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EASTER RO!S "Achtung Stress!" [Vinyl]

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

07-2018

Label: 

Genre(s): 

Tomatenplatten Records scheint mehr und mehr zur festen Adresse für Punk Rock zugewandte Bands zu werden. Gerade in Berlin gibt es zwar einige Labels, aber im Punk Rock/Punk Bereich eben nicht so viele, seitdem es Puke Music (aus bekannten Gründen) nicht mehr gibt, klafft diesbzgl. auch eine ernsthafte Lücke im Bereich Underground und auch bzgl. legendärer D.I.Y. Konzerte. Zumindest haben Tomatenplatten immer wieder neue Bands am Start, von denen man allenfalls vielleicht mal den Bandnamen irgendwo las/vernahm. So auch im Falle des Berliner Trios Eastie Ro!s, die seit 2.008 bereits bestehen. 10 Jahre sind ja kein Pappenstiel, immerhin hat man schon einiges an Releases in der Hinterhand, von denen mir persönlich keines gegenwärtig ist oder gar vorab zu Ohren kam. Just der Verweis, dass diese Jungs Bands wie Fehlfarben und Eisenpimmel gut finden, sprach vorab für deren musikalische Spannbreite und lässt erahnen wohin es gehen könnte. 

Lt. beiliegender Info zu dieser Vinyl titels "Achtung Stress!", die Film-Pfarrer Don Camillo (*gespielt von Fernand Joseph Désiré Contandin; R.I.P.) auf dem Cover hat, stießen die Eastie Ro!s in der Vergangenheit wohl nicht immer auf offene Ohren und Gegenliebe? Gut, dass ich diese Platte wunderbar unbefangen angehen kann, zumal ich im Vorfeld dieser Scheibe ausnahmsweise nicht einmal die Zeit fand vorab in ältere Stücke reinzuhören. [A-Side] "Mobiltelefon" (Track 1) eröffnet die selbstbenannte "shit list" und damit dieses Album und gibt per Introsample Berlin mit ins Ohr. Noch etwas an die Worte aus der Vorabinfo denkend, klingt der erste Eindruck der Eastie Ro!s ganz und gar nicht schlimm, sondern eher erfrischend, was sich vom Tempo her noch etwas mehr bei "Brautschau" (Track 2) nach vorn bewegt und schön ursprünglichen Punk Rock hören lässt bzw. fortsetzt. Zwar schwingt hier auch etwas Fun Punk mit, wie man unschwer heraushört, dafür ufert es Gott sei Punk nicht ins Kitschige aus. Die Produktion von (*ex-Die ZusammRottung Mitglied) Smail (Shock Production), der mittlerweile in seinem Studio B diverse Bands produziert/ab(ge)mischt (hat), verleiht dabei einen angenehm authentischen Sound, der genug rauhe Fläche übrig lässt, um nicht zu glatt zu wirken. Andernfalls hätten Songs wie "Gewerbegebiet" (Track 3; Anspieltip I), mit schweren '80er Jahre Einschlag (was ein klein wenig an die Spider Murphy Gang und einen ihrer Hits erinnert) und dem Zeug zum Knochenbewegen, nicht das gewisse Etwas inne, das direkt zu zünden weiß. 

Vor allem Gitarre und Schlagzeug klingen größtenteils im Vordergrund und lassen nur bei bestimmten Parts Platz für den Bass und den (dann besser verständlichen) Gesang - "Vorwärts gehen" (Track 4; Anspieltip II). Wenn die Eastie Ro!s mehr Abwechslung einstreuen, wie bei diesem Stück, bleibt die Aufmerksamkeitsspanne auch deutlich wacher. Wenngleich man teilweise unweigerlich mal kurz an Bands wie Turbostaat, Sportfreunde Stiller oder (frühe) Ein Gutes Pferd denkt, schlagen sich diese Jungs recht gut. Sogar Gitarrensoli sind bei "Ideologisch verlaufen" (Track 5) mal mit an Bord - erstmals auf diesem Album. Man bleibt im Punk Spirit, was auch "Sound Of The Rich Guys" (Track 6; Anspieltip III) unterstreicht, bei dem es offensiv drivy auch mal schräg zugeht, was aber irgendwie charmante Sympathie verstreut. Wer das Klangbild diverser '80er/'90er Jahre Punk Rock Bands mehr mochte als die heutzutage oftmals etwas zu überdigitalisierten Produktionen, der/die dürfte an dieser Platte Gefallen finden, so viel steht bereits zum Ende der A-Seite als Zwischenresümee fest.    

[B-Seite] Mit einem bewusst polarisierenden Titel wie "Übermensch" (Track 7; Anspieltip IV), der zwischen Verklärung/Verkehrung und Satire braungefärbter Rassenthesen/-theorien angesiedelt ist, geht es auch musikalisch etwas catchier zu, was teils tatsächlich etwas an Fehlfarben erinnert. Ob bewusst so gewollt oder nicht, aber auch hier kommen einem NDW Auswüchse wie Geier Sturzflug in den Sinn. Seltsam, aber wahr. ;-) "Übermensch" hat dabei das Zeug zur Singleauskopplung. Klasse, dass die Easter Ro!s zur Abwechslung auch schönen Schrammel-PogoPunk anbieten, der mit "U-Bahn Liebe" (Track 8; Anspieltip V) für meinen Geschmack eines der bislang besten Stücke vom Stapel rotzt. Saustark! 

"Psychisch krank" (Track 9) geht dafür wieder zurück in den Grundstil, der sich durch dieses Album zieht. Ob das vom Feeling her ein Schritt zurück, nach vorn oder auf der Stelle ist, soll jede/-r für sich selbst entscheiden. Dass die Easter Ro!s auch von englischen Punk Bands beeinflusst wurden, hört man bei "Junger Punk" (Track 10) ganz gut raus. Wie schon der Songtitel verrät, geht es hier um den Alltag eines/einer JungPunk(s). Angehörs dessen kommt mir immer wieder die Frage in den Sinn, warum man in jungen Jahren nicht selten wirklich den Alltag mit Bier und Schnaps (und anderen Dingen) weggedrückt hat?

Spätestens wenn man "Affe mit Maschinengewehr" (Track 11; Anspieltip VI) hört, wird klar, dass die Easter Ro!s das Zeug haben starke, eingängige Läufe aufzunehmen und einzustricken, womit sie zu punk-ten wissen. Wenngleich auch hier ein wenig NDW mit dem Stinkefinger winkt wie Mr. Bean in Richtung Trump. Was mir gerade an diesem Stück am Besten gefällt, ist der weite Raum mit dem man seine Interpretationsansätze füllen kann. Von Tierversuchen bis hin zum Krieg oder TV Ver-/Vollstopfung... man muss dabei gar nicht mal zu sehr ins Musikanalytische gehen, sondern das "Schwein" (Track 12) einfach mal frei laufen lassen. Zum Abschluss gibt es "Wie im Film" (Track 13) mit den musikalischen Abspann mit einer kleinen Schippe Tempo obendrauf. Im Großen und Ganzen eine Platte, die erfreulicherweise mehr zurück zu den Ansätzen des Punk/Punk Rock geht und nicht mit Pop Punk liebäugelt, wie es mittlerweile viele Bands tun.  

V.Ö.: 20.07.18

 

8,65/10 Schafe Schüsse

(Tomatenplatten Records/Cargo Records 2.018)

https://www.facebook.com/Eastie-Ros-473564926000635/

https://eastierois.bandcamp.com/

Danny B

Schaf Schüsse: 

8
Eigene Bewertung: 8

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