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KITTY IN A CASKET "Kiss & Hell"

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

02-2016

Label: 

Genre(s): 

Nach kleinen Umwegen über Stolpersteine erreichte mich das neue Machwerk der sympathischen Billy & Bella-Band aus dem schönen Wien, das für mich vom Grundfeeling her nahtlos bei "Bittersweet" (*2.013) anschliesst, wenngleich Kitty In A Casket nicht nur zwischenzeitlich, sondern konstant megaaktiv sind und waren. Mal eben über den grossen Teich rüber und den USA touren, die Bretter mit namenhaften Bands wie The Exploited, Dead Kennedys, Guana Batz, Die Kassierer oder jüngst Psychpunch teilen... all' das geht und das tut es im Steilgang seit der Bandgründung 2.008 mit belegbaren Fakten, die mit vier Alben, einer EP und einigen Videoclips ausgestaffiert sind. 

Nicht nur optisches-, sondern auch stimmliches Zentrum der Band, ist Kitty Casket, die dem dunklen Gefängnis längst entkommen ist und eine Energie auffährt, dass es vor allem Live (aber auch bei deren Alben) ordentlich die Würmer und Nägel aus den Brettern treibt. Mit "Kiss & Hell" gibt es den Freiflug auf der Bombe straight way home serviert. (womit das Coverartwork auch umschrieben ist) Klingeln Songs wie "Dancing With the Devil" noch immer wohlig in den Ohren nach, wurde es dennoch Zeit für neue Ohrwürmer. Die akut-aktuelle Frage, ob diese Kitty In A Casket gelungen sind, erfährt nun ihre Beantwortung.

Mit Banjo und sattem Billyguitarlauf geht "Sticks & Stones" (Track 1) eröffnend zur Startrampe und macht sich ready to fly. Dabei klingen KIAC nach sich selbst, aber dennoch frisch wie der frühlingsrufende Morgentau. Dieser Opener macht sich bestens als Soundtrack zur Einstimmung auf ein Weekend. Ich wage mal zu behaupten, dass dieser Song in die Playlist vieler für die Sommerbeschallung finden wird. KIAC besinnen sich aber im direkten Anschluss wieder hörbar stärker auf ihre Punka-/ Psychobilly Wurzeln, was "Lurking In The Dark" (Track 2; Anspieltip I) bestens zu Tone steht! Der Vorteil von KIAC ist natürlich nach wie vor, dass hier Könner am Werk sind, was man klar raushört, auch bei diesem Album. Gut, dass auch mal etwas mehr Dreck mit in den Gesamtsound eingeflossen ist, wie man bei dem eher Midtempo zugeneigten "Bloodlust" (Track 3) hören kann. Ich finde, dass etwas erdiger Dreck im KIAC Sound sehr sympathisch klingen kann, zumindest steht es ihnen wirklich klasse. Gern mehr davon!

KIAC scheinen mehr mit der Wundertüte der Überraschung gearbeitet zu haben, denn selbst kleine, leichtfüssige Ska(!) Stileinschübe finden dank der Bläserinstrumente statt -"Of Cats & Demons" (Track 4)- und geben im Gesamtgeschehen ihre Beiwürze zum explosiven Gemisch, das auch bei "Straight To Hell" (Track 5; Anspieltip II) seine Zündschnur findet und in Richtung Club/Partys abhebt. Diesen Song dürfte man zukünftig auch im Liveset der Österreicher finden?! Alles andere wäre Unterlassungssünde. ;-) 

Es kommt wahrlich nicht allzu oft vor, dass man mit so viel Melodie (zumindest meine subjektiven-) Gehörgänge einem Frühlingsputz zu unterziehen weiß, aber genau das gelingt KIAC mit zunehmenden Albumdurchläufen mehr und mehr. Wenn das dann ein waschechter "Nightmare" (Track 6; Anspierltip III) in real ist, dann bitte ich um eine Einladung in Wien's Elm Street! (witziges Songende übrigens!)

Ähnlich wie auf "Bittersweet", auf dem das meilenstarke "Die Geister die ich rief" zum zeitlosen Gassenhauer wurde, gibt es auch auf "Kiss & Hell" wieder Ohrenkost in Landesprache serviert. "Feuer & Eis" (Track 7; Anspieltip IV) lässt mich kurz vom Titel her an die guten alten Dimple Minds zurückdenken, weiß dieses kurze Flashback aber direkten Weges vergessen zu machen. Was hier nebst catchy Drive besonders hervorsticht, ist die tighte Akzentuierung seitens der Instrumentalfraktion, während Kitty Casket widerborstig das Mikro rockt. Genau diese Mischung lässt den Zeitzünder durchbrennen wie eine überlastete Sicherung. Mission Ohrwurm in Landessprache gelungen. Der Kurs scheint klar und wird straight geritten wie es der Ghost Rider himself tut. Der Weg ist das Ziel und führt in den "Deep Black Underground" (Track 8; Anspieltip V), wo auch KIAC noch immer verortbar sind, trotz berechtigter Erfolge, die dann und wann auch über grössere Bühnen führen mögen.

Schon jetzt ist die Steigerung, die nächste Ebene in der Bandentwicklung so klar wie Bergquellwasser. Und wenn man gedanklich schon am Wasser ist, darf die kleine Liebeserklärung an "St. Tropez" (Track 9) auch in Ordnung gehen. Schwund setzt aber auch auf der Zielgeraden der letzten Albumetappe nicht ein, denn auch "Black Skinny Jeans" (Track 10) weiß zu bestechen, bei dem auch die Gitarrenarbeit ihren Solipart innehat (kommt klasse!), während es sonst eher rhythmusbetont, songdienlich zugeht. Der volle Durchlauf über die Gesamtlänge wird hier reich belohnt, zumal auch "Yeah Yeah Yeah" (Track 11; Anspieltip VI) ordentlich Feuer im Hintern hat. Ich habe mich dabei just beiläufig gefragt, ob der Titel eine Art bewusste Gedankenbrücke zu den Beatles war/ist? Oder unterliegt der Titel just einer Zufälligkeit mit diesem kleinen Nebeneffekt?

Sprach ich vorhin schon die Bläserinstrumente an, erfahren diese weitere Einsätze auf breiterer Hörfläche bei "Red Sweet Red" (Track 12). KIAC haben auch hier ihre Hausaufgaben mit Liebe erledigt, wobei der Songtitel locker von Type O' Negative hätte stammen können. ;-) 

Zum Finale gibt es eine echte Gänsehautnummer - "Gone" (Track 13; Anspieltip VII). Stimmlich erinnert mich Kitty Casket hier doch glatt ein wenig an Avril Lavigne, was ich aber absolut nicht(!) abwertend, sondern positiv meine. 

Fakt ist, dass "Kiss & Hell" ein riesiger Schritt nach vorn ist und wahrlich zündet (bereits bei den ersten Durchläufen schon!). "Bittersweet" war auf dem Weg in diese Knutscherhölle ein wichtiger Baustein, auf dem Kitty In A Casket einen wichtigen Stein on their way to the top gesetzt haben. "Kiss & Hell" gehört in jede Plattensammlung, die nicht zu starr auf Schubladen blickt und offen für einen Cocktail aus Punkabilly, Rocka-/Psychobilly-Elementen und einem ordentlich Schub Rock 'N Roll mit pop-iger Catchiness ist.

 

9,5/10 Schafe Schüsse

(Rodeostar/SPV 2.016)

http://www.kittyinacasket.com/

https://www.facebook.com/kittyinacasket

Danny B

Schaf Schüsse: 

9
Eigene Bewertung: 9

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