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LAURA SCHEN "Metamorphosis"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

05-2017

Label: 

Genre(s): 

Anfang 2.015 erschien die Debüt-EP "Electric Bubbles" der in Berlin lebenden Italienerin Laura Schen, die sich in den letzten zwei Jahren nur ab und zu mal Live auf einer Bühne sehen ließ, um an ihrem ersten Full Length Album zu arbeiten, das nun unter dem Titel "Metamorphosis" erscheint. Zwar merkt man z. B. anhand des fehlenden Booklets (das Album beschränkt sich dezent D.I.Y. made auf Cover und Backcover, während auf der Rückseite des Frontcovers noch etwas künstlerische Note hinzukommt), dass da noch Luft nach oben ist, aber am Ende geht es auch um das, was die Musik mit einem macht. 

Von daher komme ich auch ohne größere Umschweife zu den (musikalischen) Fakten, die mit "Two Faces" (Track 1; Anspieltip I) die "Metamorphose"/ Umwandlung einleiten. Bereits bei den ersten Klängen, hört man, dass Laura Schen ihren Grundstil beibehalten hat, diesen allerdings klanglich besser eingefangen- und sogar ausgeweitet hat. Unweigerlich fühlt man sich direkt zu Beginn an eine Mischung aus Die Form und Dead Can Dance erinnert. Musik also, die bestens in den Rahmen des Leipziger Wave-Gothik-Treffen passen würde. Minimal Electro meets New Wave/Epic Pop der '80er. "A World Apart" (Track 2; Anspieltip II) geht etwas stärker mit den Electro Beats zu Werke und läuft auf eher einfache Weise durch die 3:51 Minuten, ist dabei aber gar nicht mal so untanzbar. Man kann sich das Stück durchaus bei mancher Goth Party vorstellen. Stimmlich bleibt Laura Schen eher den Old School New Wave/Gothic Sachen treu, was heutzutage fast schon Seltenheitswert innehat. Da wendet sich "Ice" (Track 3) fast ein wenig von diesen Pfaden ab, wenn es experimentell beginnend in Electro Sphären Beat und Soundspielereien ausbalancierend abtaucht und dabei rein instrumental verbleibt. 

Die Reise durch die Verwandlungsebenen bleibt grundepisch - in inwendigen Sphären zu Hause, deren musikalische Bilder mich immer an aufgehende Sonnen in der Antarktis über Eisbergen oder über Gebirgsketten allgemein erinnern. Das bleibt auch bei "Meta11 (When Everything Has Come True)" (Track 4) so, irgendwo in einer Nebendimension. Leider scheint der Gesang an manchen Stellen etwas zu weit in der Ferne, aber vielleicht ist das auch pure Absicht, um den Punkt dieser Reise zu unterstreichen/besser im Klangbild zu visalisieren? Bereits an dieser Albumstelle fällt auf, dass Laura Schen's zweijährige Arbeit an diesem Album mehr Tiefe und Weite mitgebracht hat. Freilich für Nicht-Goths bzw. für Leute, die verträumt-nachdenklich/entführende Musik nicht mögen, wird dieses Album gewiss nicht (täglich) den Vorzug erhalten. Ich könnte mir, auch angehörs von "Two Dimensions" (Track 5; Anspieltip III) diese Art Musik bestens als Untermalung zu bewegten Bildern aus der Vogelperspektive, beim Flug durch Wolken und über Meere/Landschaften vorstellen, die das Wunderwerk dieses Planeten zeigen. Wie gesagt, von den Dead Can Dance Pfaden ist die Musik von Laura Schen gar nicht entfernt.

Auch "Lips" (Track 6) geht instrumtale Wege und wirkt dabei leider ein wenig wie ein Albumfüller. Gut, dass "A Woman" (Track 7) trotz des instrumentalen Anne Clark Anstrichs von diesem flüchtigen Eindruck ablenkt. "A Woman" klingt nämlich in der Tat ein wenig wie Anne Clark trifft auf Minimal Dead Can Dance. Etwas gewöhnungsbedürftig stellenweise, aber von der Idee her ein cleverer Ansatz. Schade nur, dass der Gesang sich hier stellenweise etwas zu sehr von der Musik loslöst. Das Spiel mit electro-loopigen Sounds und Klangflächen, die einen Sphärenteppich bilden, bleibt Bestandteil dieses Albums, läßt aber auch mal eine Bassgitarre (wahrscheinlich vom Keyboard?) hören - "The Upside Down" (Track 8), was insgesamt gehört seinen Reiz hat, allerdings auch etwas experimentell anmutet.  

"Attraction" (Track 9) ist auch ein Teil dieser Verwandlungsreise. Gerade in der Gothic Szene geht heutzutage noch immer viel über das optische Erscheinungsbild, was dabei unter Oberfläche an Gehaltvollem auf Entdeckung wartet, mag dann in einer schnellebigen Zeit wie dieser eine ganz eigene Frage sein?! Laura Schen jedenfalls hat mit "Attraction" etwas Erotik, (mysteriöses) Hauchen zwischen die eher sehnsuchtsschwangeren Passagen einfließen lassen, die ich subjektiverweise eher mit Umherirren, denn mit Anziehungskraft assoziiere. Mit "Oxigen-Blumen" (Track 10) streut Laura Schen ihren Hörern/-innen die verträumt-instrumentalen Wege aus, um mit "A Dream" (Track 11; Anspieltip IV) ein in ebenso verträumte Gedankenwolken entführendes Stück ans Schlußlicht dieses Albums zu setzen. 

Nach über 50 Minuten Gesamtspielzeit hat Laura Schen den Gesamteindruck um einiges erweitert und ist ihrem Grundstil nicht nur treu geblieben, sondern hat ihn dezent im Rahmen ihrer Möglichkeiten ausgebaut. Ähnlich wie nach ihrer Debüt-EP verbleibe ich gespannt was sich daraus noch entwickeln mag. Diese (Oxigen-) Blume ist jedenfalls noch nicht gänzlich in ihrer Blüte(zeit) aufgegangen. 

P.S.: Laura Schen selbst machte mich darauf aufmerksam, dass ihr erstes Album bereits 2.012(!) erschien, das auf den Titel "Happy Island" hört. Somit ist "Metamorphis" bereits das dritte Release von ihr.

6,65/10 Schafe Schüsse

(Eigenproduktion 2.017)

https://www.facebook.com/lauraschen7/

Danny B

Schaf Schüsse: 

6
Eigene Bewertung: 6

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