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DJ STONEGATE R.A.T.K. "Hungry For Change" [Soli EP]

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

11-2018

Label: 

Genre(s): 

Aktionisten, Initiatoren und (Mut)Macher braucht es, um bestimmte Dinge in eine positive(re) Richtung voranzubringen. Einer dieser Macher ist der Berliner Artist DJ Stonegate, der gleichermaßen Gründer der Künstler-Community "Rise Against The Kältemonster" (kurz: R.A.T.K.) ist, die seit Anfang 2.015 immer wieder themenbezogene Einzelveranstaltungen und Aktionen rund um die Unterstützung obdachloser Menschen und Tiere aus dem sozial kalten Boden stampfen. Musikalisch ist diese Soli-Compilation-EP die mir erstbekannte ihrer Art und könnte vom Grundgedanken her eine Art Pionierstellung einnehmen, zumal diese EP teils auch von Strassenmusikern für 'nen schlappen Zehner verkauft werden und der Erlös beim Verkäufer verbleibt, um dessen Lebensgrundlage etwas aufzubessern. Zwar wird davon allein keiner der Strassenmusiker/-innen reich, aber zumindest ab und zu satt. 

Diverse (teils bereits bekanntere) Musiker/-innen haben dafür Passagen und Samples offen zur Verfügung gestellt, die im Verlauf der EP teils eher schwierig beim Hören herauszufischen sind, da die Mucke von DJ Stonegate mit den flüssig eingeflochtenen Samples zu einem Fluß werden, der stilistisch eher im Minimal Electro/Fusion Bereich sein Zuhause hat. 

Die etwas mehr als einstündige EP unterteilt sich in vier Side-Chapter, die eröffnende "Seq. I, 2 Reflate The Vault", die zur 01. Side A (Track 1; 16:07 Minuten) gehört und in vier Einzelsequenzen als ein in sich verflochtener Track via CD (Side) zusammengeflochten ist, beginnt mit einem Sample eines Obdachlosen, der sich per Wohnheim durchkämpft. Wann eine Sequenz beginnt und aufhört kann man beim intensiven Hören just mutmaßen. Bei der "Seq. I" kommen Egon's Gittarenwerkstatt plus Vocals (Emus Primus, Promoe, Streets Of Berlin, Infidelix u. a.) zu Gehör, während es musikalisch minimalistisch experimentell zugeht und vereinzelte Vinyl Scratchings Teil des Ganzen sind. Meines "Er-Ohrens" nach hört man hier auch Samplepassagen von Refpolk (Le Monde Est En Flammes)? Im Verlauf der "Seq. II, Giant Thorny Headed Worm Of Swine" und "Seq. III, Gyration Frequency" spannt man den musikalischen Bogen von Beat-bezogen bis hin zu leichtatmiger Chillout Dub/Fusion Mucke, die im Minimal-Electro ihre Ursprünge hat. Diese Art Mucke bezieht ihren Flair aus dem Wohnzimmer Spirit, den dieser Underground/Fresh Art Charme umgibt. Vor allem in der "Seq. IV, Uproar Blunt" bei der Juliete Annerino, Egon's G. plus Vocals (Papah Doppeldenk) zum Zuge kommen. 

Die 02. Side B (Track 2; 14:20 Minuten) hingegen beginnt mittels der "Seq. V, Urquinaona" in einer jazz-ig/blues-igen Bar Music Fusion, die man wirklich als stark bezeichnen kann, wenn man es chillig mag. Vor allem der Jazz Faktor spielt hier in erfrischender Auslage mit in die Karten, dank Samplepassagen von UFA Palava. Es sind vor allem die nahtlosen Übergänge allgemeinhin, die es erschweren die Einzelsequenzen auszumachen. In der "Seq. VI, Fraxinus Ornus" kommt es dann wieder zu Einzel-Vocals von A Lazy Cat (Alice Dee). Mir persönlich gefallen vor allem immer die musikalischen Strecken bei denen auch mal ein paar vereinzelte Gitarrenansätze vorkommen. Damit meine ich aber keine bratenden Metal-Riff-Gitarren oder dreckige punky Shreddings, sondern die, die diese Art von Mucke erweitern/ergänzen und eine gewissen Lauf mitgeben. Natürlich kann man nicht jede Einzelsequenz hierbei herauspicken, aber die Namen der mitwirkenden Protagonisten kann man erwähnen, die sich bei diesem Gesamttrack noch um Egon's G. Plus Vocals (JoVen, Alice Dee) ergänzen, die bei der "Seq. VII, Dawn Of The Headphone Zombies" der Mucke Farbe zuverleihen, wie der Pinsel einem guten Bild.

Ähnlich den musikalischen Kontext verbindend, werden auch kulturelle Brücken gebaut. So beginnt die 03. Side C (Track 3; 15:21 Minuten) z. B. mit einem Didgeridoo Introducing und wächst zu einer Art filmischen Soundtrack, der wie in Zeitlupe zu laufen scheint - "Seq. VIII, Eksterteraj" und zur "Seq. IX, A Untitled Wholetrain" führt bei der Alice Phoebe Lou, OYA, Infidelix, Emus Primus zu hören sind. (zumindest, wenn ich die Sequenz richtig herausgehört habe?!) Die Mucke weitet ihre Stilfacetten im Verlauf dieser Side sogar in Richtung Trip-Beat. Am Ende geht es wieder zurück in Richtung Chillout Mucke "Seq. X, Amabel & The Eiszeit" - an Bord Eric Geißler plus Vocals (Soom T).

Der Seitenschwapp 04. Side D (Track 4; 16:18 Minuten) geht zur Beat School der '80er Beat Street(s) zurück und leitet mit "Seq. XI, Hi!? My Name Was..." das dreikapitelumfassende Finale ein. Die leichte Beat Street Urnote bleibt auch bei "Seq. XII, Zaya" erhalten und kann allen Fans des Old School Rap und der damit einhergehenden Breakdance Scene bei der Beatsuche empfohlen werden. When Old School's on Beat as fuck! ;-) Die "Seq. XIII, Kabelyautro" lässt mit Hilfe von Kabel u. Kabel einen insgesamt satten EP Soundtrack Art Train in den Finalbahnhof einfahren. Auch für genrefremde Hörer wie mich nicht nur Neuland in gewisser Weise, sondern auch eine angenehme Abwechslung. Hier wurde mit Detailliebe gewerkelt, gemixt und gemastert. Am Ende lohnt es sich die Scheibe zu holen, nicht zuletzt des Soli-Grundes wegen. Wer ganz genau hinhört, wird auch so einige vertraute Geräusche aus dem Berliner Alltagsleben ausmachen können. 

7,85/10 Schafe Schüsse

(DJ Stonegate 2.018)

https://www.facebook.com/ratk.berlin/

Danny B

Schaf Schüsse: 

7
Eigene Bewertung: 7

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