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ANTINATIONAL EMBASSY "Antinational Embassy"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

11-2016

Label: 

Genre(s): 

Es ist gar nicht allzu lange her als ich unweit des Roten Rathuauses (Berlin) bei einer Art Demo/Kundgebung stand, die dem Jugendclubsterben (nicht nur in Berlin) -in dem Fall "Potse" und "Drugstore"- entgegenzuwirken gedachte und einige coole Bands auftraten. Unter diesen Band waren auch die multikulturellen Antinational Embassy, die sich aus revoltionären Freiheitsgeistern zusammensetzen, die ihre Gedanken und Ansichten friedlich/sehnsüchtig in ihre Musik verpacken. 

Gegründet hat sich das überwiegend aus Flüchtlingen zusammengesetzte Bandprojekt 2.013 in Berlin-Kreuzberg, die in der besetzten Gerhart-Hauptmann-Schule gestrandet waren und sich mit diversen alltäglich-existenziellen (auch politischen) Problemen konfrontiert sahen. Was zu Beginn noch zwischen 15-20 Leute verschiedenster Herkünfte/Kulturen waren, sind aktuell ca. 6-7 Leute, die ganz unterschiedliche Musikstile friedlich zu verbinden wissen. Vorab sei gesagt, dass ich selten(!) so viel Spaß und Freude an/bei der Musik gesehen bzw. erlebt habe (fern von Egohascher-/pimperei) und damit auch schon ab zu deren Debütalbum.

In eyecatch-igem Rot-Schwarz und just mit dem Bandlogo versehenen Coverartwork gibt "Sista Mimi Speaks" (Track 1) den Opener und erklärt quasi als Intro das Selbstverständnis der Band und das Ziel zu widerlegen, dass alle Flüchtlinge pauschal kriminell werden bzw. sind und man ohne Berührungsängste als Mensch wahrgenommen werden möchte. "Kullu Mataman" (Track 2) weiß mit leichtfüßig-fröhlichem Reggae direkt für leichte Ohrwurmkost zu sorgen. Leider muss man genauer hinhören, hört aber z. B. immer wieder das Wort "Empathy" raus und weiß im Grunde worum es geht. Ähnlich geartet geht "Freedom Fighter" (Track 3; Anspieltip I) raus und dürfte auch Fans/Freunden von Skindred gefallen. Zwar ist die musikalische Ausrichtung eher im popigen Reggae, dürfte damit allerdings ein dementsprechend breiteres Publikum ansprechen. 

Mit "Für die Ohlauer" (Track 4; Anspieltip II) geht es auch in Hip Hop Gefilde und richtet sich an die Menschen, die rund um die eingangs erwähnte Schule abhängen, wohnen und/oder im Alltag davon betroffen sind. Leider liegen mir kaum bis wenig Infos vor, so dass ich nicht weiß wer hier am Mikro durchstartet? Am Ende zählt aber auch eher das Gesamtpaket. Im Grunde würde ich Antinational Embassy grob dem Reggae zuordnen, was auch "Amor Radical" (Track 5) unterstreicht, bei dem ein klein wenig K.I.Z. Flair mitfließt. Die Vielfalt lebt nicht nur vom musikalischen Resultat, sondern auch von der Mehrsprachigkeit, die zunächst mindestens drei Sprachen vereint. Auch mit "Darlino Speaks" (Track 6) wird noch einmal klar, dass es wichtig ist aufeinander zuzugehen, anstatt Menschen pauschal ein Etikett aufzudrücken, ohne diese- und deren Background überhaupt zu kennen. Musik ist die Sprache, die alle Menschen verstehen, die weder Krieg, noch Vertreibung oder gar Grenzen braucht - "Peace & Love" (Track 7; Anspieltip III).

Mit leichten Ska Ansätzen (dank der Blasinstrumente) erweitern Antinational Embassy ihr musikalisches Spektrum und erinnern in weiter Ferne mit "Positive Warriors Vibration" (Track 8) chillig an den Bob Marley Spirit. Für dieses Album kommt ein letzter Einspieler in Form von "Darlino Speaks" (Track 9). Wer verstehen will, wird verstehen. Nur so viel: WAHRE Worte, die Dalino von sich gibt. 

Der mittlerweile bekannteste Song von Antinational Embassy dürfte "We Are One" (Track 10; Anspieltip IV) sein, den man auch als Jam Session Video auf YouTube findet. Allein schon die ersten Lines "Do you really know how it feels, to flee from your country, seeking for security?" sollten all' jene mal ernsthaft hinterfragen/reflektieren, die pauschal auf Flüchtlinge schimpfen. Idioten gibt es in jedem Volk, jeder Kultur, aber eben NICHT(!) pauschal und ausschließlich.

Wirklich schade an diesem Album ist nur, dass man viel zu wenig (aufgrund rein sprachlicher Barrieren) von dem versteht, das z. B. auch bei "La Rabia" (Track 11) und zu Beginn von "La Tierre Se Quema" (Track 12; Anspieltip V) auf sehr emotionale Weise mit leicht zitternder Stimme gesagt wird. Dank der musikalischen Rahmengebung, die songdienlich ist und mehrere kulturelle Stile vereint, kommt man in nachdenkliche Stimmung. Hat der Mensch nicht größere Probleme als Terroritorien, Grenzen und Profitmaximierung? 

Mit "Kullu Mataman (Live)" (Track 13) bekommt man ein gutes Gefühl wie Antinational Embassy Live klingen und wie viel Fun man haben kann, wenn man sich denn auf die Mucke einlässt. Der Song, der mich (vor allem vom plakativen-, aber wahren Grundgedanke her) direkt Live überzeugte, war "Stop Calling People Refugees" (Track 14; Anspieltip VI). Dieser Titel trifft es einfach auf den Punkt, warum Menschen 'nen Stempel/Eitikette aufdrücken/sie in Schubladen packen, ohne sie überhaupt zu kennen? Musikalisch ist dieser Song auch der stärkste- und abwechslungsreichste auf diesem Album. Instrumente wie Schlagzeug, Gitarre, Bass, Djembe, Cajon, verschiedene Percussion-Elemente, Violine verschmelzen auf diesem Album mit englischen-, spanischen-, arabischen- und deutschen Lyrics. Vor allem die Hip Hop Parts, die in angenehmen Flow zum Mitgehen animieren, sind immer wieder ein starkes Variationsplus. 

"Freedom Of Movement (Live)" (Track 15) beschwört noch einmal Bob Marley Spirit herauf und lässt darauf mit dem starken "Singin'" (Track 16) ein buntes Album als Monument der Freiheitssehnsucht im Umgang miteinander im Raum stehen. Man kann nur wünschen und hoffen, dass die Menschen ihre Herzen wieder mehr öffnen und sie nicht von armseligen Hatern vergiften lassen. Denn: "We Are One", um Antinational Embassy mal zutreffend zu zitieren.

8,5/10 Schafe Schüsse

(Antinational Embassy 2.016)

https://www.facebook.com/antinationalembassy/

Danny B

Schaf Schüsse: 

8
Eigene Bewertung: 8

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