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ALLES MIT STIL "Chaos"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

12-2016

Label: 

Genre(s): 

Was (rein optisch!) vom Bandfoto der offiziellen Website dieser Österreicher aussieht wie eine Mischung aus Sido (Obsitrice), Callejon (Stoner), Justin Bieber (Sam), Scherf [& Band] (Alexey) und Casper, kam dieser Tage mit einer ersten Vollzeit-Scheibe um's Eck, nachdem man die Debütsingle "Nie mehr" bereits (ebenfalls in diesem Jahr) vorausgeschickt hatte. Dass diese Single in der 22. Wertungswoche auf Platz 58 der österreichischen Singlecharts landete, kann man auf jeden Fall am Rande tnotieren. Die Frage ist wie das Album sich schlägt?!

Mit Mucken unter der Überschrift "Hip Hop/Metal/Rock", bzw. "Rapcore" wie es Alles Mit Stil selbst umschreiben, ist das keine leichte Übung auf nebenbei, denn Bands wie Such A Surge, Phase V, Clawfinger, Rage Against The Machine, Red Hot Chili Peppers, Biohazard oder auch Dog Eat Dog sind nur einige Adressen, die gerade in diesem Genre amtliche Spuren in der Musiklandschaft hinterlassen haben. Wir werden hörend sehen wohin Alles Mit Stil wollen.

Der Albumtitel "Chaos" jedenfalls trifft den Nagel dieser Zeiten voll auf den Kopf.

"Nie mehr" (Track 1) eröffnet das Album, was für manch' eine/-n sicher für einen vertrauten Einstieg sorgen dürfte. Rein musikalisch geht es eher in "normalem" Tempo zu. Es gibt zwar erste Riffs und interessante Rap Parts, aber damit sind die Akzente auch schon genannt, denn musikalisch bewegt man sich eher auf dem Pop-Terrain. Nachvollziehbar, dass man diese radiotaugliche Airplaynummer als Single ausgekoppelt hat. "Schicksal" (Track 2) schafft es hingegen schon vom ersten Hör an mehr Interesse zu wecken. Textlich geht es hier in die Nähe von Casper, während das Booklet gerade bei diesem Song den abgedruckten Text besonders klasse unterstreicht. Es bleibt eher popig, was sich erst mit dem deutlich tempoansteigenderen "Eine Million" (Track 3; Anspieltip I) ändert und sich leichter direkt in die Gehörgänge vorarbeitet. Endlich kommt der Rock saftiger durch. "Eine Million" hat das Zeug auch als Single/Video ausgekoppelt zu werden. Vom Stil her nah am Alles dieser Zeiten. Die Zutaten sind stimmig abgeschmeckt.

Wenn eine Band gleich drei Sänger/Vocalists am Start hat, ist es immer etwas schwierig nachzuvollziehen wer welchen Part eingezockt hat, zumindest, wenn man die Band noch nicht kennt. Dass man aber auch wirklich singen kann, untermauert "Jeden Tag" (Track 4; Anspieltip II), das ein sehr realistisches Abbild aus dem Alltag vieler Menschen schneidet, während vor allem das Soli von Johannes Jakober heraussticht. Etwas Sido-Atmosphäre kommt zu Beginn von "Wolken" (Track 5) auf, das auf nachdenkliche Pfade von Verlusten führt. Vielen wird gerade dieser Song zu seicht umgesetzt sein, allerdings funktioniert dieser Gänsehautmoment von einem Song über lang und hat das Zeug auch im Radio gespielt seinen Einsatz zu finden. Egal wie kitschig die Umsetzung stellenweise anmuten mag, was sicher auch der doch sehr glatten Produktion anzulasten ist.

Erst dank des Songs "Krieg" (Track 6; Anspieltip III) kommt die Attitüde mal aus dieser 7er Posse frei raus. Die offene Reminiszenz an Rage Against The Machine ist so clever wie stimmig eingeflochten. Besonders diese zeitnahe Thematik, die diesem Song zugrunde liegt, hat eine größere Präsenz verdient. Dass man hierbei an so manche im Radio gehörte ähnliche Nummern denkt, ist ein zuspielender Aspekt, der sicher nicht ungewollten Effektes ist. Saustarke Nummer! Etwas mehr Songs von diesem Groove-Melodie-Gemisch und Alles Mit Stil sind nicht mehr wegzudenken. Dass Sido ein sicherer Einfluss von Alles Mit Stil ist, wird spätestens bei den Strophen von "Die Welt bewegt sich" (Track 7; Anspieltip IV) für jeden Hörer/-in sonnenklar. Hut ab vor der Hip Hop Performance insgesamt, vor allem im Bridgepart in der Songmitte. 

Erwartet trotzdem keinen Rock im Sinne von Metal-zugeneigtem Crossover. Wenngleich es von den Gitarren zu Beginn von "Von unten nach oben" (Track 8) schon eher in Richtung Metal-Einfluss (aus dem Heavy Bereich) geht. Hierbei kommt auch Drummer Dominik Sauper mehr in den Vordergrund, denn der scheint in der Tat auch mal durchtreten zu können. "Von unten nach oben" lebt von der vordergründigen Leadgitarre (dezent unterstützt von der Rhythmusgitarre) und dem dynamischen Drumming. Selbst die fast schon progressiven Soli inmitten der Grooveschubwände lassen die Skills von Alles Mit Stil zur Breitbandfacettenschau übergehen. Schade dass es erst auf den letzten "Chaos" Metern mehr Groove und Riffzauber mit stilechten Crossover Rap Metal zu hören gibt - "Wir" (Track 9, Anspieltip V). Dass man hier fast nebenbei Nirvana Spirit (*"Rape Me") umdreht und "I'M the only one.." bekennt, bringt etwas "strange feeling" auf. Die melodiösen Vocalparts entfalten nun immer breiteres Hörer/-in-Kino, was auch beim etwas pubertären Rausschmeißer "Sluts" (Track 10) teils zu tragen kommt. Der Songinhalt macht mir persönlich zu dick auf Eier und Testosteron. Niedermacherei jedenfalls hat noch keinen weiter gebracht. 

However, insgesamt ein interessantes Album, das musikalisch viel kann, aber leider noch zu wenig von dem bringt, unter dem man sich verkaufen möchte. Rock und Metal jedenfalls fanden hier erst im letzten Albumviertel statt. Trotzdem kann man mehreren Songs auf diesem Album bescheinigen, dass da mehr (in den Clubs/zu Hause) geht.

 

6,75/10 Schafe Schüsse

(Alster Records/Timezone & Believe Digital 2.016)

http://allesmitstil.at/

https://www.facebook.com/AllesmitStil

Danny B

Schaf Schüsse: 

6
Eigene Bewertung: 6

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