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DAS SCHEIT "A Darker Kind Of Black"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

03-2016

Label: 

Genre(s): 

Die Hessen von Das Scheit sind mir bislang hier und da mal begegnet, wenn befreundete Schreiber/Muckeliebhaber den Namen erwähnten. Was, wer und welche Art Mucke sich hinter Das Scheit aber verbergen, fand ich allerdings erst jetzt raus. Irgendwie hatte ich die stilistische Verortung in Sachen "Dark Rock" zumindest halbwegs richtig im Bauch/Kopf. 

Interessant (somit alles richtig gemacht) ist schon allein der Bandname, der sowohl an Brennholz, wie auch an Matthias Scheit (1.440-1.512) den Bischof von Seckau oder ggf. eben an Gerhard Scheit, einen wissenschaftlichen Autor, der sich u. a. mit Brecht oder mit der Geschichte von Drama und Oper befasst hat, heranreicht. An Tiefengrund gibt es also schon vom Bandnamen her genug, um das Interesse zu wecken.

Am Ende folge ich dennoch wie immer dem Gesetz der Musik und dessen, was sie mit einem macht oder ggf. auch nicht macht. Das gemalte Coverartwork geht dabei in etwas mehr als positivem Mittelmaß eher schlicht voran, um mit "Sick" (Track 1) in die im Albumtitel tiefere Farbgebung einzutauchen. Es geht zunächst im Style Crossover zu. Die Keys lassen allerdings Gothic als Basis bereits vermuten. Bildlich gesprochen steht man vor dem Baum von Das Scheit, durch dessen Geäst die Sonne durschimmert. In diesem Fall ist der Feuerplanet in den Weiten des Gothic zu Hause.

Stilistisch gehen Das Scheit im Sinne der End-'90er/Anfang 2.000er Schule zu Werke. -"Down In The Depths" (Track 2)- Das aber mit dem Unterschied, dass es nicht zu offensichtlich abgekupfert tönt. Die Gitarrenläufe sorgen zumindest dafür, dass Das Scheit nicht too popy werden. Dunkel bleibt es in gewisser Weise in konstanter Tönung.

Das Scheit wissen ihre Mucke hierbei wie eine Gothic Drohne zu steuern, die auch leichten Metal auf den Lippen hat. Man sieht nichts von der Drohne, während sie grössere Flächen abdeckt. Dank der gut eingewebten Keys von Markus Teske gehen Das Scheit sogar tanzbar zu Werke. -"Fallen Empires" (Track 3)- Leider fehlt dennoch der Sofortzünder inmitten der Düsternisweiten, was auch die eher ruhiger wirkenden Stücke "Soulmate" (Track 4) und "Velvet Tears" (Track 5; Anspieltip I) nicht ändern. "Velvet Tears" schafft es zumindest von den Emotionen her mitzunehmen, so dass die Aufmerksamkeit wieder Land (dazu-) gewinnt. Erst das leicht spooky-ge "Goodbye To Tonight" (Track 6; Anspieltip II) lässt den Tauzustand walten und mit vertrauten Rhythmen die Bandbreite zwischen Cradle Of Filth, H.I.M., The Clash und Rammstein Einflüssen in etwas kalter-, aber doch eingängigen Form wie Eiswürfel in den Raum scheppern. 

Das Scheit scheinen aber auch Vorlieben für Soundexperimente zu hegen?! Zumindest fließen immer wieder kleine Effektinsekten durch den Klangraum, die dem jeweiligen Stück etwas mitgeben, was im Gesamtgeschehen stimmig klingt. -"Hearbeat" (Track 7)- Die Arrangementschemas klingen mir manchmal trotzdem noch etwas zu sehr nach "auf Nummer sicher". Vielleicht täusche ich mich auch? Irren ist bekanntlich menschlich. Es ist letztlich auch keine Überbewertung des jeweiligen Stückes, sondern einfach der Wunsch nach einem ausbrechenden Moment, wie es das Gitarrensoli bei "The Pain Is Yours" (Track 8) z. B. markiert. Der Rest der Darbietung... naja, wenn ich ehrlich bin, können das viele andere Bands auch. Die belebende Konkurrenz schläft nicht. Clint S weiß seine Stimme einzusetzen, geht mit den Melodien leichtkehlig mit, wirkt aber auf zunehmende Albumlänge eher wie einer von vielen. Mir fehlt ein Quentchen mehr Wiedererkennungswert/Alleinstellungsmerkmal. 

Paradox, witzig und bemerkenswert zugleich, dass erst ein Stück wie "S & M" (Track 9; Anspieltip III) kommen muss, um direkte Funken vom Langeisen zu fräsen. Dieser gar nicht so dunkle Song, lässt thematisch und auch soundtechnisch ein wenig an Atrocity und deren "Misdirected" denken. Mit diesem Stück haben Das Scheit sich selbst einen riesigen Gefallen getan! :-) Man kommt endlich weg von den flachen Steppenweiten, die bis hierhin überschaubar blieben und wagt sich auch mal auf experimentell-breiteres Terrain, was auch "At The Crossroad" (Track 10) mit cineastischer Sättigung zu unterstreichen weiß, bevor das blues-ige/jazz-y, dunkle Barstück "Hollow 2.0" (Track 11; Anspieltip IV) den Sack zumacht und auch Clint S mit lockerer Stimmfärbung zeigt, trotz der hörbaren Whiskeytiefe in Sachen stimmlichen Bass. Irgendwie End Of Green. 

Im letzten Viertel ein hörbar interessanteres Album, das erst spät die Stärken von Das Scheit hat rauskommen lassen. 

 

6,65/10 Schafe Schüsse

(Eternal Sound/Membran 2.016)

http://www.das-scheit.de/

https://www.facebook.com/dasscheit/

Danny B

Schaf Schüsse: 

6
Eigene Bewertung: 6

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