Die Berliner Herzhomies von Bei Bedarf gehören, genauso wie die lieben Mädels von DivaKollektiv und den Kotzreiz Jungs zu den Bands, die mir einfach ihrer Menschlichkeit wegen (was auch ihren Themenfokus betrifft) ins Herz gewachsen sind und schließlich nicht zuletzt auch via ihrer Mucke vollends überzeugen konnten, will heißen: immer wieder gern gehört (in allen drei Fällen). Was Bei Bedarf angeht, so hat sich deren erste Full Length "Dichter & Henker" leider an mir vorbeigeschlichen, so dass ich den Entwicklungs-/Reifegrad just von der 7" Vinyl "Abrechnung" (*2.013) spannen/bemessen kann. Gut, dass ich Bei Bedarf einige Male on Stage tönen gehört/gesehen habe, so dass die Entwicklungsnuancen deutlich mehr Farbe fahren als das sonst der Fall gewesen wäre. Somit also alles halb so wild wie es normalerweise wächst. ;-) 

Was mir bei den Jungs von Bei Bedarf immer wieder zusagt, ist auf jeden Fall die Wahl der Coverartworks ihrer Releases und ihre Wortspiele beim Titel. Schlicht, aber mit Message im Herzen, was auch auf die neue 7" EP zutrifft, die mit "5 vor 12" (Track 1) ihren Anfang bass-introduced zu neuen Punk Rock Ufern schwingt. Frontmann Marek erinnert mich vom Stimmklang dieses Mal spontan beim Erstlauf ein wenig an Swiss (*Swiss + Die Andern), was mich selbst etwas überrascht hat. Bei Bedarf klingen anno 2.017 etwas klarer struktiert, was sicher am Entwicklungsprozess in Sachen Songwriting liegen mag. Steht ihnen gar nicht so schlecht, lässt jedoch auch wenig den Rotzepunkesprit vermissen für den ich sie so mögen lernte. Produktionstechnisch hört man allerdings klar das nächste Level raus. Sätze wie "Du bist fertig mit der Welt, doch die Welt noch nicht mit dir." sind es, die auf das Wesentliche im Alltag reduzieren und gleichsam den Status vieler Menschen heutzutage punk-tgenau beschreiben.

Mit "Borderlinesyndrom" (Track 2; Anspieltip I) dürften einige bereits vertraut sein, da es dazu bereits einen netten Videoclip gab, bei dem Bei Bedarf ihre Auswahl an Homies am Start haben. Was mir hierbei leider etwas fehlt, ist die Wut im Bauch, die angepisst von den umschriebenen Gegebenheiten etwas (laut) zu sagen hat. Da hat man so seine Gedanken, ob da ein Anflug von Resig-Nation im Gepäck- oder just die Ruhe vor größeren Veränderungen an Bord ist? Vielleicht liegt das auch einfach nur daran, dass viele Bands bei Studioproduktionen etwas handzahmer klingen und dafür Live dann das volle Brett liefern?! Bei Bedarf haben sich aus meiner Sicht eher als eine amtliche Lieveband erwiesen. Zwar läuft nach wie vor Punk Rock mit über die Saiten, jedoch klingen Bei Bedarf hörbar melodiöser ausgelegt, sprich Pop beeinflusst, was nicht schlimm ist, sondern eher der lockeren (Midtempo-)Eingängigkeit zuspielt - "Nichts zu verlieren" (Track 3; Anspieltip II). 

Am Ende gewiss kein schlechtes Release, sondern sicherlich eher ein Zwischenstand bis zum nächsten Album, das dann hoffentlich wieder etwas ruppiger zu Werke tönt.

6,35/10 Schafe Schüsse

(Core Tex/Cargo Records/Bakraufarfita 2.017)

https://www.facebook.com/beibedarfmusik/

Danny B