Durch die zurückliegenden Jahre hat sich das Gefühl der Wertschätzung für Bücher mit bildumreißenden Subkulturzügen bzgl. diverser Szenen und ihren Protagonisten/Machern stark gefestigt und das in positivstem Sinne. Zwar hat die Underground Fanzine- & Konzertkultur noch immer derbe zu kämpfen, weil viele den Baum von der Krone aus betrachten, anstatt zu dessen Wurzeln zu gehen und dort mal zu "gießen" (supporten), aber vielleicht wandelt sich diese Herangehensweise ja mit dem 177 Seiten umfangreichen Buch von Moritz Grütz (*Chefredakteur von Metal1.info), der sich auf die globalen Spuren diverser "exotisch" anmutender Länder begeben hat und sich dabei größtenteils Black Metal zugeneigten Bands und deren Mitgliedern gewidmet hat.
Leider hat genau der doch recht dominante Black Metal Ansatz auch durchweg das Schwerpunktthema (Black) Metal und Religion im Fokus, was auf Dauer zwar durch diversen Länderstationen echt interessant ist, allerdings auch ein wenig an den Nerven zerrt. Teils fragt man sich bezüglich der Gefahren, die das jeweilige Interview nach sich ziehen könnte, z. B. im Falle des Landes Saudi-Arabien, was bis zur Todesstrafe gehen kann, ob es das wert war/ist? Jede/r Leser/-in soll für sich selbst entscheiden, ob hier ggf. ein zu hoher Preis bezahlt wird oder eben das dokumentarische Gewicht höher anzusehen ist, das von den doch großen Problemen bzgl. des alltäglichen Lebens für/mit dem Rock & Metal in vielen Ländern erzählt. Ich für meinen Teil bin da ziemlich zwiegespalten.

Positiv eröffnet sich auf jeden der Blick auf Metal als Teil einer Rebellion in den im Buch (im Hardcovereinband und hochwertig gedruckt) betreffenden Ländern, was man in Amerika oder auch in weiten Teilen Europas so nicht mehr empfindet. Hierzulande ist Metal im Allgemeinen längst Teil einer Industrie geworden. Das W.O.A. ist da das beste Beispiel bis hin zu diversen Majorlabels.

Bis auf Hälfte des Buches ackert man (für mein Empfinden) den recht ähnlich/gleich(?)bleibenden Fragenkatalog durch, die hier und da noch Lücken im Gesamtbild zulassen, die nötig wären, um umfassender verstehen können. Teils (im Falle der Interviews zu Land und Subkultur im Iran z. B.) werden auch ganz unterschiedliche Bilder des Alltags gezeichnet, was den Spannungsbogen insgesamt gesehen bzw. gelesen intensiver und unterschiedlich gestaltet.
Was etwas kritisch (zumindest aus meiner Sicht) mitschwingt ist die Idee jegliches Bandlogo (bzw. Schriftzug) auf die jeweilige Landesflagge zu pappen. In manchen Ländern regt allein das schon Unmut, weil es als Entehrung/Respektlosigkeit angesehen wird.

Letztlich hat Moritz Grütz mit "Metallisierte Welt, Auf den Spuren einer Subkultur" ein teils polarisierendes Werk geschaffen, das zwar handwerklich in Ordnung geht, journalistisch gesehen teils aber etwas trocken im Fachstoff fährt. An manchen Stellen liest es sich auch ein wenig wie die Arbeit eines eifrigen Studenten, aber das mag nur mein Feeling gewesen sein?! Z. B. als Autor die Bedeutung der "Devil Horns" bei jedem Interviewpartner/-in abzuklopfen und dabei dem Leser das Gefühl zu vermitteln, dass man eher rhetorisch gefragt hat, weil man auf eine sensationsbedienende Antwort gehofft hat, nun ja, da hätte ich (als Leser) mir stattdessen eine interessantere Frage gewünscht, wenngleich man Ronnie James Dio [R.I.P.] selbst sehr schätzt. (*Ronnie James Dio -leider 2.010 verstorben- etablierte die "Devil Horns"/"Horns Up" in der Metal Szene)

Jedem/jeder, der/die sich z. B. vor der Reise in etwas vergessene- bzw. "exotische" Länder ein wenig informieren möchte, wie sich das mit dem "Wheel of Steel" dort vor Ort lebt/darstellt oder auch denjenigen, die sich ein wenig in der Metal Welt vernetzen wollen, sei dieses Buch auf jeden Fall empfohlen. Zwar war die DDR gewiss kein "exotisches" Land, hätte aber aufgrund der geschichtlichen Züge auch gut in dieses Buch gepasst? Wahrscheinlich aber wollte Moritz Grütz mit diesem Buch einen Rundumblick in teils für Europäer kaum nachvollziehbare Umgangsstrukturen mit einer Subkultur wie der des Metal (was in der Punk Subkultur teils sehr ähnlich ist) geben. Man kann am Ende wirklich nur hoffen, dass keiner der Interviewten zu Schaden kommt/gekomen ist oder gar getötet wird/wurde?!

7,0/10 Schafe Schüsse

(Hirnkost KG 2.018)

http://www.jugendkulturen-verlag.de/

Danny B