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CRUDA SORTE "Ewigkeiten im Schimmel"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

02-2018

Label: 

Genre(s): 

Nicht gerade viel findet man in Sachen Webpräsenz der seit 2.005 bereits aktiven Berlin Black Metal Band Cruda Sorte, die mir zwar dem Namen nach irgendwann schon mal am Ohr vorbeigerauscht sind, ich aber bislang keines von deren Releases bewusst gehört habe. Zuletzt erschien 2.016 das Album "Nekrolog" (*von insgesamt 7 Releases), umso erstaunlicher wie tief und weit der Underground Berlins seine Verzweigungen und Wege in der Abgeschiedenheit auslebt.
Da Bleeding Heart Nihilist Productions (*Berliner Underground Label) allerdings in den letzten Jahren zu einer echten Adresse guter Metal-orientierter Scheiben (meist im Black-/Death Metal Bereich angesiedelt) Scheiben geworden ist, war meine Vorspannung auf diese neue Veröffentlichung/Band im Hause BHN Productions im Vorfeld umso höher.
Gerade im Black Metal Bereich kriegen mich persönlich seltenst Bands gepackt, vielleicht ist das meiner Prägung, gerade was dieses Genre betrifft, geschuldet, die von Bands wie Venom oder Bathory herrührt und dementsprechend seine Wurzeln hat?! Heutzutage klingen mir viele (natürlich nicht alle!) Black Metal Bands zu gleich, zu austauschbar und eben auch zu belanglos im shredding BM Getöse zu Hause. Man mag es mir daher nachsehen, dass ich mich (immer wieder) diesem Genre mit ein wenig Vorbehalt im Unterholz nähere.

Was im Falle Cruda Sorte ursprünglich als Soloprojekt begann, ist mittlerweile auf ein Quartett angewachsen/komplettiert worden. Stilistisch sind Cruda Sorte (lt. Info) aus dem Morast des "Depressive Suicidal Black Metal" gestartet, was zwischenzeitlich zu atmosphärischeren Ufern hinzieht, was bereits "Im Schimmel (Intro)" (Track 1) auf düster-epische Weise zu unterstreichen weiß. Was dann mit dem eigentlichen Opening in Form von "Die letzte Ära" (Track 2; Anspieltip I) losbricht, ist ein amtlicher Sturm an Nagelsalven, die ausnahmsweise wirklich mal nach Black Metal Art (im Sinne von Kunst) klingen. Das Chaotische dabei hat meines Erachtens sogar punkige Elemente inne, während die Epic Passagen tatsächlich die kultigen Bathory (R.I.P.) aus dem Grabe rufen und auch ein wenig an Alcest denken lassen. Na holla! Die Prügelattacken, die Drummer M. Greis kultigen '80er/ '90er Tage verweisend zudrischt, werden mit Sicherheit 'ne Menge Metalheads begeistern, die vor allem auf die vielfältigen Auswüchse der '90er Jahre stehen. Wow! Produzent Jan Oberg (*u. a.: Deathrite, Space Chaser, Eartship, The Ocean u. a.) hat hier echt 'ne verdammt klasse Job hingelegt, denn mit weniger Feingespür hätte das locker in unbelangten Kanälen wegsickern können.
Nach diesem über 11 minütigem Stelldichein dürften einige 'ne neue Fönwelle im Haar haben - egal ob kurz oder lang. ;-) Mit ähnlichem Chaossound geht auch bei "Windungen" (Track 3) zu und zeigt sich teils auch moderneren BM Weiten zugetan. Wessen "Windungen" hier nicht nachgefräßt werden, der/die muss dann wohl entweder taub sein oder aber eine Extralegierung in den Gehörgängen haben?! Vor allem die bangerfreundlichen Nacken-TÜV-Passagen haben dieses gewisse Maß an Wahnsinn inne, das es braucht. ;-) Mal im "Schunkel-Drive", andere Male fast schon groovig. Die Herren trauen sich was. Und genau das fehlt bei vielen Bands dieses Genres heutzutage. Einfach mal machen/ausprobieren.

Lediglich die Texte fehlen mir und hätten mich echt interessiert, zumal es insgesamt von den Songtitelgebungen ja schon etwas morbide zugeht. ;-) Da macht auch "Paradigma des Abfalls" (Track 4; Anspieltip II) keine Ausnahme und lässt viel Raum für Gedankenbilder der Interpretation. Der Sound jedenfalls bleibt im Kälteregen des Wahnsinns/Chaos zu Hause. Quorthon (R.I.P.) hätte hier seine hell-e Freude gehabt, denn das, was Cruda Sorte hier an den Ketten abscheuern, ist definitiv ein Stück weit von den tief Black Metal lastigen Bathory Werken geprägt. Wer hätte da auch nur vermutet, dass Mitglieder von Animo Aeger Teil von Cruda Sorte sind? Spricht man bei vielen Bands von Spielfreude, ist es bei Cruda Sorte eher die "Spielwut", die hier keift, durchdreht und dementsprechend irre abgeht.

Da wundert die einfach gestrickte Percussion zu Beginn von "Spinnentanz und Giftbefall" (Track 5), die mich ein klein wenig die originalen Sepultura (insbesondere bei "Kaiowas"; zuZeiten "Chaos A.D.) erinnert. Fast schamanenhaft, von Akusikgitarren angereichert, wirkt das Ganze bis zum Ende hin, während es sich hochschraubend/wachsend im Verlauf regelrecht auszuarten droht. Definitiv das Ausnahmestück auf diesem Album.
Mit "Schimäre" (Track 6) erklärt sich das Konzept hinter dem völlig irren Vocals von Cruda Sorte, deren "Mischwesen" das Zentrum dieses Album ausmachen. Für zart besaitete Ohren/Gemüter ist dieses Album, trotz einiger megastarker Epic Passagen, weniger bis gar nicht zu empfehlen. Für einen wie mich, den der Black Metal heutzutage SELTENST(!) anspricht, ist dieses Album ein erstaunlicher Hinhörer! Ich bin echt überrascht.

V.Ö.: 26.02.
 
8,85/10 Schafe Schüsse
(Bleeding Heart Nihilist Productions 2.018)

https://crudasorte.bandcamp.com/

Danny B

Schaf Schüsse: 

8
Eigene Bewertung: 8

Review No.: 

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