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PUNKROCKHENGSTE "Punktoffelhelden"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

05-2017

Label: 

Genre(s): 

Manchmal braucht gut Ding Weile bis es bei einem ankommt, im Falle dieses Albums ging das über einen Umweg zur Ostsee (**mittlerweile die alte Hausdresse von schafe-schuesse.de! Bei Reviewwunsch bitte vorab per eMail anschreiben) zurück nach Berlin und erreichte mich dank des Supportactslots für Kitty In A Casket im Berliner "Cortina Bob" letztlich auf direktem Wege. 

Die PunkRockHengste kannte ich bislang nicht einmal dem Namen nach. Genauso wenig wusste ich, dass die Band Abbruch nun auch als Label fungiert?! Da tut sich also nach wie vor einiges im Punk Underground parallel zum/im hauptstädtischen Unter- und Ausbau Berlins. :-) Vermutlich hätten die 2.012 gegründeten PunkRockHengste auch das Interesse von Puke Music (R.i.F.) auf sich gezogen, wenn das Label bzw. Bernd (R.i.F.) noch am Leben wäre. In dieser Hinsicht erscheint einem der Berliner "Szenealltag" öfter mal etwas grauer, abgeblasster als das einst der Fall war, gut, dass die PunkRockHengste sich aufgerafft haben, um wieder mehr Farbe in das Bauboomgrau Berlins und der damit einhergehenden Subkulturverdängung zu bringen. O-Ton der PunkRockHengste: "Das Leben ist grau?! Macht nix!!! Es gibt Farbe! Wahlweise diverse Applikationen, die den Alltag bunt schmücken...".

Das "Digipappteil" ist mit schlichten Logo-Cover versehen und erweist sich (aufklappbarerweise) als praktisch. Ob das fette "DANKE" im Innenteil (unter der CD) auf Gegenseitigkeit des/der Hörer/-in beruhen wird? Wir werden hören. ;-) Hörenderweise geht es mit "Razzia" (Track 1) los. Tempomäßig zwischen flotterem Trab und Galopp angesiedelt, erinnert dieser schnieke Opener an den "Schlachtrufe BRD" Spirit der '90er Jahre. Die von den PRH selbst genannten Einflüsse von Bands wie Wizo und Terrorgruppe hört man hier bereits im Huftakt mitschwingen. Auch "Schnauze voll" (Track 2; Anspieltip I) hält das Tempo und lässt innerlich bereits beim Erstdurchlauf mitgehen, trotz der mittlerweile leicht verhassten "Ohohoho" Gesangsparts diverser Bands, die hier Gott sei Punk wohldosiert dezent eingestrickt wurden. Sicher, die PRH machen eher lockeren Punk Rock (mit Melodiegespür), aber genau das passt vom Bauchgefühl her arschgenau. -"Hallo Welt" (Track 3)- Im Direktvergleich mit der Band ihres Labels klingen die PRH um eine (Hengst-)Nasenlänge frischer in Sachen Flow/Drive. 

Wie so oft (im Punk Rock Genre), darf ein Song mit "Bier" im Titel/Text nicht fehlen, dieser sommerleichte Ska-Punk-Rocker "Mein Hund heisst Freibier" (Track 4) hat tatsächlich Charme und Witz gleichermaßen im Hut. Als hätten die PRH es gewusst (*dieses Album erschien im Frühjahr 2.017), haben sie mit "Schwarzer Tag" (Track 5) einen Song am Start, der selbst auf einer der eingangs erwähnten, kultigen "Schlachtrufe BRD" Compilations gepasst hätte und die Stimmung/Tendenz hierzulande recht genau nachzeichnet. Live ist dieser Song mit Sicherheit unverzichtbar. Noch eine Nuance stärker (musikalisch, sowie textlich) entpuppt(e) sich "Ein Finger für die Welt" (Track 6; Anspieltip II) als ein starker Song, der besagten Finger in die Wunde dieses Landes legt, die sich anstatt zu heilen, immer mehr weitet. Vor allem die Gitarrenanteile haben definitiv auch mal ein Ohr im Old School Rock großer Gitarristen riskiert. 

Etwas überraschend (zumindest beim Erstdurchlauf) kommen die ruhigen Pianoklänge bei "Regen" (Track 7; Anspieltip III), die im Song selbst noch etwas mehr Emotionen/Melodiemitgaben erzeugen, wobei die Gesamtarrangements Know How innehaben. Mit einer intensiveren Klangproduktion hätte man hier noch etwas mehr Fläche/Tiefe rausholen können. Ich meine damit nicht, dass der Song bzw. das Album schlecht produziert seien, sondern mit einem erfahrenem Produzenten/Mixer etwas mehr Fläche im Sound rumgekommen wäre, was zu den PRH passen könnte. Die PRH sind ja nun mal keine Rotzepunkband, die Crust- oder Hardcore Punk macht. ;-) Wenngleich "Warten" (Track 8) schon etwas Pogo hergibt. Ich würde den PRH sogar fast auch eine Ecke Fun Punk zuschreiben, was z. B. "Der Typ Mann" (Track 9) mit Sätzen wie "Betrunken sahst du besser aus..." unterstreicht.

Vor allen die Einflüsse und was man davon im Sound einer Band wahrnimmt, ist immer wieder interessant zu hören. Bei den PRH höre ich bei "Was auch geschah" (Track 10) eine Schnitmenge aus The Clash und Dritte Wahl raus, zu dem allerdings auch die eigene Stallungsmarke hinzukommt. Erst bei "Trulla aus Templin" (Track 11) stelle ich stilistische Ähnlichkeiten/Nähe zu den Labelkollegen von Abbruch fest. Für meine (subjektiven) Ohren ist das allerdings der schwächste Song auf "Punktoffelhelden".

Gut, dass "E. Snowden" (Track 12; Anspieltip IV) deutlich interessanter und auch textlich tiefergeht und auf eher einfache Weise an einen leider unterbewerteten Helden der aktuellen Geschichtsschreibung erinnert, allerdings mehr vom Songtitel her. Zum Abschluss macht "Der Clown" (Track 13) die Tür zu. Vom Bild des Clowns her und mit Blick auf das Label Abbruch Records, denke ich unweigerlich an den Clown in deren Logo. Insgesamt ein Album, das mehr kann, als man von der Oberfläche her wahrnimmt. Ich bin bereits jetzt auf das nächste gespannt. 

6,65/10 Schafe Schüsse

(Abbruch Records 2.017)

http://www.punkrockhengste.de/

https://www.facebook.com/punkrockhengste/

Danny B

Schaf Schüsse: 

6
Eigene Bewertung: 6

Review No.: 

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