Neuen Kommentar hinzufügen

Bild des Benutzers DannyB

KÄRBHOLZ, Karma

Künstler/Band und Albumtitel: 

Erscheinungsdatum: 

01-2015

Label: 

Genre(s): 

Kärbholz sind im Schafe Schüsse Haus nun schon seit einigen Jahren eine jener Bands, die immer wieder gern ein- und ausgehen, bzw. mir das Privileg des exklusiv-ausführlichen Interviews zuteil werden ließen alles fragen zu dürfen, ohne imageförderliche Einschränkungen. Mittlerweile sollte nun auch der/ die Letzte begriffen haben, dass Kärbholz NICHT politisch, sondern MUSIKALISCH motiviert sind. (* auch wenn ich es wirklich leid bin, dass die erfolgs-neidgetränkten Unkenrufe diesbzgl. immer noch wie ein fader Kaugummi wiedergekäut werden) Das unterstreicht auch der am Rande des Coverartwork pappende Hinweis "Achtung Lebensbejahende Beatmusik", sowie der Albumtitel selbst. 

Aber Kärbholz und Beatmusik??? Äh, Beatmusik... ja Beatmusik, dieser Begriff umfasste einst die wilde Muckenzeit der Jugend in den '60er- und '70er Jahren. Bekanntere Beatbands waren z. B.: The Beatles, The Rolling Stones, The Who, Manfred Mann, The Kinks, The Monkeys oder auch The Beach Boys. Nicht nur, aber zumindest in Europa war dieser Musikstil doch (wie viele folgende, neue Stile) doch sehr britisch beeinflusst, da die federführenden Stilfunken auch von dort ausgingen. In den '80er Jahren wiederum wurde der Begriff (vor allem in Amerika) um die Stilfacette von ersten Hip Hop/ Rap/ Beatartists erweitert, legendär und unerreicht der Film "Beat Street", doch genug dem kleinen Geschichtsexkurs. Ich war just angesichts der Stilbeschreibung "Beatmusik" im Zusammenhang mit Kärbholz gespannt, ob das eine Ansage oder wieder einmal nur der Humor der Ruppichterother Dachdeckergesinnung wäre?

Also klappte ich das in Grautönen gehaltene Digipack auf und legte das Scheibchen in den Player, um mir eine Antwort zu holen. Vorab sei als Randbemerkung angemerkt, dass Kärbholz offensichtlich von Better Than Hell zu Metalville gewechselt sind, das von Grave Digger Frontröhre Chris Boltendahl gegründet wurde. Ein Zeichen für Tiefenveränderungen im Hause der Kärbhölzer? Fragen über Fragen. Die Musik soll's für's Erste antworten. 

Die gedankliche Brücke zu "Fallen & Fliegen" vom Vorgängeralbum "Rastlos" schlagend, beginnt "Karma" mit dem "Lass mich fliegen" (Track 1), das deutlich erdiger rockend beginnt und dank des hintergründig agierenden Tastenteppichs [für den der Gastmusiker Ferdy Doernberg -Piano, Hammond-Orgel, Dopro, Trompete, Akkordeon- verantwortlich ist] vollmundigeren Sound auffährt. Für diesen Opener kann man das als eine Art Weiterentwicklung sehen, die Folge des "Rastlos" Albums ist. Doch die funkenversprühende Kampfansage "Die Dämonen in mir" (Track 2; Anspieltip I) deutet auch neue, musikalische Teilwege an, die Kärbholz wirklich gut zu Gehör stehen. Vor allem das Soli von Saitenmann Adrian zeigt diese auf. Wer aber glaubt dass Kärbholz das Tanzbein einpacken, der/ die irrt. Nach hauseigener Rezeptur kommt mit "Kein Rock 'N' Roll" (Track 3) eine typische Kärbholz Tanzbeinnummer, zumindest musikalisch, die aber dank eines unerwarteten Reggae Parts auch neuen Wind mitbringt. Dieser Reggaepart, der schwer nach Gentleman klingt, wird aber tatsächlich von Felix Volmert (The Beatburnes) gesungen.

Die Singalongs haben Kärbholz entweder tonnenweise in der Schublade und teilen sie sich für jedes Album zu oder aber sie haben den Boomerang-Karma-Effekt inne und kehren immer wieder zu Kärbholz zurück(?) - "Das hier ist ewig" (Track 4), wobei erstmals bewusst ein Trompetenpart auftaucht. Auch "Sink oder Schwimm" (Track 5) lässt  vom Titel her sofort assoziierend an "Fallen & Fliegen" denken, geht musikalisch aber halbballadeske Wege und bringt es mit dem Satz "Karma ist ein Arschloch, Baby, wenn du auch eines bist" auf den Punkt der Thematik. So ganz weg vom Country Rock sind Kärbholz nun auch nicht gekommen, was vor allem "Es fühlt sich richtig an" (Track 6) erstmals auf "Karma" unterstreicht.

Sehr stark beginnt dagegen "Nichts von dem" (Track 7), das vom Tempo her ein wenig zwischen Gefallen und der Versuchung weiterzuzappen hin- und herschwanken lässt, was echt schade ist. Das Instrumental "{KxH}" (Track 8; Anspieltip II), das vermutlich nicht nur den Fluss auflockern-, sondern auch eine thematische Brücke zur zweiten Albumhälfte markieren soll, erinnert mich anfangs spontan irgendwie an Metallica's "Nothing Else Matters", was aber (zugegeben) sehr weit herrührt. Nachdem es anfangs noch eher ruhig, auf sanften Flügeln zugeht, geht es im Hauptteil verdammt stark zu, wobei man zu keinem Zeitpunkt an eine Band wie Kärbholz denkt. Klasse Instrumental! 

Wenn "Tiefflieger" (Track 9) von Kärbholz Fronter Torben intoniert wird, muss man sich anfangs (jedes Mal wieder) erst einmal wieder auf Kärbholz einpegeln, was aber mit zunehmenden Verlauf Note um Note gelingt. Der Song selbst ist offenbar ein thematischer Gang zu den Anfängen von Kärbholz, der vor allem auf den Konzerten Bestandteil der Setliste sein dürfte?! Beim folgenden "Steh auf!" (Track 10) geht es erneut country-core-ig zu, allerdings fühle ich mich in den Strophenteilen zu sehr an "Rastlos" erinnert. Die Ärzte haben hier mit "Rebell" offenbhörig auch beeinflusst?! Was diesen Song leider etwas schwierig macht, trotz der starken Momente im letzten Songviertel. Dann doch lieber leichtfüßige Ska-durchsetzte Nummern wie "Ich will dich (nie wiedersehen)" (Track 11).

Dieses Album ist zwar 100% Kärbholz, aber keine leichte Kost, zumindest, wenn man schon einige Kärbholz Alben kennt. Kärbholz schlagen neue Wege frei, die wie der Gang zu unbekanntem Terrain mit einem Kompass ähneln. Es funktioniert, man kennt das Ziel, nur der Weg ist nicht unbedingt eben. Dass Kärbholz diese Wege aber gar nicht schlecht stehen, wird sich erst auf längeren Hör hin zeigen. Dessen zuträglich dürfte eine Gänsehautballade wie "Abschied" (Track 12; Anspieltip III) auf jeden Fall sein. Leider fällt "Wenn Musik da ist" (Track 13) eher in den gewohnten Kärbholz Sound zurück. Ich höre meine innere Stimme fragen: "Hätten weniger Songs diesem Album besser getan?" oder: "War "Rastlos" der berühmte Zenit für Karbholz?".

Man hört die Mühe, die Härte mit der Kärbholz an ihrem Sound schleifen und arbeiten als schraubten sie hart an ihrer Maschine -"Seite an Seite" (Track 14), aber irgendetwas fehlt. Zumindest gibt der Albumschliesser "Lauter!" (Track 15; Anspieltip IV) ein versöhnliches Schulterklopfen auf den Weg in die Zukunft mit.

Nach mehreren Listening Sessions und diversen Kärbholz Alben der letzten Jahre, die mich wirklich gerockt haben, sehe ich mich nicht "rastlos", sondern leider eher leicht "ratlos". Musikalisch kann das Album was, aber der zündende Funke fehlt(e) mir auf diesem Album zu oft. Die Themen der Songtexte hätten deutlich mehr hergeben können als den doch recht dominanten Selbstbezug, wenngleich es bei manchen Songs wirklich gut passt. Natürlich tut es weh das so ehrlich sagen zu müssen, aber wenn man an Karma glaubt, ist Ehrlichkeit nicht nur Gesetz, sondern natürliches Bedürfnis.  

V.Ö.:  30.01. 2.015

 

5,9/ 10 Schafe Schüsse

(Metalville/ Rough Trade 2.015)

http://www.kaerbholz.de/ 

https://www.facebook.com/Kaerbholzoffiziell?fref=ts

Danny B

Schaf Schüsse: 

5
Eigene Bewertung: 5

Review No.: 

Tags: