Hörnerfest, Brande-Hörnerkirchen
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Mittwoch, 25.06. 2.014
Abfahrt nach Hamburg
Wieder einmal waren gut 12 Monate verstrichen und wie es alljährlich zum festen Termin im Kalender geworden ist, rief Norddeutschland nach mir, der Klang episch-mittelalterlicher Fanfarenhörner ertönte aus der Ferne der nördlichen Wälder.
Anders als normalerweise in den letzten 4 Jahren fuhr ich dieses Mal erst Nachmittags per Fernbuslinie 'gen Norden. Es hatte sich so ergeben, dass ich mein vor-hörnerfest-liches Nachtlager bei einem zum Freund des Hauses gewordenen Freigeist, einem Vollblutmusikerkollegen aufschlagen durfte. Kein Geringerer als der OHL/ Der Fluch (ex- Erosion) Gitarrist Steve aka "Stalin" hatte mir Obdach für die Nacht in Hamburg gewährt. Das hätte mir mal wer in meiner Jugend prophezeien sollen, wo doch OHL meine Punkgötter waren und deren '95er Album "Das 7. Zeichen" (Steve`s erstes Album mit OHL) mit der damaligen Neubesetzung der aus der Asche entstaubten OHL war.
Die neuzeitlichen Medien (sprich das Internet) hatten es möglich gemacht, dass ich von Zeit zu Zeit etwas Online-Talk mit Steve hielt und man hier und da einen doch recht ähnlichen Musikgeschmack als gemeinsamen Nenner fand, was unsere Generationen zu verbinden wusste und noch vom Geiste der Leidenschaften für authentische Freigeister und deren Gedanken/ Messages/ Mucken zu atmen wusste. Nix da mit liebloser Durchwinkerei. Soviel zu den erdigen Fundamenten von dem aus neue Freundschaften basisch erblühen und wachsen können.
Mit leichter Verspätung kam ich gegen 19:40 Uhr in Hamburg am ZOB an, wo Steve bereits wartete. Via Handy waren wir vorher schnell auf dem Stand der tatsächlichen Ankünfte gekommen. Auch das ist etwas was unser zeitliches Verständnis dann und wann noch mit funkenartiger Demut durchzieht, schliesslich war Mitte der '90er Jahre z. B. an Handy und ständigen Kommunikationsfluss beim besten Willen nicht zu denken, bzw. wenn, dann allenfalls per Telefonzelle, Fax oder (das Wahrscheinlichste) per Brief(en). In solch´ kleinen Zeitmomenten wird einem so etwas immer mal wieder bewusst und man findet auch mal die Zeit solche Gedankenläufe zuzulassen, sofern man nicht mit der Vollsucht nach ständiger Kommunikation beschlagen ist?! Ich für meinen Teil ziehe es noch immer vor mir Reisen, egal ob mit Zug oder Bus, mit Musik zu umrahmen. Wenn, wie an diesem Tag auch, dann leichter Dösschlaf in die Musikwelten eintauchen lässt, umso besser. Obgleich ich bei dieser Überfahrt das Pech hatte für den Schnäppchenpreis von 9,-€ für mein Ticket eine Teenager-Schulklasse mit im Bus zu haben. Gewusel und Dr. Sommer-thematisierte Blumengespräche inklusive. Somit war die Vorfreude auf Hamburg noch weiter gewachsen.
Ich erspäte den sympathischen "Freiheitskämpfer" aus den OHL Reihen bereits aus dem Businnern. Dementsprechend zielstrebig fielen meine Schritte in seine Richtung auch aus. Eine herzliche Umarmung unter Geistesbrüdern und coolen Schrittes in Richtung Steve`s Auto mit dem wir uns spontan in Richtung Alster aufmachten. Entlang des Flusslaufes zog sich eine Art Villen-/ Parkidyll, übersät von Joggern, Spaziergängern und jenen, die etwas zu zeigen hatten oder auch einfach nur die Flussaussicht geniessen wollten. Zu Letzteren gehörten Steve und ich. Am Alsterufer hielten wir auf einer Art Steg stehend einen Exkurs durch diverse Zeitthemen und über ein Land, das Steve seit gut 17 Jahren zu faszinieren weiß: Thailand. Steve konnte einem schon recht viele Facetten in all´ ihren Kontrastnuancen näherbringen, von der bitteren Armut Thailands, dem Ameisen-ähnlichen Gewusel dort, der Jagd nach Geld, Status und sozialer Absicherung bis hin zum fettgefressenem, satten Deutschen, der zu Hause Frau und Kind hat und in Thailand Kinder fickt. Hartrealitäten kränkester Herkunft, aber eben das, was hinter dem zauberhaften Schein der asiatischen Welt genauso existent ist. Natürlich wird das in all´ den schönen Reisekatalogen der Reisebüros nicht thematisiert. Schaudernd und abgestossen von solchen Weltläufen fragte ich mich im Zuge dieser Themen wieder einmal warum das System, das dahintersteckt, konstant weiterfunktioniert?!? Und während ich so gedankenversunken, grübelnd und sinnierend mit Steve über solche und andere Themen erzählte, stand Steve breitbeinig über einer Biene, die zu schwach zum Weiterfliegen am Steggrund kauerte. Keiner sollte das für`s weltliche, natürliche Gleichgewicht nicht unwichtige Bienchen einfach blinden Fusses platttreten. Soviel Umsicht und Tiefenbewusstsein im Einklang aller Lebenswege wusste mich mit grosser Freude zu beeindrucken.
Nach gut einer Stunde am Alsterufer und Tiefengespräch, wobei ich denke, dass man mit Steve gar keine Gespräche führen könnte, die nur von Oberflächlichkeiten beseelt sind, machten wir uns auf. Steve ist einer jener Freigeister, denen ein Grundmaß an Intensivtiefe bereits in den Adern mitfliesst und somit von Vornherein Gespräche zünden, denen ein weltliches Brennen, ein inwendiges Feuer inneliegt, das nur wenige Originale in sich tragen, gemäß dem Naturgesetz, dass es Menschen gibt, die mit ihrer bloßen Präsenz dem tristesten Ort noch Glanz zu verleihen imstande sind. Steve ist einer dieser UnikatMenschen, umso tiefer gingen die mir heilig gewordenen Gespräche mit ihm rein und bieten selbst aus der Erinnerung heraus noch Brennstoff für den alltäglichen Kampf diese Welt mit all´ ihren hässlichen, perversen, sadistischen Wucherungen tagein, tagaus zu ertragen und nicht unter der Last aller Willkür, Ungerechtigkeiten in die Kniee zu gehen, sondern auch weiterhin die Tage mit dem eigenen Tun und Handeln etwas besser, aufrichtiger zu machen.
Um etwas Erfrischung dürstend, gönnten wir uns noch ein "Gespritztes" (= Aslter; Radler) und standen am Rande eines Biergartens, der von vielen auf schick Getrimmten heimgesucht worden war, denen es teilweise sicher nur um das Gesehen werden ging?! Deren Welt ist ein steter Laufsteg. Doch reich sie auch sein mögen, so (geistig) arm sind sie. Allein die Ausblicke auf all´ die Alltagsgesichter, die an Emotionen leergesaugt waren und eher vor sich hin spielten (im Sinne aufgesetzter Rollen), waren schon von Seltsamkeitseindrücken genug geprägt, als dass man auch nur den Hauch einer Idee daran verschwendet hätte sich auch nur eine Millisekunde zu wünschen das eigene Leben gegen deren konstanten Murmeltieralltag eintauschen zu wollen. Wie hat good old GK-Hazy es so treffend im Song "Dreckfresser" ausgedückt(?): "Da bleib´ ich lieber mein Leben lang ein Dreckfresser...".
Nach diesen Bonusszenen in Sachen Realitätsfilm fuhren wir im direkten Anschluss zu Steve, wobei die Fahrt eher Rahmen unseres sich fortsetzendes Gespräches war, das Themenarmut nicht kannte. Zwei mit/ aus einem Geiste. Und während wir in Steve`s Wohnung ankamen und weiter plauderten, entschlossen wir uns auf die Spontanschnelle doch noch ein, zwei Bierchen zu gönnen. Es ging kurz noch einmal zur Tanke um die Ecke, um die angehende Nacht bis ca. 1:00 Uhr mit noch mehr Geist füllen zu können.
Wir beschlossen dann der Vernunft Tribut zollend unserer Müdigkeit nachzugeben, zumal Steve ca. 8:00 Uhr losmusste in Richtung Arbeit.
Donnerstag, 26.06. 2.014
Hörnerfest, Anreisetag
Ich beschloss Dude und Crewkollege Dennis direkt zu frühmorgentlicher Stunde zu kontaktieren, da ich in der zurückliegenden Nacht nicht daran gedacht hatte bzw. als ich daran dachte war es bereits viel zu spät in der Nacht. Dennis würde mich per Auto mit zum Hörnerfest nehmen. Ohne Schwere auskommend, machten wir für 9:00 Uhr einen Treffpunkt aus, an dem mich Steve netterweise per Auto absetzte. Seltsamerweise war ich vollends wach. Ob das an der Morgendusche gelegen hat? Naja egal. Schon aus gut 100 m Entfernung konnte ich den bärtigen Psycho-Punk-Metaller mit seiner Patches-übersäten Kutte erkennen. Strahlen der Wiedersehensfreude kamen auf. Einen innig-kurzen Dank per kurzer Umarmung und Handschlag mit Steve zum Abschied später saß ich dann auch schon bei Dennis im Auto auf dem Weg zu ihm nach Hause, wo seine Herzensdame Geraldine bereits mit frischen Kaffeeduft und Brötchen aufwartete. Nicht selbstverständlich solche Gastfreundschaft! DANKE noch einmal dafür! Da durfte schon einmal das Gefühl von leichtem Luxus aufkommen, zumindest gab mein Gaumen wenig später den ersten Luxusstern dieser Tage an mein inneres Memo-Informationszentrum zur Registrierung frei.
Zwischen Tischabräumen, weiteren Tassen Kaffee und kurzem Internetcheck, packte Dennis derweil seine Habseligkeiten zusammen, unter denen seine zu internem Ruhm erlangten Mix-CDs waren, die immer wieder für skuril-feucht-fröhliches Partyfundament am Grill beim Hörnerfest (sowie beim "Headbanger`s Open Air") sorg(t)en. Teil einer der Mix CDs für die Saison 2.014 war auch der fiese Ohrwurmgriller "Atemlos durch die Nacht" von Helene Fischer, das ich endlich aus dem Ohr gehabt zu haben glaubte nachdem ich den Song weirdo-mäßiger Weise bei einigen Proben mit Die Zusamm-Rottung immer wieder wie aus dem Nichts im inneren Ohr hatte. Nicht einmal eine mit allen Schikanen amtliche Exorzismusaustreibung hätte diesen Ohrwurm aus mir bekommen. Die Geister, die man NICHT freiwillig gerufen hatte... ;-)
Schon von dem Moment an als Dennis den Song das erste Mal bei sich Hause anspielte, waren diese schrägen Geister zurück in meinem Ohr und hatten mich felsenfest im Griff, welche meiner sonstigen, musikalischen Faves ich diesen Geistern auch entgegenschmetterte... egal wie catchy, wie fett die Hook meiner sonstigen Faves auch war, Helene Fischer`s sexy Body und ihr Gesicht vor`m innerem Filmzentrum und der Hang zum lockerleichten Freidrehen, was sich u. a. auch von der Wiedersehensfreude nährte, war die richtige Mischung für den Cocktail für eine gute Zeit fern aller sonstigen Kopflastigkeiten.
Mit jenem, eben beschriebenen Stimmungscocktail fuhren wir wenig später los, um das dritte "D" unseres Fahrgespanns in Persona von Dirk abzuholen. Das "Doppel D" Grillteam Dirk & Dennis setzt Jahr um Jahr wieder den Arsch auf den passenden Eimer, somit war freidrehender Irrsinn in Sachen Blödeleien vorprogrammiert und Sprücheklopfen als hätte man die 20 Jahresmarke nie überschritten. Kaum hatten wir Dirk dem Alltag entrissen ging es direkt los. Die Mucke aus der Anlage von Dennis`s Auto sprengte auch die letzten Reste kopfschwerer Gedanken sonstiger Alltagsläufe weg. Stellt Euch Szenen aus dem Kultfilm "Wayne`s World" vor, wenn Wayne und Garth zu Mucke von Queen abrockend durch die Gegend cruisen - nur mit dem nicht belanglosen Unterschied dass bei uns u. a. Helene Fischer`s "Atemlos durch die Nacht" bei unüberhörbarem Volume-Pegel lief. Just in dem Moment als die gute Helene mir inwendig gerade zur Göttin Helena wurde und mir als singende Gespielin zu Leibe rückte, standen wir tatsächlich gerade mitten in Hamburg an einer Ampel, die auf Rot stand, neben einer Bushaltestelle. Die richtige Mischung an Generationen setzte dem Moment die richtige Würze auf, neben einigen Teenagern noch einige betagtere Damen und auf der anderen Autoseite ein Mercedes Cabrio mit einer fein situierten Altreichen, die stilecht gekleidet auf schwer im Markenmodetrend machte. Mittendrin wir, ein bärtig-gepiercter mit Psychobilly-Punk-Metal Explosionen in der Fratze, dahinter ein reifer Metalhead, der sich wie ein Kind über jeden noch so kleinen Freidrehirrsinn freute und auf der Beifahrerseite meine Wenigkeit lauthals den Refrain von Helene`s "Atemlos durch die Nacht" mitträllernd schmetternd, so als ginge es darum Helene aus dem Autoradio herauszubeten bis sie brav wie eine Kitty Kat auf meinem auf den Schoß säße. Es muss für die Menschen um uns herum ein Bild in expressionistischer Schrägsonderlage gewesen sein, jeder von uns war inwendig in seinem eigenen naturbelassenen, unbeschnitten-grenzenlosen Irssinnsfilm und am Ende vereint durch Helene`s Soundtrack, der unseren Willen zum ultimativen Feierwahnsinn mitten in Hamburg zum Ausbruch brachte. Irrsinn pur, aber unbezahlbarer Spass! Wir hatten also einmal wieder das Freiticket zur Saisoneröffnung gelöst und düsten dem Alltag entfliehend völlig frei davon in Richtung Brande-Hörnerkirchen.
Irgendwann Mittags waren kamen wir dann nach einem kleinen Abstecher bei unserer Crewkollegin Rebekka auf dem Gelände an. Der Himmel suggerierte baldigen Regen, weshalb wir uns anschickten unsere Zelte direkt aufzubauen und erst danach an Kaffee und Erstchecks zu denken. Ich muss zugeben ein Zelt aufzubauen ist noch meine favorisierte Sache gewesen, allein schon der Statik wegen, aber am Ende stand es dank der Hilfe vom "Doppel D" Team doch noch sturmfest. (THANX noch mal!) Nun durfte die Begrüssungsrunde mit Kaffe und Erstchecks auch ihre Bahn ziehen. Wahrlich mit jedem weiteren Jahr freut man sich ein bisschen mehr, vor allem über die altbekannten Crewgesichter. Ich möchte gewiss nicht arrogant wirken, aber bei einer Festivalcrew schafft man es seltenst jedes neue Gesicht wahrzunehmen, schon gar nicht, wenn noch nicht (mittels Crewpass/ -shirt) ersichtlich ist wer zum Staff gehört.
Bei meiner Runde begrüsste ich Crew-Orgachef Matze A., die Tresenleute, Sybille und Thomas (Veranstalterfamilie) + deren Tochter Maxine, sowie einige Crewleute aus Berlin z. B.. Da die Shirts für meinen Stand sich noch in der Druckerei befanden, konnte ich mir erst einmal einen Kaffee gönnen, während Dirk als "Doppel D" Teamhälfte bereits fleißig die Grillkohle zum Glühen brachte und die Musiker von Waldkauz die Bühne für ihr Eröffnungsset liebevoll bebauten.
Es dauerte auch nicht mehr allzu lange und die Shirts kamen an, so dass ich (wie jedes Jahr) mit dem Counting Check beginnen konnte, der so in etwa wenigstens eine Stunde Zeit fordert. Während ich so am Shirtzählen war, kam auch SMS-Nachricht von "Elfen"-Peti, die gerade Feierabend hatte und freundlicherweise einen Schlafsack für mich über hatte, so dass ich deutlich weniger Gepäck bei der An- und Abreise hatte. (Tausend Dank noch einmal dafür Peti!!!) Wir verabredeten just die Zeit für das Treffen in Sachen Übergabe. Somit hatte ich dank Grillmaster Dennis und Peti insgesamt 3 Schlafsäcke (Peti hatte letztlich einen mehr über), so dass ich vor nächtlicher Kälte keine Bange haben musste. Gerade solche kleinen-, nicht selbstverständlichen Gesten im Leben sind es, die auf eine wohltuend unkomplizierte, selbstlose Weise ein guter Beweis sind, dass das Leben oft unnötig beschwert/ erschwert/ kompliziert wird. Solange man sich untereinander hilft ist das Leben um Längen und Weiten schöner! Aber gut, das ist schon wieder ein gänzliches anderes Thema, die an anderer Stelle Raum finden darf.
Nachdem ich die Schlafsäcke von Peti nach Abschluss der Shirtzählung in meinem neuen zu Hause für die nächsten Nächte verstaut und das Zeltinnere damit zu einem Kleinod einer Wohlfühloase gemacht hatte, gönnte ich mir etwas Magenfüllung und sah mir ein paar Lieder der bereits spielenden Waldkauz Musikanten an. Ich war überrascht und positivst von der Ausstrahlung dieser Spielmänner und Spielfrauen erfasst worden. Vor allem Gina und Nina lag eine lange nicht mehr erlebte positive Ausstrahlung inne, die beim bloßen Anblick ihr Ziel nicht verfehlte. Intensivtiefst eins mit ihren jeweiligen Instrumenten konnte man nur noch von einer innigen Umarmung an Positivität sprechen. Jedenfalls ging es mir so, was auch der Umblick untermauerte, der an optischen Facetten vom Pagan Metalhead, über Punk bis hin zum Mittelalterfan. Genau das macht u. a. immer wieder das Ambiente, die Atmosphäre des friedvollen Hörnerfestes aus.
Dass es aber auch mal kleine Ausnahmen gibt, die dank der Umsicht der gesamten Hörnerfest Crew nicht ausser Kontrolle geraten, belegte ein Junggeist, der sich fern jeglicher Realitäten in stürmischen Wellengang befand und einigen Crewleuten, wie auch einem ihn um eine Kopflänge überragendem Berserker, in seinem bierseligem Übermut an Risikosuche ein paar Sprüche entgegenlallte. Jeder der Angesprochenen nahm die Sprüche aber gelassen in sich hineinschmunzelnd hin, sprich nicht zu überernst/ persönlich, zumal der junge Mann in seinem Wellengang schwer mit dem drohenden Schiffbruch, quasi dem Grundlauf zu kämpfen hatte. Auch das ist ein weiteres Indiz dafür, dass nicht nur die Crew, sondern auch die Gäste des Hörnerfestes friedvoller Natur sind und keiner bewusst auf Streit gebürstet ist. Um es vorwegzunehmen: Der junge Mann kam in den Tagen darauf mehrmals auf seine Sprücheopfer zu und entschuldigte sich mehrmals reumütig aufrichtig, was man ihm respektvoll hoch anrechnen muss.
Was bereits an diesem Abend auffiel war der kreative Facettenreichtum in Sachen Blickfang der Hörnerfestbesucher. Ob mitgebrachte Stofftiere oder auch mit Gaffatape und vermutlich Pappe/ Plastik(?) gebastelte Utensilien... es gab was für`s Auge frei Haus. Erlaubt ist was gefällt und Spass macht. Der Abend selbst fand ein recht frühes Ende aus meiner Sicht, da ich fit für die kommenden Tage bleiben wollte.
Freitag, 27.06. 2.014
Erster Festivaltag.
Das in diesem Jahr symbolisch dem Schwarzraben Corvus Corax (<= *hier ist die Rabengattung gemeint, nicht die Mittelalterspielmannstruppe.) zugewandte Hörnerfest sollte für den ersten Festivaltag bereits zur Mittagsstunde beginnen, weshalb ich mich auch schon in der Zeitdrehe 8:30-9:00 Uhr vom Handywecker zum Jogginglauf rufen ließ. Von den Temperaturen nahezu perfekte Atmosphäre für den Lauf, der mich nicht nur fit werden, sondern auch Wachwerden ließ. Nach dem Lauf am ländlichen Felderidyll vorbei trugen mich meine Füsse dem geradlinigen Weg folgend gute 20 Minuten von Musik in den Ohren umrahmt umher, während ein paar einzelne Tropfen von oben herkommend erfrischten. Etwas erstaunt war ich als ich einen kleinen Jungen langsam an mir vorbeifahren sah an mir, der mit Schulranzen auf dem Rücken und Kinderfahrrad völlig allein (vermutlich in Richtung Schule?!) fuhr. Mit grossen Augen musterte der kleine Kerl mich im Vorbeifahren, während ich mich ernsthaft fragte wie man heutzutage sein Kind mutterseelenallein auf den Schulweg schicken kann, gerade in einer Region in der das nächste Haus grösstenteils kilometerweit entfernt liegt. Aber gut, möglicherweise sehe ich das auch zu engstirnig?! Ich für meinen Teil würde mein(e) Kind(er) allerdings heutzutage niemals allein losschicken, dafür gibt es zuviele vom Geiste her kranke Menschen.
Zurück auf dem Gelände schickte ich mich an die Crewdusche zu entern, was auch recht fix für meine Verhältnisse vonstatten ging. Mit Frischegefühl gewappnet konnte es gegen 10:30-11:00 Uhr an den Standaufbau gehen, was dank fleißiger Crew-Hands auch recht schnell Bewerkstelligung fand, die mir beim Shirtkartonstragen halfen. Nichts desto trotz sind die Besucher naturgemäß neugierig und fragten bereits während des Aufbaus nach wann ich den Verkauf starten würde?! Auch die ersten Detailfragen nach den jeweiligen Artikeln kamen vor. Spätestens in jenen Momenten war man vollends (mental) zurück beim Hörnerfest. Neben meinem Stand baute Maxine, die zur Veranstalterfamilie gehört, ihre Utensilien am Stand neben mir auf. Kurz vor Beginn der Eröffnungsband Vanir (12:00-13:00 Uhr) konnte ich den Stand als eröffnet betrachten. Es hatte sich bereits eine amtliche Schlange an Kaufwilligen gebildet, die ihr Ende ausserhalb meines Blickfeldes nahm. Unglaublich! Und das bereits am ersten Tag!
Auch dieser Tag wartete mit diversen Highlights der Kreativität auf, während ich verkaufte und die aufspielenden Bands zwar vereinzelt mehr oder weniger wahrnahm, aber das (anders als die Jahre zuvor) eher beiläufig wie Hintergrundmusik notierte. Um aber die weiteren Bands wenigstens erwähnt zu haben, seien die Namen an dieser Stelle in chronologischer Abfolge genannt: Skiltron, Punch 'N' Judy, Heimaterde, Svartby, Potentia Animi. Bis zu dieser Band spielte jede der Bands eine gute Stunde, was natürlich sowohl für Bands, wie auch Besucher/ Fans Vorteile mitbringt. Parallel dazu gab es in den Umbaupausen auf der Marktbühne (ausserhalb des Infields, wo die Hauptacts spielten) abwechselndes Programm vom Gaukler Cyrano, Waldkauz und später auch von Freiwächter und einer Feuershow vor dem Hauptact.
Etwas mehr bekam ich dann erst mit allmählich aufkommender Ruhe mit, da sich diverse Shirt- und Jackengrössen bereits vollends ausverkauft hatten. Zwei Tanzwut Spielmänner besuchten mich jeweils einzeln auch kurz am Stand. Vor einigen Jahren hatte ich einem Kurzintermezzo gleichbedeutend für einige Monate ein wenig mehr mit Tanzwut zutun. Kleine Kumpelschaften blieben, während ich zum Grossteil der Band keinen Kontakt mehr habe. Aber wie das im Leben so ist, Menschen kommen und gehen eben. Ich für meinen Teil habe meinen Frieden mit vielen Dingen aus der Vergangenheit gemacht, vielleicht auch, weil ich für mich und mein Leben meine inwendigen Konsequenzen gezogen habe. Mehr Worte braucht es dazu nicht.
Tanzwut (23:30-01:30) hatten nach einem von Schatten gerittenem Auftritt beim Hörnerfest 2.011 verlorenen Boden wieder gutzumachen, zumal jener Auftritt bei vielen Besuchern und Crewleuten so einiges an bitteren Staub hinterlassen hatte. Im Vorausblick auf den nächsten Festivaltag hatte ich meinen Stand bereits geschlossen, um noch Verkaufsmaterial für den nächsten Tag in petto zu haben, so dass ich mir die Tanzwut Show bei einem Bier ansehen konnte. Fairerweise muss ich sagen, dass die Musiker ihren "Job" bestens erledigten, vor allem Renè (der als Ersatz für Martin Ukrasvan zur Band gestossen war) verlieh dem Sound und der Show selbst nebst Shumon (Drummer) und Zwilling (Bass; Dudelsack) für mein Empfinden die musikalische Zentrumsgrundlage der Tanzwut Show. Die Hörnerfest Besucher jedenfalls feierten Tanzwut gut ab und brachten den Hauptstädtern auch noch Zugaben ein. In sofern haben Tanzwut einiges an verlorenem Boden wieder gut machen können.
Die Mittnacht war längst überschritten und es ergab sich, dass ich noch ein wenig mit abhing und auch der guten Helen-Helena-Gottheit am Grill lauschte als sie wieder die Ohrwürmer in meinen Gehörgängen zur Schicht rief, wenn sie ihrer Atemlosigkeit in der Fortsetzung meines Kopfkinofilms ihren Gelüsten Ausdruck verlieh. Der Wille zum Wahnsinn war neu entfacht. Ich bereit zu allem, zu was auch immer, ich wäre dabei gewesen. Am Ende lernte noch die nette Claudia aus Hamburg kennen, mit der ich noch gut abgelacht habe, bevor ich sie dem längst Kurzwahnsinn noch einmal entkommen dem Anstand folgend zu ihrem Zelt brachte und direkt im Anschluss in meine eigene Wohlfühlbehausung übersiedelte, um wenigstens noch ein paar Stunden Schlaf zu haben.
Samstag, 28.06. 2.014
Zweiter Festivaltag.
Ich meine dass es etwas mehr als 4 Stunden Schlaf waren, bis mein Handywecker den Weckruf in Richtung meiner noch schlafersehnenden Gehörgänge absetzte. Zugegeben manches Mal muss man seinen inneren Fuss mit etwas mehr Willen schwingen, um sich selbst disziplinmahnend in den Allerwertesten zu treten, so dass man aus dem Zelt kriecht und in die Gänge kommt. Die Joggingrunde wurde quasi spontan zugunsten von etwas mehr Schlaf auf den nächsten Tag verschoben, was ich seltenst tue, aber irgendwie wird man(n) anscheinend doch leicht älter, haha?! Ich zog es an diesem Morgen also (mir selbst gönnerhaft zuspielend) vor den Duschgang und einen schnellen Kaffee die Erstpriorität des Tages zu geben, bevor ich mich an den Standaufbau machte.
Noch vor dem Standaufbau wurden nach kurzer Besprechung mit Veranstalter Thomas Tegelhüter noch einmal Shirts bei der Druckerei nachgeordert, um denen, die leer ausgegangen waren doch noch die Möglichkeit eines Leibchens offerieren zu können. Gesagt, getan, Standaufbau. Dass die Nachbestellung rausgegangen war, bestätigte die Grösse der Nachfrage letztlich selbstredend. Ich hatte zwar noch vereinzelte Restbestände der sogenannten Übergrössen da, aber in der Drehe 16:00 Uhr würde auch für die restlichen Grössen Nachschub kommen. Der Ausverkaufsrekord vom Vorjahr war bereits am Tag zuvor gebrochen worden. Ich staunte nicht schlecht.
Das Tagesprogramm wurde an diesem Tag auf dem Marktareal mit einer mittelalterlichen "Gerichtsverhandlung" eröffnet, bevor Baldrs Draumar gegen 12:00 Uhr das Infield eröffneten und ihnen je nach 60 Minuten Spielzeit die Bands Metusa, Firkin, Feuerseele, Gernotshagen folgten. Dazu boten als Umbaupausenprogrammauf dem Marktareal Gaukler Cyrano, Waldkauz, Bruchenball, Freiwächter und die Feuershow vor dem Hauptact des Infields das ergänzendes Programm.
Währenddessen kam auch die Hamburgerin Claudia am Stand vorbei und meinte zu mir, dass sie beim Blick zu mir und meinem Stand nur dachte "Da war doch noch was...?!". Etwas ungläubig fragte ich leicht staunend "Da war doch was?"... der liebe Alkohol hatte der sympathischen Dunkelfee das Erinnerungsvermögen leicht benebelt. Sachen gibt`s... und das nur Stunden nach der Verabschiedung im Morgengrauen. Nun ja, wie das Leben so spielt(e). ;-)
Wenig später traf dann auch der Shirt-Nachschub ein und der Verkauf lief nahtlos flüssig weiter in den Abend hinein. An Sitzen und grosse Pausen ist dabei nicht zu denken, was auch besser so ist, da einen sonst nur die Müdigkeit zu packen bekäme. Die musikalische Hintergrundbeschallung von Ignis Fatuu, Cruachan, der Feuershow auf dem Infield führten mich in den Feierabend. Den Hauptact Letzte Instanz (23:30-1:00 Uhr) hatte ich mir fett auf dem inwendigen Zettel rot angestrichen, zumal ich mich dann und wann (über die letzten Jahre hinweg) immer wieder einmal mit dem ebenfalls in Berlin lebenden Letzte Instanz Sänger Holly Loose geschrieben und verabredet hatte. Leider lag bislang immer ein kleiner Too Busy Fluch meinerseits über dem Zustandekommen bezüglich Treffen und/ oder Konzert-/ Lesungsbesuch bei Holly. Logisch, dass man sich bei dieser sich anbietenden Gelegenheit zumindest den Grossteil des Letzte Instanz Konzertes ansehen möchte, was ich natürlich auch tat.
Und was letzte Instanz darboten war eines Headliners mehr als würdig. Musikalisch felsenfest im Sattel und den Spass am Spielen/ Singen konnte man förmlich riechen. Wenngleich ich persönlich nicht gerade der textsicherste Kenner der Discographie von Letzte Instanz bin, gefielen mir vor allem die tiefgehenden Songs wirklich gut. Ich hatte die Letzte Instanz vor Jahren (24.02. 2.008) im Rahmen ihrer "Die weisse Tour 2008" in der Berliner Passionskirche mit einem Akustikset erlebt und erkannte zumindest meine Favoriten "Jeden Morgen" und das David Bowie Cover "Helden" ("Heroes") wieder und erfreute mich dieser beiden Unter-die-Haut-Gänger. Nach so vielen Tourneen und all´ den Side-Projekten, die z. B. Holly Loose über die Jahre so an den Start gebracht hat, hätte es mich quasi auch gewundert, wenn sie beim Hörnerfest kein triumphales Konzert gespielt hätten?! Die Realität dieser musikalischen Sternenäonen legte sich auf jeden Fall über das von der Nacht geküsste Infield, deren zuhörende Besucher mir in jenen Momenten wie ein Köpfe-Meer aus positiv-verträumten Gebannten zu sein schien. Derweil hatte ich bereits die erste Flasche Mexikaner im Schlepptau, während die gute Frau Schmidt neben mir mich derweil an Pornodarsteller und einen alten Hip Hop Evergreen von "Der Wolf" ("Oh Shit Frau Schmidt") erinnerte.
Ich rief innerlich die Sonne in die Nacht, denn an Schlaf wollte ich vorerst so gar nicht denken und auch nicht glauben, im Gegenteil, schliesslich stand das Treffen mit Holly Loose auch noch auf der inwendigen To Do List. Und wie das mit zeitlichen Läufen positiv gewogener Schicksalswege so ist, fand ich mich wenig später Backstage ein, um Holly Guten Tag zu sagen. Allerdings hatte ich bewusst ein wenig Zeit verstreichen lassen, da Musiker manchmal auch erst einmal etwas vom Adrenalinschub runterkommen wollen, bevor sie ready für Smalltalks sind. Es war etwas Zeit verstrichen und Holly zeigte sich freudig über das Aufeinandertreffen als ich ihm meine Hand zur Begrüssung entgegenstreckte. Ich lud ihn noch auf einen Gang zum Bierpilz auf dem Marktgelände ein, um noch ein wenig im Gespräch schwelgen zu können. Letzte Instanz Cellist Benni Cellini kam direkt spontan mit und so liefen wir zielstrebig zum Bierpilz, während wir in regem Austausch plaudernd der Nacht Tagesweiten verliehen.
Frau Schmidt scherzte derweil mit Verena, die ich noch vom Vorjahr kannte. Da das Wiedersehen mit Verena schon in den Nachmittag gefallen war, konnte ich mich auch ganz dem Gespräch mit Holly widmen, der leider nur begrenzt Zeit hatte bis sein Curfew-Call kam. Wir versprachen uns in Berlin mal in Ruhe zu treffen, womit Holly und Benni Cellini dann auch in die Nacht entschwanden.
Mit einigen Leuten zusammen ließ ich das Hörnerfest 2.014 mal ein wenig ruhiger als die Jahre zuvor ausklingen konnte, zumal ich in jenen Momenten gar nicht so recht realisieren konnte wie schnell das diesjährige Hörnerfest durchgerauscht war.
Fazit für`s Hörnerfest 2.014: Man sah viele neue Gesichter, einige Besucher vom Vorjahr fehlten leider (an dieser Stelle z. B. auch liebe Grüße an Maddi nach England!), aber alles in allem war es einmal wieder ein rundum gelunges Festival dank der gesamten Crew, des Veranstalters und aller Musikanten. Nun darf ich dem bald stattfindendem Headbanger`s Open Air mit Vorfreude entgegenblicken.
Besonderer Dank geht an Katrin: https://www.facebook.com/CorneredRingART für die zur Verfügung gestellten Bilder!
Danny B.
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