidat" (Track 4) nimmt die morgendliche Atmo-Stimmung des Openertracks wieder auf und erzeugt auch hier wieder einen Hauch von Endzeitstille. Auch hier ist es das dynamisch-powervolle Drumming von Morten Clausen, das dem Stück satten Drive mitgibt und endlich auch vollere HC Punk Kellenparts austeilt. Tvivler arbeiten mit abwechselnder Würzung und dürften auch bei den eingangs erwähnten Exploited genauer zugehört haben. Mir persönlich gefallen vor allem so ruppige Kickstarter wie "Barn" (Track 5; Anspieltip II), hier geht es direkten Weges in Richtung Freidreherei, der sich sogar abgefahrene Free Jazz Einflüsse untermischen. Die kommen zwar echt chaotisch rüber, sind aber Teil des Schmelztiegels. 

Es kommt teilweise rüber als würde man einer energiegeladenen Bandprobe beiwohnen, die (gut aufeinander abgestimmt) rundläuft - "Brudt" (Track 6). Spätestens in diesem Albumdreh wird man auch wärmer mit dem Stil dieser Jungs. Die Tatsache, dass man ohne Dänisch zu verstehen, einfach nur zuhören kann, wird zur Verlaufsgewohnheit. Das Zwischenstück "Forfalden" (Track 7) peppt das Album zusätzlich auf. Ab und zu packen einen Einzelbassläufe, die teilweise gern noch etwas länger im Fokus stehen dürften, wie es bei "Vold" (Track 8; Anspieltip III) der Fall ist. Ich könnte wetten, dass dieses Stück mit englischem Text bspw. 'ne vollere Landung in einigen Ohren machen würde?! So aber bleibt es von der Hörgewohnheit doch noch etwas rest-befremdlich. Aber so ist das mit den Gewohnheiten. Vielleicht ist diese Erdungszeit inmitten der Coronakrise genau für solche Dinge gut, um aus gewohnten Mustern auszubrechen?! Tvivler bieten zumindest rein musikalisch einen guten Soundtrack auf dem Weg dabei an - "Komplet" (Track 9). 

Diejenigen unter Euch, die in Sachen Core eher die vollfetten Bumsproduktionen kennen, die den Underground-Geruch nicht mehr kennen, bzw. sich bewusst davon fernzuhalten scheinen, werden mit Tvivler so ihre Mühen haben, vermutlich. Die teils vertrackteten Prog-Ein-/Ausbrüche, inkl. der Abklopftobsuchtsläufe, machen auf einer ganz anderen Ebene was her - "Jonas" (Track 10) und suchen ein Ufer, das z. B. in dem erneut atmosphärisch ausgelegten "Vestover" (Track 11; Anspieltip IV) ein Klangbild findet und erstaunlich gut reingeht, wenn auch fern der Welt scheinend. Entsprechend effekt-verspielt eröffnet "Flokløs" (Track 12) zunächst in einer Art Cyberuntermalungseffekt und wirkt auf den ersten Durchlauf etwas monoton, verliert sich jedoch nicht in diesem leichten Sog. Erst im letzten Songviertel passiert gesamt-instrumental wieder mehr, was zum folgenden-, deutlich Punk Rockigeren "Knytnæve" (Track 13) führt und wieder mehr Sprit im Kessel hat. 

Es geht nun langsam in Richtung Albumfinalgang. Auch "Venter" (Track 14) erscheint mir streckenweise etwas zu stark progressiv als dass es im direkten Durchlauf zum Mirtgehen einlädt. Ich denke, dass Tvivler Live on Stage eine deutlich grössere Wirkung entfalten könn(t)en als auf den kurzen Hörgang hin. Ich brauchte einige Durchläufe, bevor ich ich mich im Laufe der knapp 40 Minuten Albumlänge an die Trackanzahl gewöhnte, hier wäre weniger vielleicht doch etwas mehr gewesen? Das Finalstück "Navn" (Track 15; Anspieltip V) macht da viel Boden wieder gut und glättet die etwas zu oft gesetzten Kanten an denen sich "Ego" insgesamt eher abmüht/abarbeitet. "Navn" erlaubt sich mit 6:28 Minuten Länge den etwas über 2:00 Minuten (maximal 3,5 Minuten) Songlängendurschnitt unangefochten zu überrunden, was dem Stück- und damit auch der Band selbst erstaunlich gut tut. Nice catchy Parts kommen deutlich mehr zur Blüte und fangen den/die Hörer/-in auch besser ein. Insgesamt gesehen kein Album, das man als leichte Ohrenkost bezeichnen kann, vielleicht liegt aber genau darin der Reiz? ;-) 

6,85/10 Schafe Schüsse

(Negativ Psykologi Records 2.020)

https://www.tvivler.com/?fbclid=IwAR1NDIe8Xywk2gaZU2sgPirrjxtiz01W7g-6Sn...

https://www.facebook.com/tvivler/?ref=page_internal

Danny B

Schaf Schüsse: 

6
Eigene Bewertung: 6

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