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TEUFELSKREIS "Wahrheit oder Lüge"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

09-2018

Label: 

Genre(s): 

Zuletzt hörte ich vor 3 Jahren von den Österreichern Teufelskreis, die in jenen Tagen 2.015 ihr Debütalbum "Spuren der Vergangenheit" (*Original erstmals 2.008 erschienen) wiederveröffentlichten. Anders als die Erstberührung durch die EP "Eifersucht" (*2.014) konnte "Spuren der Vergangenheit" insgesamt gesehen mehr Boden in meinen (sehr subvjektiven) Gehörgängen gut machen/verbuchen. Das gerade neu erschienene Album "Wahrheit oder Lüge" ließ die empfundene Nähe zur Kultband Oomph! erneut gedanklich aufwachen, nur mit dem Unterschied, dass es bei Oomph! "Warheit oder Pflicht" war, was 2.004 als Albumtitel auserkoren wurde. Ich war somit extrem vorgespannt wie Teufelskreis ihr Album thematisch befüllen würden? 

Das etwas schlicht gehaltene Cover + die gesamten Artworks jedenfalls lassen kaum Rückschlüsse zu. Die Kinder, die hier involviert wurden, werden ihren Spaß gehabt haben. Auch hier gilt wieder einmal, dass die Musik im Zentrum zwischen "gefällt" und "gefällt nicht" steht, daran kann letztlich faktisch nichts rütteln. Wenngleich man zugeben muss, dass Teufelskreis mit ihrem umfassenden Infomaterial professionell dabei sind, jedoch im Booklet mächtig gespart haben. Wer Songtexte sucht, wird just nur ein Bandfoto vorfinden. 

Wie ein Raumgleiter rauscht der Opener "Aufruf" (Track 1) heran und plänkelt unentschlossen hadernd in eher experimenteller Einpegelei vor sich hin. Was wie ein chaotischer, unstrukturierter Linecheck vor einem Konzert klingt, findet erst in "Zum Teufel" (Track 2) den ersten, halbwegs ernstnehmbaren Song. Was überraschend nett Blues Rock-ig beginnt, weiß mich nicht wirklich vom Hocker zu reißen, wenngleich rein musikalisch stellenweise schon Lichtblicke zu vernehmen sind. Erst ab Songmitte etwa nimmt man etwas mehr Fahrt auf und legt dementsprechend etwas Schippenzug nach. "Ich male den Teufel an die Wand... ich liebe es zu schockieren..." sind die Textzeilen, die den Kern ausmachen. Leider echt lasch und oberflächlich im Klischee versinkend. Wie gesagt musikalisch scheinen Teufelskreis mehr zu bieten haben, wenn man z. B. die Country-Slides beim Albumtitelstück "Wahrheit oder Lüge" (Track 3) hernimmt, die stilistisch eine Art Country Rock mit ganz leichtem Zug zum Metal mitbringen. Mit dem Riffing kann man sogar noch etwas mitgehen, die Vocals von Ronny Platzer jedoch wissen bei mir so gar keinen Nerv zu treffen. Wenn man sich schon mit Begriffen wie "Neue deutsche Härte" verkauft, kann man gerade den Song nicht so emotionsarm inszenieren. Das Ganze auf 6:45 Minuten auszuwalzen grenzt dabei schon leicht an übersteigerter Selbstwahrnehmung. Oder setzen Teufelskreis ganz bewusst darauf genau das so anzubieten? 

Auch "Neben der Spur" (Track 4) hat durchaus cooles Riffing zu bieten, das mit Sicherheit auch von einigen Metalbands wie z. B. Machine Head, Pantera beeinflusst wurde, zu ausufernden Soli einlädt und nach hinten raus sogar interessantere Gesangsmelodien auspackt, die den Ansatz dessen zeigen, wie Teufelskreis auch klingen könnten. Bislang der interessanteste Song auf diesem Album. 

So mancher Keyboardteppich erinnert an die '80er Jahre und manche Pseudo-Rockband, wie Teufelskreis es zu Beginn von "Justizirrtum" (Track 5) zelebrieren. Man muss sich etwas konzentrieren, um von den Texten etwas mehr mitzubekommen. Der teils durchkommende österreichische Akzent, erinnert schwach an den großen Falco (R.i.F.), tröpfelt aber eher gelangweilt in den Raum, trotz des gesanglich hervorgehobenen Songtitels. Ohne Gitarrist Friedl Schütz und Drummer Christian Platschek wären Teufelskreis wohl eher auf ganz anderen Tiefebenen angesiedelt. 

Besser wird es allerdings auch bei "Schadenfroh" (Track 6) nicht sonderlich, trotz dessen, dass hier zumindest von der Message her mehr Gehalt aufkommt und auch etwas mehr gefühlte Abwechslung mitschwingt. Gerade aus dem sogen. "deutsch Rock" Sektor habe ich schon so einige Bands gehört, die mir die Ohren bluten ließen, weil sie nichtssagende Texte auf zumindest halbwegs nett gemeinte Notenbahnen gequetscht, gepresst, gezimmert haben, was aber Teufelkreis allen ernstes-, u. a. mit dem Stück "Kugelrund" (Track 7) anbieten, ist das Papier nicht wert auf dem man den/die Text(e) ggf. geschrieben hat. Jede Schülercombo hat da intelligenteres Material im Angebot. Es passiert extrem selten, aber beim ersten Durchlauf zappte ich diesen Schwachsinn ins Nirwana. Wenigstens fällt man nicht ganz vom Glauben ab und kredenzt mit "Kirche" (Track 8; Anspieltip I) ein Stück, das einiges an Schadensbesänftigung innehat (zumindest halbwegs). Auch "Hängt sie höher" (Track 9) weiß durchaus Nachvollziehbares zum Ausdruck zu bringen, wenngleich... naja, ich gebe besser keine Meinung/Gedanken vor, hört- und entscheidet selbst. 

Zugegeben weitet sich die Lunge im Sinne eines spürbar zunehmenden Aufatmens, immerhin geht es in Richtung Albumfinale. Mit etwas The White Stripes Basseinfluss im Lauf, teilt man mit, dass man "Freunde" (Track 10) hat, die den Erzähler "gut verstehen". Man möchte fast sagen "Na immerhin...!" - wirklich schade, dass hier jegliche Poesie im Urlaub ist und die meisten Textpassagen aus einem Schüleraufsatz stammen könnten. Ich bin noch immer im Modus mich im falschen Film zu wähnen. Bieten diese Österreicher das allen ernstes einer breiten Öffentlichkeit an??? 

Wenigstens hat man sich um die Thematiken -hier und da- im Ansatz Gedanken gemacht. "Auf der Flucht" (Track 11; Anspieltip II) jedenfalls ist zwar mit 7:00 Minuten recht lang geraten, dafür aber auch das ausgereifteste Stück auf diesem Album. Insgesamt ist dieses Album bis auf zwei, drei Stücke ein gnadenloser Ofenschuß. Ein extremer Ritt auf Schmerzgrenzenbahnen.

3,0/10 Schafe Schüsse

(NRT Records 2.018)

http://teufelskreis.eu/

https://www.facebook.com/teufelskreis.at/

Danny B

Schaf Schüsse: 

3
Eigene Bewertung: 3

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