09.03. 19 BLOODSUCKING ZOMBIES FROM OUTER SPACE, THEE FLANDERS @SO36, Berlin
http://www.zombies.at/
https://www.facebook.com/theeflanders/
Nicht jedes erlebte Konzert/Festival schaffe ich hier festzuhalten, aber zumindest einige. Manchmal kreuzen sich auch Konzerte mit anderen oder auch wie an diesem Abend mit der Lesung des mir liebgewordenen Freundes Roman Shamov (Meystersinger;Weird Fishes) zu der ich es letztlich leider (wieder) nicht schaffte. Mega Sorry Roman!
Dennoch, es gibt auch die Konzerte der Art, bei denen man richtig Bock hat etwas darüber zu schreiben. Manche Konzerte wohnen dauerhaft als schöne Erinnerung in der Seele fort. Das hier erlebte, war eines dieser Konzerte. Gerade in der stlistisch-subkulturellen Scene-Schnittmenge von HorrorPunk/Psychobilly (den Ursprüngen beider Bands nach) gehe ich nicht allzu oft auf Shows, einfach, weil ich dann doch etwas andere-, stärker gelagerte, musikalische Vorlieben habe, die in Zeiten harter Währung und einfordernden Lebens oftmals auch keine andere Wahl zulassen als Prioritäten zu setzen. What a crappy age... Die Bloodsucking Zombies From Outer Space, wie auch Thee Flanders jedoch sind Sympathieträger vor dem Herrn, so dass ich ich mich den Lebenshärten geschuldet ganz wie in frühen Punktagen ohne Heller und Pfennig (ich weiß Euronen und Cents...) auf den Weg in Richtung Kreuzberg machte.
Ich hatte mir im Vorfeld keine Eile geboten, sondern wollte bewusst aus der Ruhe heraus starten. Dass das eine gute Entscheidung war, zeigte sich beim Eintreffen im SO36. Trotz der Facebook Veranstaltungsinfo "Beginn 20:00 Uhr", war es um ca. 20:15 Uhr nur mäßig gefüllt und noch war auch kein Ton von der Bühne zu hören.
Der den Konzertsaal in zwei Hälften trennende schwarze Vorhand (in etwa auf Mitte des Saals), der halb/dreiviertel vorgezogen war, suggerierte zunächst eher verhaltenes Interesse an beiden Bands. Die bereits Anwesenden schienen mir teils eher verloren herumzustehen und zu warten, dass Thee Flanders den Abend eröffnen würden.
Deren Sänger Normann wuselte noch durch's Publikum und schien es nicht eilig zu haben. Seine Coolness beim kurzen "Hallo" nach längerer Zeit, ließ auch nichts an Lampenfieber durchblicken. Ebenso cool eröffneten THEE FLANDERS wenig später den Abend. Rein musikalisch hörten sie sich wieder etwas rauher an, trotz dessen, dass man (zumindest da, wo ich stand) vom Gesang her nicht so richtig klaren Sound hatte. Es waren erst die mittler- bis späteren Liveset-(Cover)-Perlen "Erna P." (*Original von Die Ärzte) und das Achim Mentzel (R.i.F.) gewidmete Depeche Mode Cover "Enjoy The Silence", die vertraut waren und dementsprechend etwas mehr Feeling aufkommen ließen. Beide Cover befachten auch die Bewegungslaune im Publikum zunehmend und schienen damit das verhaltene Eis endlich gebrochen zu haben.
Alle vorherigen Befürchtungen bzgl. zu weniger Besucher zerstreuten sich mit jedem Stück mehr. Tja ja, die alte Regel, dass in Berlin die Party erst losgeht, wenn man im Rest des Landes, in den Kleinstädten bereits die Bordsteine hochgeklappt hat, lehrte hier Wahrheit mit Gehalt. Mit anderen Worten Thee Flanders haben sich seit 1.997 eine treu-loyale Fanbase aufgebaut, unter denen auch einige Freunde der Band wurden. Auch ehemalige Flanders Member zählen zu diesen Freunden. Kevin Flanders (*2.003-2.011 Rhythmusgit.; 2.011-2.017 dr.) wurde als Gast auf die Bühne geholt, dieses Mal am Mikro, was quasi eine Art Premiere (zumindest für mich) war. Leider wirkte seine Performance etwas unbeholfen bis verloren. Offenbar schien er doch etwas nervöser gewesen zu sein, was er stellenweise ausbügeln/überspielen konnte. Etwas schade, mit nur etwas mehr Stageacting hätte da deutlich mehr gehen können. An Thee Flanders selbst kann es nicht gelegen haben, obwohl man ihm vielleicht mehr Bälle hätte zuspielen können? Insgesamt war das Thee Flanders Set dennoch schön rund und rough enough wie lange nicht mehr. Den Luxus solcher Art Qualwahl aus so wahnsinnig vielen Stücken und Veröffentlichungen, lässt exklusive Konzerte und Erfahrungen eben auch zu. ;-) Man darf gespannt sein was für ein Set Thee Flanders zum diesjährigen "Sylvester Warm Up" im Berliner Lido auffahren, das nach einigen Jahren Abstinenz als unschlagbares Original zurückkehrt.
Das SO36 hatte sich meanwhile amtlich gefühlt, so wie man es gewohnt war. Die Temperatur war längst auf sommerliche Grade gestiegen, was das Durstgefühl befachte. Doch das Leben ist hart, wenn die Leere das Portemonnaie ausfüllt, dementsprechend schlich etwas Unbock unterschwellig mit. Die etwas arg lange (gefühlt) Umbaupause tat ihr übriges dazu. Doch die BSZFOS wären nicht "fiendisch 'nough", wenn sie nicht imstande wären das Ruder an sich- und damit rumzureißen. Es muss gute 9 Jahre (mindestens) her sein, dass ich diese Jungs Live on Stage gesehen hatte. Damals waren sie noch im unweit entfernten "Cortina Bob" zu Gast, was den Quantensprung in Sachen Entwicklung und Fanzulauf doch sehr fett zu unterstreichen wusste. Damals war gerade "Anatomy of the Dead: Live at the Anatomietheater Wien Unplugged-Konzert" (*2.010) erschienen und Dead "Richy" Gein (voc.) spielte noch im Stand Schlagzeug, was damals unbedingte "Must Experience!" war. Mit "This Ain't No Halloween Costume" und "I Wanna Hear You Scream" starteten die Wienblüter durch und präsentierten ihren neuen Bassisten Dejan Decay, der noch ein wenig verhalten wirkte, aber seinen Kontrabass doch mit flinken Fingern im Flowschlag hielt.
Spätestens bei der fünften Livesetstation "Bela Kiss", einem Song jüngerer Datierung, war das Publikum bereits Kerzenwachs in den Händen von Dead "Richy" Gein, der mit immer neuen Kostümen und einigen, horrorfanfreundlichen Showgimmicks für seine Jungs punktete und die Segel der imaginären Black Pearl straff spannte. Selbst ein Duschvorhang, der als Videofläche Teil der Show war (ich meine das war bereits bei "I Wanna Hear You Scream"?) und eine Szene zeigte, die eine Art Weiterentwicklung der berühmten Duschszene des Kultfilms "Psycho" war. Das hatte schon was von Oberliga. Die einzigen Utensilien, die Richy konstant am Leib behielt, waren die Handschuhe, die die Gestik unterstrichen und nicht selten an den Horrorshowkönig Alice Cooper erinnerten, den Richy ja wissentlich hochverehrt. Dass die BZSFOS aber keinesfalls als bloße Alice Cooper Kopie in die Schublade gepackt werden können, unterstreicht schon allein der eigene Muckestilauslegung, deren Wurzeln zwar den gemeinsamen Nenner des Rock 'N Roll innehat, aber mit Horrorpunk und Psychobilly Kernstücken doch eine andere Herkunft haben.
Einen internen Kurzknackmoment schien es beim Falco (R.i.F.) Klassiker "Vienna Calling" gegeben zu haben, was letztlich wohl nur wenigen Konzertbesuchern aufgefallen sein dürfte. Natürlich passt Falco's Vermächtnis ganz wunderbar zu den BSZFOS, die damit zu einem kleinen Block zum Österreichischen Sprachgebrauch kehrten, um mit "Der Kopf deiner Mutter" und "A schöne Leich" in die klischeeuntermauernden Morbidgeschichten ihres Heimatlandes zu entführen. Beide natürlich umrahmt von Gimmicks. Deren Roadie hatte hierbei so etwas wie den Job des Requisitenverwalters, quasi der sechste (bzw. siebte; genau genommen) Zombie aus den Spaceweiten. Aber auch die Frau von Frontmann Richy hatte einige witzige Rollenmomente on Stage inne. Alles sehr gut inszeniert. Vom Publikum wurden die Szenen-/Rollenwechsel im Hintergrund kaum wahrgenommen, bevor sie im Zentrum des Geschehens standen. Schade nur, dass gerade vom Album "Mörder Blues 2, Die Rückkehr der Pompfüneberer" (*2.015) nicht noch mehr Material zum Zuge kam, aber vielleicht macht man ja eines Tages wieder eine Art Special Set/Kurzfilm/DVD aus dem schauerlichsten Material der Zombie Veröffentlichungen, wer weiß? Anbieten würde sich diese Idee ja. Thematisch gruben die BSZFOS jedenfalls ordentlich stiltreu nassfeuchte Friedhofserde um und brachten mit dem Ramones Klassiker "Pet Semetary" ein in etwa mittig (bzgl. Setlist) angesetztes Steilgang-Singalong-Highlight unter's mitsingfreudige Volk aus Psychobillies, Rockabillies - inkl. Bellas, Metalheads (vereinzelt), Horrorfans und Punks.
Die zweite Hälfte der Setlist flog, rauschte und zischte in Richtung Zielgerade, dass es sich in der Retrospektive noch immer nach einem Flug anfühlt. "Night Flier" z. B. oder auch die Schlusslichter des regulären Setteils "A Nice Day For An Exorcism" (auch ein Stück mit Klassikerpotenzial; allerdings noch recht neuerer Datierung) und "Die singenden Kinder von Hernals" blieben mir hängen.
Der Zugabeteil griff dann noch einmal auf die bewährungserprobten Stücke "Radio Active" und "Monster Mutant Boogie" zurück, die den Teppich für den unverzichtbarsten Klassiker im Set der Band auszurollen - "Poison". Von wem das Original ist, brauche ich sicher nicht mehr erwähnen. Lässig, aber locker wurde dieser Abend zu einem Heimspiel für die Wiener und ihre Crew. Umso trauriger, dass irgendein Idiot ein Tablet und einen Koffer aus dem Bus der Band klaute. Sicher, Kreuzberg ist nicht unbedingt der Kiez auf dem sowas nicht passieren kann, mies bleibt diese Tat dennoch.
Nach einem smalligen "Hallo" bei Richy und dessen Frau, zog ich es dann doch vor dem Ruf meines Gaumendurstes zu folgen und den schönen Abend bei einem Glas Wein in heimischen Wänden ausklingen zu lassen. Die BSZFOS jedenfalls kann man nach wie vor nur Jedem/Jeder empfehlen, der/die auf eine qualitativ hochwertige Show abfährt und etwas für billy-beeinflussten HorrorPunk Rock 'N Roll übrig hat. Kann man sich immer wieder geben.
Danny B
All Pictures: Danny B Helm, ©
Neueste Kommentare